A leaner Apple

Mac OS X 10.6 Carbon-frei?

Über das nächste iPhone lässt sich kaum noch etwas neues orakeln, deshalb dreht sich die Gerüchteküche verstärkt um das angebliche Mac OS X 10.6, Projektname "Snow Leopard". Ein Update, welches sich laut Meldungen ArsTechnica und anderen Webseiten hauptsächlich der Stabilität und Sicherheit und weniger neuen Funktionen widmen wird - und dabei nur noch auf Cocoa basieren soll. Was aber bedeutet das für den Nutzer?

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Als Apple mit Mac OS X einen Schnitt gegenüber OS 9 machte, war man nicht in der Position, Firmen wie Microsoft und Adobe vorzuschreiben, ihre Anwendungen für die Laufzeit- und Entwicklungsumgebung Cocoa zu portieren. Mit Carbon schuf Apple eine Brücke für viele ältere Anwendungen und für die Programme, die aufgrund plattformunabhängiger Entwicklung auf eine andere Sprache als Objective-C liefen. Der Carbon-Applikationsunterbau mit OS-9-Wurzeln ist eine langsam auslaufende Technologie, während sich die Carbon-API auch aus Cocoa-Anwendungen benutzen lässt. Da Apple nicht alles in Cocoa implementiert hat, bleibt einigen Programmen gar nichts anderes übrig, als auf die Carbon-API zuzugreifen.

Noch ein Unterschied zwischen der Cocoa- und Carbon-API betrifft vor allem speicherhungrige Anwendungen: Cocoa ist 64 Bit, während Carbon 32 Bit ist. Die Arbeit an einer 64-Bit-Version von Carbon hatte Apple überraschend eingestellt - und damit andere Entwickler (Adobe) und hoffentlich auch die eigenen Programmierer (Final Cut Pro ist eine Carbon-Anwendung) dazu gezwungen, auf Cocoa umzustellen.

Was ArsTechnica in den Raum gestellt hat (allerdings unter Vorbehalt), ist, dass Apple in Mac OS X 10.6. radikal im Carbon-Bereich die Axt einsetzt. Damit bleibt allerdings völlig offen, was damit gemeint ist, also ob mehr Apple-eigene Anwendungen Cocoa nutzen, Carbon als Unterbau komplett stirbt oder auch die API eingestellt wird.

Ein allzu radikaler Schritt wäre eher unwahrscheinlich, denn dann müsste nicht nur ein Programmierteam in Cupertino Überstunden schieben, um die ganzen Apple-Carbon-Anwendungen umzuschreiben, sondern man würde auch so manchen Entwickler von Multiplattform-Programmen vergraulen. Bis vor kurzem hat man schließlich Signale ausgesendet, dass die Carbon-API weiterentwickelt wird.

Apple könnte Entwicklern aber auch mehr Auswahl bieten: Das, was bis jetzt nur auf unterster Ebene erreichbar ist, könnte Apple weiter abstrahieren. Angesichts der Wechsel, die Entwickler in den letzten Jahren bereits mitmachen mussten, ist dies das realistischere Szenario. Ein Mac-Tablet wird mit Carbon-Resten nicht schlechter laufen und dem iPhone-Akku ist es auch relativ gleichgültig, was für Technologien im OS X schlummern. Das Apple im OS X iPhone einen Schnitt gemacht hat, eignet sich kaum als Indiz für Mac OS X: Für das Mobiltelefon muss ohnehin die Benutzeroberfläche neu erstellt und Programmkonzepte überdacht werden.

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>>Das Apple im OS X iPhone einen Schnitt gemacht hat, eignet sich kaum als Indiz für Mac OS X[..]

"Dass" bitte mit Doppel-S, wenn es keinen Relativsatz einleitet.

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