- 52 Apps im App Store hatten Verbindungen zu US-sanktionierten Unternehmen, darunter russische Banken und chinesische Organisationen.
- Apple entfernte nur 35 der gemeldeten Apps und bestreitet, dass alle gegen Sanktionen verstoßen.
- Das Unternehmen hatte bereits 2019 ähnliche Verstöße selbst gemeldet und Verbesserungen versprochen.
Apple steht in der Kritik, nachdem ein Bericht aufdeckte, dass der App Store unerlaubt Apps von US-sanktionierten Unternehmen hostet. Das Tech Transparency Project identifizierte 52 Apps mit Verbindungen zu russischen Finanzinstituten und chinesischen Organisationen. Apple entfernte 35 der gemeldeten Apps und bestreitet, dass alle gegen Sanktionen verstoßen, obwohl das Unternehmen bereits 2019 ähnliche Verstöße selbst gemeldet hatte.
Dutzende Apps von sanktionierten Unternehmen im App Store
Laut einem Bericht des Tech Transparency Project, einer gemeinnützigen Interessengruppe, wurden 52 Apps im App Store gefunden, die Verbindungen zu Organisationen auf der Liste der Specially Designated Nationals des US-Finanzministeriums aufweisen. Diese Bezeichnung verbietet US-Unternehmen Geschäftsbeziehungen mit diesen Einrichtungen.
Zu den identifizierten Organisationen gehörten russische Finanzinstitute wie die Gazprombank und die National Standard Bank, die Moskaus Invasion in der Ukraine unterstützen. Auch das chinesische Xinjiang Production and Construction Corps (XPCC), das wegen seiner Beteiligung an der Unterdrückung uigurischer Minderheiten sanktioniert wurde, war vertreten. Eine weitere App wurde von einem Unternehmen betrieben, das einem mutmaßlichen litauischen Drogenhändler gehört.
Die sanktionierten Organisationen nutzten offenbar Namensvarianten, Tarnentwickler oder teilweise Verweise, um ihren Sanktionsstatus zu verschleiern.
Googles Play Store ebenfalls betroffen
Der Google Play Store wurde ebenfalls dabei erwischt, 18 Apps ähnlich sanktionierter Organisationen zu hosten. Google entfernte nach Kontaktaufnahme durch die Washington Post alle bis auf eine App. Apple beseitigte während oder nach der Untersuchung 35 von 52 Apps. Das Unternehmen bestreitet, dass alle gekennzeichneten Apps gegen Sanktionen verstoßen, erklärte jedoch, den Überprüfungsprozess zu verbessern.
Frühere Verstöße und gebrochene Versprechen
Apple hatte sich bereits nach einer Einigung mit dem Finanzministerium im Jahr 2019 verpflichtet, die Erkennung von Sanktionen zu verbessern. Damals ging es ebenfalls um Namensvariationen. Das Finanzministerium hätte Apple zu diesem Zeitpunkt mit mehr als 70 Millionen US-Dollar bestrafen können, akzeptierte jedoch eine Einigung von weniger als einer Million US-Dollar. Der Grund: Apple hatte den Verstoß selbst gemeldet, hatte in den vorangegangenen fünf Jahren keine Verstöße begangen und versprach, seine Sanktionssuchtools zu überarbeiten, um Rechtschreibung, Großschreibung und länderspezifische Geschäftssuffixe vollständig zu erfassen.
Die SDN-Liste des US-Finanzministeriums führt Personen und Organisationen auf, mit denen US-Unternehmen keine Geschäfte tätigen dürfen. Die Sanktionen werden verhängt, um nationale Sicherheitsinteressen zu schützen oder Menschenrechtsverletzungen zu ahnden. Verstöße können zu erheblichen Geldstrafen für US-Unternehmen führen.
Rechtsexperten weisen darauf hin, dass diese frühere Vereinbarung Apples Haftung nun erhöht, da die neuesten ähnlichen Versäumnisse darauf hindeuten, dass die versprochenen Verbesserungen unzureichend waren. Die Erkenntnisse stellen auch Apples langjährige Behauptung infrage, dass der App Store eine sichere und vertrauenswürdige Umgebung für Nutzende bietet.
Technische Herausforderungen bei der Sanktionserkennung
Die Umgehung von Sanktionskontrollen durch die betroffenen Unternehmen zeigt die technischen Herausforderungen auf, vor denen Apple und andere Plattformbetreiber stehen. Namensvariationen, unterschiedliche Schreibweisen und die Verwendung von Tochtergesellschaften erschweren die automatische Erkennung sanktionierter Einrichtungen erheblich.
Dennoch wird von einem Unternehmen wie Apple erwartet, dass es robuste Systeme implementiert, um solche Umgehungsversuche zu erkennen. Die Tatsache, dass ähnliche Probleme bereits 2019 auftraten und nun erneut festgestellt wurden, wirft Fragen zur Wirksamkeit der damals versprochenen Verbesserungen auf.
Auswirkungen auf Apples Reputation
Die Enthüllungen kommen zu einem ungünstigen Zeitpunkt für Apple, da das Unternehmen weltweit mit verschiedenen regulatorischen Herausforderungen konfrontiert ist. Von Kartellverfahren in mehreren Ländern bis hin zu Kritik an App-Store-Praktiken steht Apple unter zunehmendem Druck, seine Plattformkontrolle zu rechtfertigen.
Der App Store gilt als eines der Kernargumente Apples für sein geschlossenes Ökosystem. Das Unternehmen argumentiert regelmäßig, dass die strenge Kontrolle über den App Store notwendig sei, um Sicherheit und Qualität zu gewährleisten. Berichte über Betrüger-Apps und nun auch über Apps von sanktionierten Unternehmen untergraben diese Argumentation.







