leistungsfähiger Sample-basierter Re-Synthesizer

Test: iZotope Iris

Doch was macht die Klangerzeugung von Iris nun so besonders? Der Sample-basierte Re-Synthesizers gestattet es, mithilfe grafischer Werkzeuge aus jeder beliebigen Audioquelle individuelle Frequenzen auszuwählen und diese in Echtzeit abzuspielen. So können Sie auf atomarer Ebene ins Frequenzgeschehen eines Sounds eintauchen. Die 500 Presets belegen auf eindrucksvolle Weise, was klanglich möglich ist: Die Palette reicht von experimentellen Klangwelten und Drones, über Bässe, Keyboard-, Lead- und Flächensounds bis hin zu Effekten und perkussiven Klängen.

Von   Uhr
3 Minuten Lesezeit

Wenn Sie eigene Sounds erstellen möchten, finden Sie in der 4 GB großen Bibliothek einen reichhaltigen Sample-Fundus mit Synthesizer- und Instrumentenklängen, menschlichen und tierischen Stimmen, Natur- und Maschinengeräuschen sowie Klängen alltäglicher Objekte wie Heckenscheren und Müllcontainern.

Irisierende Klänge

Das Plug-in wartet mit vier Slots auf, wobei drei das Laden einer Audiodatei zulassen. Für den vierten Slot steht ein Oszillator mit klassischen analogen Wellenformen bereit, der zum Anfetten von Sounds verwendet werden kann. Um sich mit den klanglichen Möglichkeiten des Synthesizers vertraut zu machen, bietet es sich an, zunächst ein einfaches Sample zu laden. Sein Grundton wird automatisch erkannt, kann aber auch manuell angepasst werden. Nun lässt sich der Sound wahlweise mit fixer Tonhöhe oder chromatisch auf dem MIDI-Keyboard spielen, wobei das Mapping beliebig angepasst werden kann. Neben einfachem Resampling bietet der Klangerzeuger einen hochwertigen Pitch-Shifting-Algorithmus. Dabei ist es auch möglich, nur einen Ausschnitt des Samples vorwärts oder rückwärts abzuspielen und einen Loop zu definieren.

Natürliche Selektion

Dank der bis ins Detail durchdachten Bedienoberfläche, die auch Funktionen wie Zoom und Undo bietet, gestaltet sich die Bedienung von Iris kinderleicht: Man lädt einfach eine Audiodatei und wählt im Spektrogramm die gewünschten Frequenzen aus. Dabei stehen aus Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop bekannte Auswahlwerkzeuge bereit, darunter auch ein Lasso sowie ein Pinsel mit einstellbarer Größe. Besonders effektiv ist der Zauberstab, mit dem sich komplette Regionen mit ähnlichem spektralen Profil isolieren lassen. Anschließend lässt sich die Selektion nicht nur invertieren, sondern auch auf der Frequenz- und Zeitachse verschieben.

Die Schichten der Iris

Durch das Schichten verschiedener Klangquellen gelingen in der Praxis sehr spannende Sounds. Wie wäre es beispielsweise, aus einem Hundebellen, einem Alphorn und Papierknistern einen ätherischen Flächensound zu kreieren? Für jedes der Samples und das Suboszillatorsignal steht eine individuelle Lautstärkehüllkurve bereit. Des Weiteren kann die Amplitude, Tonhöhe oder Panoramaposition mithilfe eines zum Host-Tempo synchronisierbaren LFOs moduliert werden. Auch die Anschlagstärke und Aftertouch lassen sich zur Steuerung verschiedener Parameter nutzen.

Zur gemeinsamen Formung des Sounds aller vier Layer ist Iris mit einem globalen Multimode-Filter mit zehn klassischen Modellen und eigener Hüllkurve sowie einem LFO ausgestattet. Verglichen mit anderen Sample-basierten Klangerzeugern bietet das Plug-in weniger umfangreiche Synthese- und Modulationsfunktionen. Gerade was die Rhythmisierung der Eingriffe in das Frequenzspektrum sowie die Steuerung der Wiedergabe- und Loop-Parameter anbetrifft, wäre hier noch weitaus mehr möglich gewesen. Dennoch entfaltet Iris bereits in der ersten Version ein immenses Klang- und Suchtpotenzial. Ein dickes Lob verdienen die MIDI-Lernfunktion für alle wichtigen Parameter sowie das clevere Makro-System, das die Beeinflussung mehrerer Parameter mithilfe von acht Reglern gestattet. Zur Klangveredelung sind die Effekte Distortion, Chorus, Delay und Hall an Bord.

Fazit

Eine Geheimwaffe, um Samples neues Leben einzuhauchen? Ein El Dorado für Sounddesigner? Ein Mikrokosmos erstaunlicher Klänge? Iris ist all dies und vieles mehr, denn mit dem inspirierenden Synthesizer können Sie tatsächlich in jedem Klang Musik entdecken. Auch wenn ein so komplexes Plug-in eine gewisse Einarbeitung erfordert, werden sicherlich auch Sie nach einigen ersten Dates dem Charme der wandlungsfähigen Dame erliegen. Dank der komfortablen Bedienung lassen sich auf spielerische Weise selbst aus unspektakulären Samples spannende Hybride aus synthetischen und organischen Klängen erzeugen. Die Ergebnisse sind dabei zwar nicht immer vorhersehbar, aber gerade durch ausgiebiges Experimentieren entdeckt man oftmals spannende neue Sounds.

Testergebnis
ProduktnameIris
HerstelleriZotope
Preis249 US-Dollar
WebseiteiZotope.com
Pro
  • innovative Klangerzeugung
  • immenses Klangpotenzial
  • intuitive Spektral-Funktionen
  • facettenreiche Klangbibliothek
  • ausgezeichnete Presets
  • hochwertige Effekte
  • hoher Bedienkomfort
Contra
  • begrenzte Synthesefunktionen
  • ausbaufähige Werkzeuge
Bewertung
1,9gut

Mehr zu diesen Themen:

Diskutiere mit!

Hier kannst du den Artikel "Test: iZotope Iris" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.

Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.