Digitale Erinnerungshelfer

Die besten Apps: So verwandeln sich iPhone & iPad in digitale Tagebücher

Wer ein Tagebuch schreibt, möchte sich später an Ereignisse in seiner Vergangenheit erinnern können. Wir stellen Ihnen fünf Apps vor, die diese Aufgabe übernehmen.

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Das Herausfordernde an der Führung eines Tagebuchs ist es, sich jeden Tag aufs Neue dazu zu überwinden, überhaupt das Tagebuch zu führen. Doch das ist nicht alles. Tagebücher sind im Endeffekt große Schubladen, in die man alle Dinge hineinlegt, die man in irgendeiner Form aufbewahren möchte. Das sind nicht nur Fakten, Texte und Bilder, sondern vielfach auch Stimmungen, Eindrücke und Gefühle.

Tagebücher haben aber auch häufig eine geschichtliche Bedeutung. Denken Sie nur an das bekannte Tagebuch der Anne Frank, das als historisches Dokument aus der Zeit des Holocaust und Symbol gegen die Unmenschlichkeit des Völkermordes in der Zeit des Nationalsozialismus gilt.

Digital Diaries

Auch wenn Tagebücher aus Papier nach wie vor eine aktive Nutzerschar haben, lässt sich der Trend hin zu elektronischen Tagebüchern nicht aufhalten. Sie haben den Vorteil, dass sie keiner zufällig findet, um unerlaubt darin zu lesen – vorausgesetzt, Smartphone oder Tablet gehen nicht verloren. Die Apps sind mit einem Passwort versehen und die Daten werden nicht ausschließlich lokal abgelegt. Ein weiterer Vorteil eines elektronischen Tagebuchs ist das schnelle Auffinden von Ereignissen mithilfe der Eingabe von entsprechenden Suchkriterien, während das Papier-Pendant viel Geduld und Zeit beim Suchen erfordert.

Elektronische Tagebücher haben aber auch einige Schattenseiten, derer Sie sich bewusst sein sollten. Da die Datensynchronisation zwischen verschiedenen Endgeräten in der Regel mithilfe eines Cloud-Anbieters wie zum Beispiel iCloud oder Dropbox erfolgt, verlieren Sie die vollumfängliche Hoheit über Ihre persönlichen Daten. Insofern sollte es immer möglich sein, die Daten lediglich lokal zu sichern.

Darüber hinaus zeichnet sich das Zeitalter der Digitalisierung durch seine Schnelllebigkeit aus. Kaum jemand kann heute realistisch in die Zukunft schauen, ob die Anbieter von Tagebuch-Apps in einigen Jahren noch auf dem Markt sind. Schlimmstenfalls sind dann alle Ihre Daten verloren. Von daher sollten die Apps solide Export- und Import-Möglichkeiten bieten, die so einen Import in eine neue App ermöglichen, falls dies nötig werden sollte.

Geheimnisträger

Für viele ist das Tagebuch der engste Vertraute, der ein Geheimnis für sich behält. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Sie es analog oder in digitaler Form führen.

Day One: König der Tagebücher

Gut, aber teuer. Das ist der erste spontane Eindruck, wenn man sich zum ersten Mal mit Day One auseinandersetzt. Teuer deswegen, weil Day One die eigentlich interessanten Funktionen nur in einem kostenpflichtigen Abonnement bereitstellt, das per In-App-Kauf abgeschlossen wird. Dafür erhalten Sie Funktionen wie zum Beispiel eine unbegrenzte Anzahl an Journalen, eine unbegrenzte Anzahl an Einträgen, die Möglichkeit zum Hinzufügen von bis zu dreißig Fotos pro Eintrag oder die Synchronisation zwischen allen Apps auf den verschiedenen Plattformen. Wenn Ihnen die kostenlose Grundversion ausreicht, sind die Funktionalitäten unter anderem auf die Führung von nur einem Journal sowie einem Foto pro Eintrag und lediglich auf ein lokales Backup beschränkt.

Gut hingegen, weil Day One eine ansehnliche und aufgeräumte Benutzeroberfläche bietet, die eine schnelle Eingewöhnung ermöglicht. Das Verfassen von neuen Texten oder das Einbinden von Fotos erfolgt wunderbar unkompliziert. Day One gruppiert diese dann automatisch in das Tagebuch ein. Das Hinzufügen neuer Einträge ist auch mit der Apple Watch möglich – entweder mit voreingestellten Kommandos wie „Frühstück“ oder „Arbeit“ oder alternativ per Sprachaufnahme. Was ebenso gut funktioniert, ist das Auslesen von GPS-Daten aus Fotos, um dem Eintrag nicht nur einen Kartenausschnitt beizufügen, sondern auch das Wetter zum Zeitpunkt an diesem Ort festzuhalten. Damit Einträge später schneller auffindbar sind, können Sie Stichworte hinzufügen. Jeder Beitrag, dem ein Ort zugeordnet wurde, wird zudem auf der Weltkarte angezeigt. Wenn Sie diese auf einen bestimmten Ausschnitt beschränken, zeigt Ihnen die App alle sichtbaren Einträge in der näheren Umgebung an.

Inzwischen ermöglicht Day One die Integration von System- oder Webdiensten wie Spotify oder Strava mithilfe seiner IFTTT-Unterstützung und das direkte Einbinden von sozialen Medien wie Instagram, Twitter, Facebook oder Foursquare.

Die Möglichkeiten zum Export von Tagebüchern sind gut, aber nicht unbedingt spektakulär. So unterstützt Day One das PDF-, Text-, JSON- oder HTML-Format, aber kein DOCX-Format als Basis zur Weiterverarbeitung in Word. Die Importmöglichkeiten überzeugen dagegen nicht, weil eine Datenübernahme aus anderen Tagebuch-Apps während des Tests nicht gelang.

Day One ermöglicht es, täglich einen Schnappschuss von der Tagebuchdatenbank in iCloud abzulegen. Damit lässt sich im Notfall zumindest ein Tagebuch mit dem Datenstand des Schnappschusses wiederherstellen. Ein dickes Manko ist, dass Day One die Synchronisation zwischen iOS-, macOS- und Android-App ausschließlich über die hauseigene Cloud anbietet.

Wertung

Entwickler: Bloom Built
Preis: kostenlos, In-App-Käufe ab 3 Euro
Web: dayoneapp.com
Bedienung (30 %):1,5
Leistung (40 %):1,8
Dokumentation (30 %):2,4
Note
1,9
Fazit: Day One ist der Klassenprimus unter den Tagebüchern mit einem überzeugenden Funktionsumfang, den Sie allerdings nur nach Abschluss eines kostenpflichtigen Abonnements erhalten.

Diaro: Tagebuch mit Sprachtalent

Das digitale Tagebuch Diaro ist eine Multiplattform-App für iPhone, iPad und Android-Geräte. Eine macOS-App ist nicht verfügbar, jedoch wird der Zugang zum Tagebuch mit einem Webbrowser ermöglicht. Die iOS-Basisversion ist kostenlos, nervt jedoch durch die eingeblendete Werbung. Diese können Sie durch einen einmaligen In-App-Kauf unterdrücken, mit dem Sie ferner die geräteübergreifende Synchronisation über die Dropbox freischalten. Die Dropbox wird zudem als Speichermedium für Sicherheitskopien verwendet, die Sie alternativ auch nur lokal ablegen können. Die App kann unter anderem Daten aus Day One, Evernote oder Journey einlesen.

Diaro ist intuitiv bedienbar, fällt aber durch eine überfrachtete Benutzeroberfläche auf, was sich insbesondere auf dem iPhone negativ bemerkbar macht. Alle wesentlichen Funktionen für ein Tagebuch wie Sortierung, Schlagwortzuordnung oder Suche sind jedoch vorhanden. Die Einträge werden nach Datum sortiert, lassen sich aber auch mithilfe von Ordnern gruppieren. Einzelne Einträge und Bilder können Sie per E-Mail oder mithilfe anderer Apps teilen.

Die Synchronisation zwischen den verschiedenen Endgeräten klappt nur mäßig, so bleiben zum Beispiel auf dem iPhone anderweitig gelöschte Einträge stehen, auf dem iPad werden hingegen teilweise keine Bilder bei der Synchronisation übernommen.

Wertung

Entwickler: Pixel Crater
Preis: kostenlos, In-App-Käufe ab 5,50 Euro
Web: diaroapp.com
Bedienung (30 %):2,6
Leistung (40 %):3,4
Dokumentation (30 %):3,6
Note
3,2
Fazit: Diaro zeichnet sich durch die Unterstützung von über 30 Sprachen aus, kann aber durch die fehlerbehaftete Synchronisationsfunktion nicht vollumfänglich überzeugen.

Journey: Plattformvielfalt

Journey ist ein Tausendsassa, was die Unterstützung verschiedener Plattformen angeht. Die App ist sowohl für Mac und iPhone beziehungsweise iPad als auch für Windows-PCs und Android-Geräte erhältlich. Darüber hinaus steht auch eine App für Googles Chrome-Browser zur Verfügung.

Alles in allem eine überzeugende Vielfalt, wofür der Entwickler dem Tagebuchschreibenden jedoch gehörig in den Geldbeutel greift. Die Lizenzen müssen pro Plattform einzeln erworben werden, zudem ist eine Synchronisation per Google-Drive-Onlinespeicher nur mit einem Abonnement möglich. Für iOS gibt es auch eine kostenlose Basisversion, die jedoch Funktionen wie das Anhängen mehrerer Fotos an einen Eintrag, das Entfernen von Wasserzeichen oder den Export von Einträgen als DOCX-Word-Datei verhindert.

Die Benutzeroberfläche ist schlicht, aber dennoch ansprechend gehalten. Einige nette Features wie die Kalenderübersicht oder die Visualisierung von Einträgen auf Google Maps erhöhen den Spaßfaktor. Die Tagebücher auf den diversen Endgeräten werden untereinander per Google Drive synchronisiert, was in der Praxis sehr gut funktioniert.

Einen guten Eindruck hinterlassen die vielfältigen Exportmöglichkeiten wie Druck- oder PDF-Ausgabe. Ein Import von Tagebucheinträgen gelang mit der Webversion von Diaro.

Wertung

Entwickler: Two App Studio
Preis: kostenlos, In-App-Käufe ab 4 Euro
Web: 2appstudio.com
Bedienung (30 %):2,2
Leistung (40 %):2,8
Dokumentation (30 %):3,2
Note
2,7
Fazit: Journey ist eine Tagebuch-App mit ansprechender Benutzeroberfläche, die zahlreiche Plattformen unterstützt und vielfältige Exportmöglichkeiten bietet.

Macjournal: Tagebuch für Vielschreiber

Macjournal ist eine Tagebuch-Software, die in jeweils eigenständigen Versionen für iPhone, iPad und Mac erhältlich ist. Während die iOS-Varianten mit jeweils 2,29 Euro preislich noch recht moderat zu Buche schlagen, müssen Sie für die macOS-Version bereits 43,99 Euro auf den Tisch blättern. Die Investition ist jedoch erforderlich, wenn Sie sowohl mobil als auch stationär Ihre Gedankengänge protokollieren möchten.

Sofern sich iPhone, iPad oder Mac im gleichen WLAN-Netzwerk befinden, können Sie jeweils nur zwei Endgeräte zur gleichen Zeit miteinander synchronisieren. Eine Synchronisation per Dropbox oder iCloud ließ sich im Gegensatz zur Produktbeschreibung nicht einrichten.

Macjournal ist keine multimediale Tagebuch-App, sondern vielmehr ein redaktionelles Erfassungssystem zum einfachen Kombinieren von Texten mit multimedialen Inhalten wie PDFs, Filme oder Bilder.

Sie können Tagebucheinträge in der Mac-Version zudem mit Audioaufzeichnungen und gesprochenen Notizen anreichern. Gleichzeitig ist Macjournal ein nützliches Werkzeug zum Veröffentlichen von Tagebüchern im Internet bei den typischen Anbietern, was dem klassischen Blogger entgegenkommen mag.

Die Benutzeroberflächen der iOS- und macOS-Versionen wirken leider antiquiert und damit wenig ansprechend.

Wertung

Entwickler: Mariner Software
Preis: 2,30 Euro
Web: marinersoft​
ware.com
Bedienung (30 %):3,6
Leistung (40 %):3,5
Dokumentation (30 %):3,0
Note
3,4
Fazit: Macjournal eignet sich für Vielschreiber, die eher textorientiert als multimedial unterwegs sind und sich von der angestaubten Benutzeroberfläche nicht abschrecken lassen.

Momento: Sozialer Netzwerker

Momento ist eine Tagebuch-App, die sich ausschließlich auf die Bedienung mit dem iPhone fokussiert und bisher nicht ans iPad angepasst wurde. Die Grundfunktionen sind kostenlos erhältlich, für Funktionen wie einen Touch-ID-Schutz oder die erweiterte Feed-Unterstützung bittet die App per In-App-Kauf zur Kasse.

Die etwas schlichte Benutzeroberfläche täuscht darüber hinweg, dass Momento ein Spezialist für die Verknüpfung mit sozialen Netzwerken wie zum Beispiel Twitter, Facebook oder Flickr ist. Sobald Sie eine Verknüpfung mit einem sozialen Netzwerk angelegt haben, wandern alle Fotos, Texte und sonstige Daten automatisch in die Zeitleiste des Tagebuchs. Darüber hinaus können Sie auch RSS-Feeds für aktuelle Nachrichten einbinden. Ferner lassen sich Orte und Personen mit Schlagworten und Bewertungen versehen.

Grundsätzlich speichert Momento alle persönlichen Daten lokal auf dem iPhone. Backups können Sie zwischen dem iPhone und einem Mac mithilfe der Dateifreigabe von iTunes übertragen und anderweitig sichern. Sofern Sie explizit zustimmen, können die Daten auch in die iCloud geladen werden. Eine Synchronisation mit anderen Geräten ist per iCloud aber nicht möglich, lediglich das komplette Einspielen eines Backups wird unterstützt. Die App lässt sich einfach bedienen, auch wenn die Benutzeroberfläche nur in Englisch vorliegt.

Wertung

Entwickler: d3i Ltd.
Preis: kostenlos, In-App-Käufe ab 1,10 Euro
Web: momentoapp.com
Bedienung (30 %):2,2
Leistung (40 %):2,8
Dokumentation (30 %):3,5
Note
2,8
Fazit: Momento gefällt trotz schlichter Benutzeroberfläche auf Grund der vielfältigen Verknüpfung mit sozialen Netzwerken, die das Tagebuch inhaltlich füttern.

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