Lesezeichen im Griff

Pinboard: So reizen Sie den Internet-Lesezeichen-Dienst aus

Der Online-Dienst Pinboard ist gegenwärtig das wohl beste Werkzeug, um Internet-Lesezeichen plattformübergreifend zu verwalten. Wir stellen den Webdienst sowie die besten Pinboard-Apps für macOS und iOS vor und geben Tipps zur Verwendung.

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In Zeiten leistungsfähiger Suchmaschinen mag die Verwendung von Internet-Lesezeichen archaisch anmuten. Warum eine Sammlung von Internetadressen pflegen, wenn Google, Bing und Co. nach der Eingabe eines Suchbegriffs seitenweise Ergebnisse präsentieren? Wer jedoch nur einmal vergeblich mithilfe einer Suchmaschine versucht hat, eine bestimmte Internetseite wiederzufinden, kennt die Antwort.

If This Than That

Mithilfe des Internetdienstes IFTTT können Sie Pinboard neben Dropbox (siehe Workshop) mit zahlreichen anderen Webdiensten verketten – beispielsweise Lesezeichen, die mit einem bestimmten Schlagwort versehen sind, mit Googles E-Mail-Dienst an einen Kindle weiterreichen oder bei Reddit als Favoriten markierte Beiträge automatisch als Pinboard-Lesezeichen anlegen.

Auch nach einem Vierteljahrhundert haben Internet-Lesezeichen ihre Berechtigung. Daher gehört die Lesezeichen-Funktion zur Standardausstattung eines zeitgenössischen Browsers. Und auch Apple hat in Safari für Mac, iPhone und iPad alles Nötige integriert, um eine Lesezeichensammlung aufzusetzen und zu verwalten. Mit einem Klick, Tipp oder der Tastenkombination [cmd]+[d] wandert eine interessante Webseite in die Sammlung. Dank iCloud-Abgleich kann man auch unterwegs mit dem iPhone neue Einträge hinzufügen und im Bestand stöbern.

Mithilfe sogenannter Bookmarklets kann man schnell und komfortabel Lesezeichen zu Pinboard hinzufügen.
Mithilfe sogenannter Bookmarklets kann man schnell und komfortabel Lesezeichen zu Pinboard hinzufügen. (Bild: Screenshot)

Lesezeichen verpflichten

Was jedoch vielen Nutzern die eigentlich nützliche Lesezeichen-Funktion vergällt, ist die Arbeit, die sie macht. Nur wenn man eine Lesezeichensammlung mit einer durchdachten Taxonomie aufbaut, Lesezeichen in Ordner sortiert und sich um ordentliche Bezeichnungen bemüht, findet man auch nach Jahren das Gesuchte – wenn die Bookmarks dann nicht ins Leere zeigen, weil die Quelle mittlerweile nicht mehr existiert.

Webdienst als Lösung

Eine Lösung für fast alle Lesezeichen-Probleme bietet das Online-Angebot Pinboard. Seit knapp zehn Jahren betreibt Web-Entwickler Maciej Cegłowski diesen Dienst, den er als „asozialen Lesezeichen-Dienst“ vermarktet. Eine Anspielung auf den hohen Wert, den die Privatsphäre der Nutzer hat. Die mittlerweile etwa 25.000 Pinboard-Nutzer entscheiden selbst darüber, ob sie ihre Lesezeichensammlung für sich behalten oder aber Teile bis hin zur ganzen Sammlung mit anderen teilen möchten.

Pinboard anpassen

Um Nutzeranfragen möglichst effektiv bearbeiten zu können, ist die Pinboard-Seite schmucklos. Wen die Tristesse stört, der kann das Aussehen mit Hilfe von CSS-Dateien verändern. Mithilfe der Safari-Erweiterung User CSS kann man der Pinboard Seite ein neues Aussehen zuweisen. Muster findet man in den öffentlichen Pinboard-Lesezeichen, wenn man nach den Tags „Pinboard“ und „CSS“ sucht.

Pinboard ist kostenpflichtig – jährlich wird eine Nutzungsgebühr in Höhe von 11 Euro fällig. Die Funktionsweise von Pinboard ist simpel und grundsätzlich ähnlich dem aus Browsern bekannten Verfahren: Nutzer fügen die URL einer interessanten Seite zu Pinboard hinzu und der Dienst speichert diese ab.

Die Browsererweiterung Cloudmarks erlaubt auch das Stöbern in der Lesezeichensammlung.
Die Browsererweiterung Cloudmarks erlaubt auch das Stöbern in der Lesezeichensammlung. (Bild: Screenshot)

Allerdings besteht ein Pinboard-Lesezeichen nicht lediglich aus der Adresse und dem Titel eines Beitrags. Zudem können Nutzer eine Beschreibung der Seite von beliebiger Länge und Schlagworte (Tags) hinzufügen. Selbsttätig ergänzt Pinboard, wann ein Lesezeichen hinzugefügt wurde und – wenn ein Lesezeichen als „öffentlich“ und damit für andere sichtbar markiert wurde – wie viele andere Pinboard-Nutzer dasselbe Lesezeichen in ihrer Sammlung abgelegt haben. Schließlich kann man einen Link als gelesen oder für eine spätere Lektüre vorgesehen kennzeichnen. Auch an Nutzer mit Mobilgeräten ist gedacht: Der Betreiber bietet eine optimierte Version der Seite für iPhone, iPad & Co.

Einfaches Ablegen

Um das Hinzufügen neuer Lesezeichen möglichst einfach zu machen, bietet Pinboard sogenannte „Bookmarklets“ an. Dabei handelt es sich um kurze Javascript-Befehle, die wie ein Lesezeichen im Browser abgespeichert werden. Beim Klick auf das Bookmarklet öffnet sich ein Fenster mit vorausgefüllten Angaben zur geöffneten Webseite und der Option, dieses Lesezeichen zu Pinboard hinzuzufügen. Ist Text auf der Seite markiert, wird dieser automatisch in die Beschreibung des Lesezeichens eingefügt.

Alternativ kann man das Hinzufügen mithilfe einer Browsererweiterung vornehmen, die eine Schaltfläche zur Symbolleiste des Browsers hinzufügt. Solche Erweiterungen des Pinboard-Entwicklers sind für alle gängigen Browser verfügbar. Empfehlenswerte Erweiterungen von unabhängigen Anbietern sind beispielsweise Cloudmarks für Safari, das sowohl das Hinzufügen neuer Lesezeichen, als auch das Stöbern in der Lesezeichensammlung erlaubt. Eine Empfehlung für Chrome-Nutzer ist Pinboard Plus. Um den Kontakt zur Pinboard-Sammlung herstellen zu können, erfordern die Erweiterungen die Eingabe des Pinboard API-Tokens, die man auf der Pinboard-Seite unter „Einstellungen“ > „Passwort“ findet.

Schließlich kann man neue Lesezeichen auch per E-Mail zu Pinboard hinzufügen. Die entsprechende Funktion muss zunächst auf der Pinboard-Webseite unter „Einstellungen“ > „E-Mail“ aktiviert werden. Daraufhin zeigt Pinboard die persönliche E-Mail-Adresse an. Dabei ist der Text in der Betreffzeile der Titel des Lesezeichens, die erste Teile des E-Mail-Textes interpretiert Pinboard als URL. Optional können eine Beschreibung sowie Schlagworte folgen. Dies ist hilfreich, wenn Sie Lesezeichen von einem Mobilgerät aus erstellen wollen. Allerdings sollte man diese E-Mail-Adresse geheim halten, denn jeder kann mit dieser Lesezeichen zum Pinboard-Konto hinzufügen.

Schlagworte statt Ordner

Anstatt auf die Sortierung in Ordner zu setzen, verfolgt Pinboard einen anderen Ansatz, um selbst in umfangreichen Sammlungen für Übersicht zu sorgen: Schlagworte, die wohl größte Stärke des Dienstes. Zu jedem Pinboard-Lesezeichen kann man (auch nachträglich) eine beliebige Anzahl Begriffe hinzufügen und sie so beispielsweise Interessengebieten oder Lebensbereichen zuordnen. Das geht auch für mehrere Lesezeichen auf einmal.

Von links nach rechts: Die iPad-Apps Pushpin, Pinner und Simplepin
Von links nach rechts: Die iPad-Apps Pushpin, Pinner und Simplepin (Bild: Screenshot)

Alle gegenwärtig verwendeten Schlagworte zeigt Pinboard in einer langen Liste an; je häufiger ein Schlagwort verwendet wurde, desto größer erscheint es in der Darstellung. Nach der Auswahl eines Schlagwortes aus dieser Liste zeigt Pinboard alle zugehörigen Lesezeichen an. So findet man mit einem Klick Rezepte, Artikel oder unterhaltsame Youtube-Videos. Bei der Recherche in der Lesezeichensammlung kann man bis zu vier Schlagworte miteinander kombinieren. Um selbst unter Tausenden ein bestimmtes Rezept zu finden, kann man sich durch die Suche nach „Rezept“, „Fleisch“, „Sommer“ und „Auflauf“ eine Vorauswahl anzeigen lassen. Alternativ ist es möglich, eine beliebige Zahl von Schlagworten zu einem sogenannten „Tag Bundle“ zusammenzufassen, um beispielsweise künftig alle sommerlichen Rezepte für Auflauf mit Fleisch auf einen Klick zu sehen.

Beständiges Archiv

Für eine jährliche Zahlung in Höhe von 25 US-Dollar speichert Pinboard Kopien der Seiten, auf die Lesezeichen verweisen. Diese können Pinboard-Nutzer auch dann aufrufen, wenn die Originalseiten nicht mehr verfügbar sind.

Beim Hinzufügen neuer Lesezeichen schlägt Pinboard optional selbsttätig geeignete Schlagworte vor. Dabei bezieht sich der Dienst auf bisher vergebene Schlagworte.

Persönlich oder allgemein?

Über „Einstellungen“ > „Datenschutz“ kann man festlegen, ob neu hinzugefügte Lesezeichen für andere Nutzer sichtbar sein sollen. Stellt man grundsätzlich alle Lesezeichen der Öffentlichkeit zur Verfügung, kann man durch die Verwendung des Schlagwortes „p“ ein einzelnes Lesezeichen als nicht-öffentlich markieren.

Unter der URL pinboard.in/u:NUTZERNAME sind die Lesezeichen eines jeden Pinboard-Nutzers sichtbar, der dieser nicht als „privat“ markiert hat. Jedem steht es offen, die Gesamtheit öffentlicher Pinboard-Lesezeichen zu durchsuchen. Hierfür verwendet man das URL-Schema pinboard.in/ t:SCHLAGWORT. Zudem ist auch möglich, nach mehreren (bis zu vier) Schlagworten zu suchen (pinboard.in/t:SCHLAGWORT1/t: SCHLAGWORT2). So listet die Eingabe „pinboard.in/t:pasta/t:spicy“ eine kuratierte Sammlung von scharfen Pasta-Rezepten auf – ohne die bezahlten Einträge, die eine Google-Abfrage so unübersichtlich machen.

Spillo ist die beste Möglichkeit, um auf dem Mac in der Pinboard-Sammlung zu recherchieren.
Spillo ist die beste Möglichkeit, um auf dem Mac in der Pinboard-Sammlung zu recherchieren. (Bild: Screenshot)

Pinboard-Apps für den Mac

Um eine Pinboard-Sammlung am Mac zu verwalten, empfiehlt sich Spillo (12,50 Euro). Ähnlich Apple Mail setzt die Anwendung auf eine dreispaltigen Anmutung. Beim Inhalt der linken Spalte kann man zwischen einer Liste der Schlagworte und nützlichen Kategorien wechseln. Bemerkenswert unter letzteren sind die Anzeige von verwaisten Links in der Sammlung oder die von Einträgen ohne Schlagworte. Mit deren Hilfe kann man eine Sammlung effektiv aufräumen und pflegen. Die mittlere Spalte enthält die einer gewählten Kategorie oder Schlagwort zugeordneten Lesezeichen. Im rechten Drittel stellt Spillo den Inhalt des Lesezeichens dar. Grundsätzlich lädt Spillo die Webseite, optional kann die App aber auch zu einer Readability-Ansicht wechseln, die die Darstellung auf das Wesentliche reduziert und von Werbung befreit. Als Alternative zum Pinboard-Bookmarklet kann man auf der Herstellerseite Browsererweiterungen für Safari, Chrome und Firefox laden. Fügt man mit deren Hilfe interessante Internetseiten zu Spillo hinzu, ergänzt die Software selbsttätig eine Beschreibung und macht Vorschläge für Schlagworte.

Der Alleskönner Readkit (11 Euro) ist vorrangig ein RSS-Reader, kommt aber auch mit den Später-Lesen-Diensten Instapaper sowie Pocket klar und versteht sich auf die Verwaltung der Pinboard-Lesezeichen. Die dreispaltige Anmutung ähnelt der von Spillo, allerdings ohne dessen nützliche Kategorien. Auch bietet die ansonsten vielseitige Software keine Möglichkeit, nachträglich Tags oder Beschreibung von Pinboard-Lesezeichen zu verändern. Wie Spillo stellt Readkit Artikel auf Wunsch in einer aufgeräumten Readability-Ansicht dar. So ist Readkit schließlich allenfalls eine Empfehlung für Recherche und Lektüre. Angenehm indes sind die Möglichkeiten, Farbgebung und Schrift anzupassen. Mithilfe zahlreicher Software-Schnittstellen reichen Sie Artikel an andere Dienste weiter.

Pinboard-Apps für iPhone und iPad

In seinem Aufbau hat Pushpin (11 Euro) auf dem iPad große Ähnlichkeit mit der Mac-App Spillo. In einer Leiste listet die App verschiedene Kategorien, in die sich die Lesezeichensammlung unterteilen lässt – etwa solche ohne Schlagworte oder als Favoriten ausgezeichnete. Daneben bietet Pushpin Kategorien für öffentliche Lesezeichen aus dem Pinboard-Netzwerk. Alternativ kann Pushpin in der Leiste auch eine Liste der Schlagworte oder eine Suchfunktion mit mächtigen Filtermöglichkeiten anzeigen, die sich für die spätere Verwendung als Lesezeichen speichern lassen. Durch horizontale Wischgesten kann man Lesezeichen löschen und bearbeiten. Besonders praktisch ist die Möglichkeit, mehrere Lesezeichen auszuwählen, um diese dann gesammelt zu bearbeiten. Pushpin bietet bei der Auswahl eines Lesezeichens eine anpassbare Reader-Ansicht, die Werbung und anderes Störende herausfiltert. Der Offline-Modus erlaubt es, komplette Seiten auf ein iPhone oder iPad zu laden. Zudem bringt Pushpin eine Erweiterung für das Teilen-Menü von iOS mit, sodass man aus jeder Anwendung komfortabel Links zur Lesezeichensammlung hinzufügen kann.

Das Internet-Archiv

Nach Jahren weisen auch in einer gut gepflegten Lesezeichen-Sammlung viele Links ins Leere – weil Internetseiten eine neue Struktur erhalten oder die Betreiber sie gelöscht haben. Das Internet Archive ist eine Online-Bibliothek, in der man Sicherungskopien vieler Seiten findet, die mittlerweile (so) nicht mehr online sind.

Eine günstigere, aber funktional abgespeckte Alternative ist Pinner (5,50 Euro). Bei der iPad-Aufteilung setzt auch diese App auf Zweispaltigkeit, allerdings bleiben hier die Inhalte der linken Seitenleiste stets konsistent; bei der Auswahl der Tags werden diese in der rechten Fensterhälfte angezeigt – weniger effektiv als die Ansicht bei Pushpin. Auch macht die App in ihren Graustufen einen eher tristen Eindruck – als Farbkleckse dienen lediglich die Symbole der jeweiligen Webseiten. Dafür punktet ist Pinner auf iOS 11 hin optimiert und lässt sich im Splitscreen-Modus betreiben. Auch hier kann man mehrere Lesezeichen gleichzeitig bearbeiten, allerdings lassen sich lediglich den Öffentlichkeits-Status ändern, nicht die Tags. Bei der Erweiterung für das Teilen-Menü punktet Pinner mit der Quick-Pin-Funktion, die ohne weitere Umschweife und Nutzereingaben ein Pinboard-Lesezeichen hinzufügt.

Alleskönner Readkit ist kein Pinboard-Experte, verbindet den Dienst aber mit zahlreichen anderen.
Alleskönner Readkit ist kein Pinboard-Experte, verbindet den Dienst aber mit zahlreichen anderen. (Bild: Screenshot)

Das kostenlose Simplepin ist der ideale Kandidat für den Pinboard-Einstieg auf iPhone und iPad. Im Zentrum der schlichten, App steht eine Suchfunktion. Durch die Eingabe mehrerer Begriffe wird die Anzeige so lange ausgedünnt, bis das Gesuchte übrig bleibt. Auf Kategorien oder Komfortfunktionen verzichtet der Entwickler, selbst die Erweiterung für das Teilen-Menü bietet nur das Allernötigste. Dafür kann man Simplepin im Splitscreen-Modus betreiben.

Fazit

Pinboard ist ein mächtiges und das gegenwärtig wohl beste Werkzeug, um eine Lesezeichensammlung plattformübergreifend im Griff zu behalten. Mit den entsprechenden Apps für Mac, iPhone und iPad hat man jederzeit Zugriff auf sein Lesezeichen-Archiv. Zudem fördert die Recherche in den öffentlichen Lesezeichen in vielen Fällen nützlichere Ergebnisse zu Tage als konventionelle Suchmaschinen.

Workshop: So importieren Sie Ihre Mac-Lesezeichen in Pinboard

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