Technischer Fortschritt als treibende Wirtschaftskraft

Das Mac-Life-Länderporträt: Japan – verliebt in Technik

Die Technikbegeisterung ist groß im Land der aufgehenden Sonne. Zwischen den Herausforderungen der Wirtschaft und der Verbundenheit mit der japanischen Kultur setzt Japan seit Jahrzehnten Maßstäbe bei der Technologisierung und Digitalisierung der Gesellschaft – und auch in der Arbeitswelt stehen in Japan inzwischen immer mehr Roboter dem Menschen zur Seite.

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Es gibt wohl kaum ein anderes Land wie Japan auf der Welt, das sich von einem technisch unterlegenen Staat zu einem der fortschrittlichsten entwickelt hat. Neben einem ausgesprochenem Traditionsbewusstsein ist Japan dennoch besonders aufgeschlossen neuen Technologien und Innovationen gegenüber. Und so punktet das Partnerland der CeBIT 2017 nicht nur mit beheizten High-tech-Toiletten, sondern auch mit dem Einsatz von vernetzten Maschinen in der Industrie. Im Roboter-Markt ist Japan sogar Weltmarktführer.

Technischer Fortschritt als treibende Wirtschaftskraft

Einer der Faktoren, der die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes bestimmt, ist die Innovationsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Die japanische Regierung setzt schon seit langem auf den technischen Fortschritt, um das wirtschaftliche Wachstum trotz einer sinkenden Bevölkerung zu erhalten. Diese Wirtschaftspolitik spiegelt sich in der Industrie 4.0 und dem Regierungsprogramm Society 5.0 wieder. Bei der Eröffnungsrede auf der CeBIT im März 2017 sagte der japanische Premierminister Shinzo Abe: „Es gibt nur drei Punkte, die für die Zukunft von Deutschland, Europa und Japan wichtig sind: Nummer eins ist Innovation, Nummer zwei: Innovation und Nummer drei: Innovation“. Ob es um die Digitalisierung der Gesellschaft oder um die Einführung von selbstfahrenden Fahrzeugen geht, Japan geht immer mit einer besonders fortschrittlichen Denkweise voran.

Im Rahmen des fünften Fünfjahresplans für Wissenschaft und Technologie (2016 – 2020) des Council for Science, Technology and Innovation (CSTI) wurde das Konzept Society 5.0 vorgestellt. Mit dem Regierungsprogramm will Japan nicht nur seine Wirtschaft auf die Digitalisierung vorbereiten, sondern auch die japanische Bevölkerung auf die Herausforderungen und Veränderungen, die durch die Digitalisierung entstehen, vorbereiten und den Weg zu einer super-smarten Gesellschaft ebnen. Autonome Fahrzeuge und der Einsatz von Liefer-Drohnen sind nur zwei technische Innovationen, deren Einführung die japanische Bevölkerung vor neue Herausforderungen stellt. Das Konzept von Society 5.0 beruht auf der Annahme, dass in der Zukunft alles vernetzt ist und dass die Akzeptanz der Gesellschaft hinsichtlich neuer Technologien unabdingbar ist. Hier setzt das Programm der Regierung an und beschäftigt sich mit der Herausforderung einer überalterten Gesellschaft, mit Umweltproblemen und wie in Zukunft neue Technologien helfen können. Das Regierungsprogramm ist die Vision einer smarten Gesellschaft, die sich allen Aspekten der Digitalisierung stellt und für die Zukunft bereit ist.

Während in Deutschland an dem Konzept Industrie 4.0 gearbeitet wird, setzt Japans Regierung auf die Initiative „Connected Industries“ als Ziel für die japanische Industrie. Die Vernetzung von Industrie, Technologie und Gesellschaft ist laut der japanischen Regierung unaufhaltbar. Und so belegt Japan im Global Information Technology Report 2016 des World Economic Forum Platz 10 von 139 Ländern im Networked Readiness Index, Deutschland lag in dem Index, der als Gradmesser für die Bewertung des Effekts der Informations- und Kommunikationstechnologie auf die Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft gilt, nur auf Platz 15, Singapur auf Rang eins. Bis 2020, dann finden in Tokio die olympischen Sommerspiele statt, soll 5G das heutige 4G-Netz im Mobilfunk ablösen. Mit einer Datenübertragung von 1250 GB pro Sekunde soll 5G um das zehnfache schneller sein, als das bisher in Japan vorherrschende 4G. Auch beim Breitbandausbau ist Japan führend. Rund drei Viertel aller Haushalte in Japan verfügen bereits jetzt über einen schnellen Internetanschluss.

Robotik

Bei einer dieser technologischen Innovationen ist Japan schon heute Weltmarktführer – Roboter. Während in Deutschland Staubsauger- und Rasenmäher-Roboter noch als lustiges Gadget abgetan werden, sind Roboter aus dem Alltag in Japan nicht mehr wegzudenken. Der Einsatz von humanoiden Robotern zum Beispiel in der Altenpflege ist in Deutschland bisher nur in Pilotprojekten denkbar. Zwar kann ein Roboter keinen Menschen ersetzen, aber er kann Pflegekräften hilfreich zur Seite stehen als Hebehilfe, als Kommunikator oder als Haustier-Ersatz. Japaner haben weniger Berührungsängste gegenüber Robotern, statt als Bedrohung werden Roboter als etwas menschliches angesehen. Schließlich werden sie ja auch von Menschen entworfen und entwickelt.

Japan und Apple

Japan ist einer der wichtigsten Märkte für das Unternehmen aus Cupertino. Mit dem iPhone 3G kam das smarte Mobiltelefon 2008 nach Japan. Dort gab es bereits einen florierenden Smartphone-Markt und das iPhone sah sich harter Konkurrenz gegenüber. Schließlich verfügte das iPhone nicht über eine Infrarotschnittstelle, mit der in Japan damals Kontakte über Smartphones geteilt wurden, die Kamera des iPhone konnte keine QR-Codes verarbeiten und es verfügte nicht über die in Japan sehr beliebten Emojis. Erst mit einem Update auf iOS 2.2 im November kamen die lustigen Smileys auch auf das iPhone in Japan. Der Rest der Welt musste noch rund drei Jahre warten, erst mit iOS 5 wurden Emojis für alle verfügbar. Mit dem für September erwarteten Update des Betriebssystems auf OS 11 wird das iPhone auch über einen eingebauten QR-Scanner verfügen. Auch diese Funktion ist hauptsächlich für den asiatischen Raum gedacht.

2016 kam das iPhone 7 in Japan in einer speziellen Version auf den Markt, und Apple startete seinen mobilen Bezahldienst Apple Pay offiziell in Japan. Das Bezahlen mit dem Smartphone ist in Japan schon seit Jahren sehr verbreitet, allerdings werden in vielen Geschäften keine Kreditkarten angenommen. Ausgestattet mit einem FeliCa-Chip, einem von Sony entwickelten RFID-Smartcardsystem, kann das iPhone 7 auch für Fahrkarten im Zug- und Busverkehr eingesetzt werden, da es mit den existierenden Kartenlesegeräten funktioniert.

In Deutschland ist Apple Pay nach wie vor leider nicht verfügbar. Das liegt wahrscheinlich nicht nur an den schwierigen Verhandlungen mit den deutschen Banken, sondern auch daran, dass der Anteil Apples am Smartphone-Markt in Deutschland wesentlich geringer ist als in Japan. Im vierten Quartal 2016 lag der Marktanteil von Apple bei den verkauften Smartphones bei über 60 Prozent. Das verdanken die Kalifornier dem Verkauf des iPhone 7 und iPhone 7 Plus. Neben Apple sind in Japan besonders die einheimischen Smartphone-Hersteller wie Sharp, Fujitsu und Kyocera beliebt. Letzterer ist besonders für seine wasserfesten und robusten Smartphones bekannt.

Zahlen & Fakten
  • Ländername: Japan (Nippon, Nihon)
  • Staatsform: parlamentarische Demokratie
  • Fläche: 377.930 km²
  • Einwohner: rund 127 Mio. Einwohner
  • Hauptstadt: Tokio bildet zusammen mit den Städten Yokohama und Kawasaki mit insgesamt ca. 35 Mio. Einwohnern die weltweit größte Metropolregion (Bevölkerungsdichte: ca. 5.400 Einwohner/km²)
  • Landessprache: Japanisch
  • Währung:1 Yen (¥) = 100 Sen
  • Besonderheit: Der Tenno ist „das Symbol Japans und seiner Einheit“ (Verfassung von 1947)

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Emoji als technischen Fortschritt einzustufen, zeigt auf welch schwachsinniger Stufe die ach so modernen Gesellschaften angelangt sind.

Wenn du jedes Wort als kleine Zeichnung aus einem Pool von zigtausend Wort- und Silbenzeichen pinseln müsstest, würdest du das anders sehen. Nicht gleich alles als schwachsinnig abtun, was aus anderen Kulturen kommt.

PS: Toller Artikel, MacLife. Ich mag die Länderportraits wirklich.

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