ReBirth

Schweden ist bekannt für Knäckebrot, IKEA und – das mag den ein oder anderen verwundern – virtuell-analoge Synthesizer. Im Jahre 1995 veröffentlichte das Unternehmen Clavia mit dem Nord Lead das erste Instrument dieser Art. Die Besonderheit: Die analogen Schaltkreise wurden durch Algorithmen auf einem Computerchip nachgebildet. Zwei Jahre später brachte das ebenfalls schwedische Unternehmen Propellerhead diese Technik auf den Windows-PC und den Mac.

Das in der damaligen Zeit revolutionäre Software-Wunderwerk bildet drei Kult-Instrumente der Techno-Ära nach, den Roland-Bassline-Synthesizer TB-303 und den Drumcomputer TR-808. Später wurde die Software noch um eine Emulation des Drumcomputers TR-909 ergänzt. Der Name der Software: ReBirth, ein komplettes Software-Musikstudio, mit dem sich bereits nach kurzer Einarbeitungszeit authentische Acid- und Techno-Tracks komponieren lassen.

In Kooperation mit den erfahrenen Musik-App-Entwicklern von Retronyms (StudioTrack, Synth, DopplerPad) bringt Propellerhead nun ReBirth auf das iPhone. Schon nach dem ersten Berühren der „Play“-Schaltfläche wird klar, dass die Soundqualität einmal mehr zu überzeugen zu weiß: Die beiden TB-303-Synths blubbern und zwitschern wie eh und je und auch die beiden Drumcomputer machen ordentlich Druck. Der Sound kann über ein Pattern-kontrolliertes Filter, einen Verzerrer, ein Delay und einen Kompressor nachbearbeitet werden. Eine Handvoll Mods bieten alternative Samples für den Drumcomputer-Bereich: Möglichkeiten ohne Ende.

Wer einen kompletten Song erstellen will, programmiert Pattern, die anschließend zu einem Song aneinandergereiht werden können. Hier liegt der sprichwörtliche Hase im Pfeffer, denn bereits auf dem Mac und Windows-PC galt die Benutzeroberfläche als sperrig: Wer intensiver mit der ReBirth-App arbeiten will, ärgert sich deshalb über die zu detailgetreue Portierung. Auf den 480x320 Bildpunkten des iPhone-Bildschirms sieht man ein der Computer-Version gleichendes Abbild der originalen GUI, die sich auch exakt so bedienen lässt. Um aber die Tasten und Regler verlässlich bedienen zu können, muss der jeweilige Bildausschnitt vergrößert werden: Das sieht bei hoher Vergrößerung nicht nur unschön aus, sondern führt auch dazu, dass man den Bildschirmausschnitt ständig verschieben muss. Eine an das iPhone angepasste Oberfläche wäre die bessere Wahl gewesen, zumal die Entwickler von Retronyms bereits ihr Können diesbezüglich bewiesen haben. Schön wäre es auch, wenn AudioCopy/AudioPaste unterstützt würde, denn auch wenn sich fertige Songs im ReBirth-eigenen Dateiformat über das Internet austauschen lassen, ist die App derzeit eine Sackgasse: WAV- oder AIFF-Dateien lassen sich nicht rendern, um diese mit anderen iPhone-Apps auszutauschen.

Einerseits ist die Freude groß: ReBirth macht auch auf dem iPhone großen Spaß, die Soundqualität stimmt. Doch bereits nach wenigen Minuten voller Retro-Glücksgefühle folgt die ernüchternde Erkenntnis, dass die App ob ihrer sklavischen Orientierung an der Benutzeroberfläche der Windows- und Mac-Version unnötig kompliziert zu bedienen ist. Zudem fehlt die Möglichkeit zum Export von Pattern in andere Apps.

ReBirth ist wiederauferstanden: allerdings müssen Propellerhead und Retronyms noch deutlich nachbessern, damit die App nicht zum reinen Musikplayer für Acid-Fans verkommt.

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App Infos
NameReBirth
Version1.0
HerstellerPropellerhead
Preis5.49 EUR
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Bewertung

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http://www.youtube.com/watch?v=yHPmcU13_mU

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