Alter Wein in neuen Schläuchen

Call Of Duty 2

Der zweite Weltkrieg. An allen Fronten werden erbitterte Schlachten gegen das nationalsozialistische Deutschland ausgefochten. In CoD 2 werden Sie abwechselnd in die Rolle eines russischen, britischen und US-amerikanischen Soldaten versetzt, um sich den schlimmsten deutschen Bedrohungen zu stellen und die freie Welt zu verteidigen.

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Eigentlich gibt es nur zwei grundlegende Ausgangssituationen, in denen heutige Egoshooter angesiedelt sind: Das eine Szenario bedient sich einer drohenden Invasion der Erde durch eine bösartige Alien-Rasse (Doom-, Quake-, Halo-Serie), das andere Szenario bemüht sich der drohenden Unterjochung der freien Welt durch Nazi-Schergen oder Terroristen (beispielsweise Call of Duty- und Battlefield-Serie). Trotz dieser offensichtlichen Einfallslosigkeit gingen wir ohne Vorbehalt mit unserem Mac an die Front – und waren überrascht, wie es die Entwickler von Infinity Ward abermals geschafft haben, eine „ausgelutschte“ Grundidee mit derart viel Leben und Spielspaß zu füllen.

Einzelspielermodus

Der Einzelspielermodus untergliedert sich in drei Kampagnen. Sie kämpfen dabei jeweils einige Missionen lang auf russischer, britischer und US-amerikanischer Seite. Jede dieser Kampagnen führt Sie an ganz verschiedene Kriegsschauplätze – neben der Gegend um Stalingrad müssen Sie beispielsweise auch in der Normandie und in Ägypten gegen die deutschen Truppen bestehen. Die einzelnen Missionen sind dabei audiovisuell beeindruckend umgesetzt: Details wie Mündungsfeuer und die Sicht erschwerende Staubwolken tragen maßgeblich zur beklemmenden Atmosphäre bei. Zwischen den Missionen vermitteln Videoeinspielungen aus dem Bestand des Military Channel einige Hintergrundinformationen, während das detailliertere Einsatzbriefing auf virtuellem Briefpapier präsentiert wird. Die Einsatzziele werden im Kampf laufend aktualisiert, so dass man das Gefühl hat, an einer echten, dynamischen Mission teilzunehmen.

Über ein Sternsymbol auf der Minimap wird Ihnen der Weg zum nächsten Einsatzziel gezeigt, verlaufen können Sie sich in den oft schlauchartig gestalteten Levels kaum. Gespeichert wird im Übrigen automatisch. Die Speicherpunkte sind aber fair verteilt. Die Gegner überzeugen leider weniger durch eine clever agierende künstliche Intelligenz als schlicht durch ihre Masse – bisweilen besitzt Call of Duty 2 hier gewissermaßen Moorhuhn-Qualitäten. Als geübter Spieler haben Sie den Krieg nach rund acht Spielstunden gewonnen und Hitler-Deutschland besiegt. Der Trend zu immer kürzeren, dafür aber perfekt inszenierten Egoshootern setzt sich mit Call of Duty 2 fort. Dank der dichten Atmosphäre lässt sich der Mangel an spielerischen Neuerungen verschmerzen.

Mehrspielermodus

Der Mehrspielermodus macht vor allem eines: Eine Menge Spaß! Insbesondere die an den Spielmodus „King of the hill“ angelehnte Schlacht um die Hauptquartiere weiß zu begeistern. Stundenlang gute Laune bereitet auch die altbekannte Schlacht um Flaggenpunkte. Hier ist es wichtig, dass im Team sowohl eine defensiv wie auch eine offensiv agierende Gruppe Hand in Hand zusammenarbeitet.

Der Spaß verging uns etwas angesichts der Cheater-Problematik. Die sorgte schon bei den Käufern der Windows-Version für eine Welle des Protestes. Gefordert wurde eine Erweiterung der Software um eine Schutzfunktion vor Betrügern im Online-Spiel. Ein entsprechender Patch wurde Monate später nachgeliefert, Mac-Spieler werden aller Wahrscheinlichkeit nach nicht dermaßen lange auf diese Ergänzung warten müssen.

Wie schon bei Quake 4 und Unreal Tournament 2004 dürfen Sie im Netzwerkspiel Windows-Usern zeigen, was Mac-Spieler so alles drauf haben. Schlussendlich betrachtet, versöhnt einen der launige Mehrspielermodus mit dem etwas kurzen (aber dafür umso intensiveren) Einzelspielermodus.

Aufmachung

Call Of Duty 2 ist komplett eingedeutscht. Nicht nur das rund 20 Seiten starke Handbuch, sondern auch sämtliche Texte im Spiel wurden lokalisiert – inklusive der Sprachausgabe. Die Musik bietet mit ihren pathetisch bis bombastisch ausgelegten Orchester-Arrangements Hollywood-Qualitäten. Auch die Klangeffekte sind von hoher Qualität und lassen ein „Mittendrin, statt nur dabei“-Gefühl aufkommen. Die Sprachausgabe ist technisch und inhaltlich gelungen, nur nerven mitunter die zahlreichen Wiederholungen („Deutsche!“ und ähnliche Aussprüche hören Sie am laufenden Band).

Technik

Die Installation geht leicht von der Hand. Nachdem Sie die kopiergeschützte DVD in das Laufwerk gelegt haben, kopieren Sie einfach den 3,6 GB großen „Call of Duty 2“-Ordner auf eine Ihrer Festplatten. Beim ersten Start des Spiels werden Sie noch zur Eingabe der Seriennummer aufgefordert. Wie nahezu alle Neuerscheinungen, liegt auch Call Of Duty 2 als Universal Binary vor. Besitzer eines MacBook oder eines Mac mini müssen sich aber erst gar nicht zum Dienst an der Front bewerben: Ihre Rechner erreichen nicht die Minimalanforderungen. Auch Besitzer eines Power Mac mit G4-Prozessor werden wenig Spaß mit diesem Ressourcen-hungrigen Titel haben: Das Antesten der via Download erhältlichen Demoversion sei den Mutigen ans Herz gelegt!

Je nach verwendeter Grafikhardware werden Ihnen im Grafikmenü verschiedene Optionen angeboten. Auf dem Test-G5 (einem Power Mac G5, 1,8 GHz, zwei GB RAM, NVidia FX5200) wurde uns aufgrund der schwachen Grafikkarte die für ein 20" Apple Cinema Display bevorzugte Auflösung von 1680x1050 Bildpunkten verwehrt. Kleinere Breitwandauflösungen standen aber zur Verfügung. Auch wenn das Bild dann nicht mehr ganz so knackig aussieht, macht das Spielen auf einem Rechner dieser Klasse noch Spaß.

Ein ganz anderes Bild bot sich auf dem MacBook Pro (Core Duo 2,0 GHz, zwei GB RAM, ATI X1600): Hier ließ sich auch die native Auflösung des Displays anwählen, viele der der Atmosphäre dienlichen Spezialeffekte konnten außerdem hinzu geschaltet werden. Nur mit der höchsten Rendering-Stufe lässt sich das MacBook Pro zum Straucheln bringen – es ist also noch „Luft nach oben“ für die kommenden Power-Mac-Nachfolger.

Kommentar

Wer auf einen durchgestylten Shooter im WW2-Szenario gewartet hat, kann bei Call of Duty 2 zugreifen. Gravierende Neuerungen zum Vorgänger sollten Sie aber nicht erwarten. Auch wenn die Kämpfe fernab jeden Realismus’ sind, unterhält das Spiel auf dem Niveau eines guten Kinofilms. Leider ist CoD 2 etwas kurz geraten, was aber durch den überzeugenden Mehrspielermodus wieder aufgefangen wird. Nur beim Schutz vor Cheatern im Online-Spiel muss eindeutig nachgearbeitet werden. Für einen verregneten Sommer und den anstehenden Herbst ist dieses Spiel sicher eine gute Wahl und zeigt, dass, wider aller Unkenrufe, auch der Mac aktuellen Titeln gewachsen ist.

Testergebnis
ProduktnameCall Of Duty 2
HerstellerInfinity Ward
Preis50 €
Webseitewww.callofduty2.com
Pro
  • Tolle Grafik
Contra
  • Relativ kurz
SystemvoraussetzungenMac OS X 10.3.9, 1,8 GHz G5 oder Intel-Mac, 4 GB freier Festplattenspeicher, 512 MB RAM, Grafikkarte mit 64 MB RAM
Bewertung
1,5sehr gut

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