Miyu

Die schnellsten Übersetzer arbeiten im Internet, nehmen sich vom Videospiel bis zum koreanischen Kinofilm fast alles vor und arbeiten völlig kostenlos: Fansubber übersetzen Werke, die meist gar nicht oder nur mit jahrelanger Verspätung im Westen erscheinen. Doch nicht nur für diese Gruppe ist ein Programm zum Erstellen von Untertiteln wich­tig, auch für die Veröffentlichung eigener Videos im Internet kann es sich lohnen, beispielsweise, um eine englische Übersetzung mitzuliefern, ohne gleich eine Gruppe Synchronsprecher zu verpflichten.

Fenstertrio

Miyu hat erst die Version 1.0 erreicht, doch bereits eine längere Entwicklungsgeschichte und eine Änderung der Lizenz hinter sich. Ursprünglich planten die Entwickler, Plug-ins für den professionellen Einsatz, zum Beispiel zur Verwendung von Miyu mit DVD Studio Pro, zum Kauf anzubieten. Der Aufwand überstieg dann wohl die Ausgaben, alle Plug-ins sind seit einiger Zeit Freeware und in Miyu bereits enthalten.

Die Anwendung verwendet drei separate Fenster. Im Vorschaufenster ist der Film inklusive der Untertitel zu sehen, welche direkt im Fenster eingetippt werden. Eine Übersicht über alle vorhandenen Untertitel bietet ein weiteres Fenster. Zunächst wird ein Text erstellt und anschließend ein In- und Out-Punkt zugewiesen. Diese Punkte bilden damit den Bereich, in dem der Text tatsächlich zu sehen ist. Ein Doppelklick auf den Text springt zu der entsprechenden Stelle im Video.

Präzisionsspulen

Besonderer Wert wurde auf die Navigation gelegt, schließlich sollen die Texte möglichst passend zur Sprache erscheinen. Es gibt gleich drei Möglichkeiten, sich bildweise bei weiterhin erfolgender Tonausgabe durch den Film zu bewegen: Zwei arbeiten über die Kontrollen im Wiedergabefenster, eine dritte über das Mausrad, beziehungsweise die entsprechende Geste auf dem Trackpad eines Notebooks. Für Karaoke-Videos eignet sich Miyu allerdings nicht besonders, da es Texte nicht animieren kann. Der Text erscheint immer als Ganzes. Für gewöhnliche Filme sind allerdings schnell die gewünschten Stellen gefunden, bei größeren Projekten stört es lediglich, dass die Untertitelliste nicht auch ein Foto vom Ein- und Ausstiegspunkt bietet.

Eine Sache, die Miyu nicht macht, ist das automatische Ausweichen von Untertiteln, wenn mehrere zur gleichen Zeit eingeblendet sind. Dies muss dann der Benutzer übernehmen, indem er zu den Stilen greift. Die Stile lassen sich selbst zusammenstellen und definieren Parameter wie Position, Schriftart und Farbe. Sie lassen sich beispielsweise dazu benutzen, je nach Schauspieler eine andere Untertitelfarbe zu verwenden oder Ortsangaben stets am oberen Rand einzublenden. Nachträgliche Änderungen an einem Stil wirken sich auf alle Untertitel aus, die diesen Stil nutzen.

Export

Für eine Freeware sind die Exportmöglichkeiten relativ umfangreich. So kann das Video inklusive Untertiteln als QuickTime- oder AVI-Video gesichert werden. Beim QuickTime Overlay werden die Untertitel als Film mit Alphakanal gesichert, so dass sie sich leicht im Videoschnittprogramm integrieren lassen. Der Bereich Softsubs wird von den Formaten EDL, SPU, STL, SubStation Alpha und SubRip abgedeckt. Miyu importiert auch einige Softsub-Formate.

Fazit

Wer Karaoke-Untertitel erstellen will, muss wohl warten, bis Aegisub ausgereifter ist, aber wenn es nicht auf jede Silbe ankommt, leistet Miyu sehr gute Arbeit. Die Auswahl an Exportformaten ist groß und die Navigation durch das Video einfach. Zwar könnte das Programm etwas kompakter auftreten, aber dies ist auch der größte Kritikpunkt an einer sonst gelungenen Anwendung.