Geister fürs Ohr

Sprachsynthese mit GhostReader 1.1.1

Mancher ist dazu gezwungen, sich vorlesen lassen, mancher möchte es gerne: Das kann ein Mac zwar auch mit Bordmitteln, nur klingt das nicht sonderlich gut. Besser ist es da, ein Programm einzusetzen, das mit Sprachgenerierung bewährter Hersteller arbeitet und eine breite Auswahl an Sprachen bietet.

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Mit GhostReader als Nachfolger von TextParrot hat das niederländische Softwarehaus ConvenienceWare genau das getan: Eine Vorlesesoftware geschaffen, die Stimmen des belgischen Herstellers Acapela einsetzt. Um es vorweg zu nehmen: Text-To-Speech funktioniert in diesem Paket besser, als die Apple-eigene Lösung. Aber es hat noch Potenzial für weitere Optimierung.

GhostReader ist eine klassische Apple-Anwendung, die sich einfach per Drag&Drop in den Programme Ordner installiert. Per Doppelklick starten und sich überraschen lassen. Der Grund: Zuerst ist in den Systemeinstellungen des Mac unter Bedienhilfen die Funktion „Zugriff für Hilfegeräte“ zu aktivieren, sonst geht gar nichts.

In den GhostReader-Einstellungen sollte dann die deutsche Stimme aus dem Dropdown-Menü ausgewählt werden – sofern sie bereits installiert ist. Denn von Haus aus startet GhostReader mit Englisch. Andere sinnvolle Einstellungen betreffen die Sprechgeschwindigkeit und vor allem die Kombination von Sondertasten, bei deren Druck sofort das jeweilige Fenster vorgelesen wird, das gerade aktiviert ist. Auch die Tastaturbefehle lassen sich auswählen.

Da GhostReader eine Exportfunktion für Audiodateien und zu iTunes besitzt, können Sie sich den ersten Teil des Artikels auch von Sarah vorlesen lassen. So heißt die weibliche deutsche Stimme. Klaus ist ihr männlicher Gegenpart. Er liest Teil zwei dieses Textes. Stimmen sind für insgesamt 18 Sprachen erhältlich, darunter britisches und US-amerikanisches Englisch, Niederländisch, Deutsch, Schwedisch, Italienisch, Spanisch, Französisch und Türkisch. Sie alle basieren auf menschlichen Sprechern, deren Wörter und Tonkurven auf das Geschriebene übertragen und rekombiniert werden.

Ist das Programm gestartet, gibt es eine über allen anderen Fenstern schwebende Palette, auf der sich einige Knöpfe befinden. Mit ihnen lassen sich Sprechstimmen direkt auswählen und auch Vorlesefenster öffnen. Diese sind entweder Blanko-Fenster, in die Text hinein kopiert werden kann, oder in das Fenster wird bereits markierter Text übernommen. An der oberen Fensterleiste befinden sich Schaltflächen für die Abspielfunktionen.

Der erste Test in freier Wildbahn brachte bereits diverse Überraschungen: Vorlesen von Webseiten geht mit Safari, aber nicht mit Camino. Einträge in iCal oder im Adressbuch können nur feldweise gelesen werden – oder man kopiert das gesamte in ein Vorlesefenster.

Gut klappt das Vorlesen von Text aus .txt, .rtf, .doc und .pdf, was sich sämtlich direkt in einen Vorleser laden und dort auch bearbeiten lässt. Zur Sicherung ist allerdings der Exportdialog nötig, wobei eine neue Datei im GhostReader-Format entsteht, die sich aber leicht mit jedem Schreibprogramm öffnen lässt. Zahlreiche Exportformate beherrscht das Programm dagegen nicht. Auch mit Excel-Tabellen oder PowerPoint kann es nichts anfangen. Nützlich ist der Vorlese-Import für Korrekturen von Vielschreibern. Denn keine Rechtschreibkontrolle findet alle Fehler. Aber mancher Fehler findet sich mit offenem Ohr – und etwas Toleranz. Denn nicht immer liest GhostReader bis ins Detail intelligent:

Bei Made in Germany wird aus dem ersten Wort eine Fliegenlarve. Zett Optics klingt Französisch. Wörter mit zwei, drei oder vier Großbuchstaben, die der Konvention nach in Einzelbuchstaben gesprochen werden, zieht GhostReader zusammen, wenn sie nicht ausschließlich aus Konsonanten bestehen oder konventionell sind wie ARD. So wird aus einer abgekürzten Leuchtdiode statt L E D etwas, das wie „Lett“ klingt. Aus dem österreichischen Fernsehen ORF wird ein Pendant des Komponisten Karl „Orff“. Ähnlich verhält es sich mit „Dreck änd Dropp“ für die oben beschriebene Installation durch einfaches Ziehen und Ablegen.

Fazit

Im Allgemeinen ist die akustische Umwandlung des Geschriebenen schon recht ordentlich. Neben den schon erwähnten Vielschreibern profitieren auch andere von dem Programm. Dazu gehören Menschen mit Lese- oder Sehschwäche. GhostReader ist also durchaus zu empfehlen.

Testergebnis
ProduktnameGhostReader 1.1.1
HerstellerConvenienceWare
Preisab 39,95 Euro
Webseitewww.convenienceware.com
Pro
  • gutes Hilfsmittel für Textkorrekturen
Contra
  • Wenige gängige Abkürzungen im Aussprache-Katalog
SystemvoraussetzungenMac OS X 10.3 oder 10.4, Universal Binary
Bewertung
2,3gut

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