Wie „photoshoppen“ wir morgen?

Das bringt Photoshop CS4!

Pünktlich zur Fotomesse photokina lüftet sich der Vorhang: Adobe stellt die vierte Ausführung der Creative Suite vor. Wir konnten einen ersten Test mit der Betaversion von Photoshop CS4 durchführen.

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Lange waren der Zeitpunkt des Erscheinens sowie der Name der nächsten Photoshop- Version ein gut gehütetes Geheimnis. Seitdem im Frühjahr erstmals im Zusammenhang mit einer 64-Bit-Version für Windows die Rede war, brodelte die Gerüchteküche, wann und mit welchen Neuerungen die inzwischen elfte Version des EBV-Klassikers auf den Markt kommen würde. Zur photokina hat Adobe das große Geheimnis nun gelüftet: Bislang unter dem Codenamen „Stonehenge“ erarbeitet, soll Photoshop CS4 noch im vierten Quartal 2008 als Bestandteil der nächsten Creative Suite erscheinen, die Beta-Version des Programms steht bereits zur Verfügung.

Frisches Erscheinungsbild …

Der Blick auf die Liste der Neuerungen macht Lust auf einen ersten Rundgang: Die verfeinerte Oberfl äche in einheitlicher Tab-Optik hilft dabei, Ordnung zu halten, und erlaubt gleichzeitig einen schnelleren Zugriff auf Bildmaterial und Werkzeuge. Mehrere gleichzeitig geöffnete Bildfenster können ab sofort durch eine praktische Tableiste verwaltet werden, wie man sie bislang hauptsächlich aus Internet-Browsern kannte. Zwischen Befehlsmenü und Optionsleiste integriert sich eine ebenfalls neue Leiste mit acht kleinen Symbolen zur schnelleren Anpassung des Arbeitsbereiches. Neben bekannten Vertretern wie dem Bridge-Logo für den Wechsel in die Datenverwaltung, der Schiebe-Hand und der Lupe stehen hier auch Buttons für die Anzeige von Linealen und Hilfslinien, die Prozent-Ansicht, das neue Leinwand-Rotations- Werkzeug, die Fensteransicht und den Bildmodus zur Verfügung.

… mit neuen Funktionalitäten

Die Paletten sind auch weiterhin rechts im aufgeräumten Dock untergebracht. Neu ist, dass die einzelnen Dock-Bereiche automatisch ihre Größe an den aktuell angewählten Paletten-Inhalt anpassen, sodass jede geöffnete Paletten nur den minimal benötigten Platz auf dem Desktop einnimmt. Hinzugekommen sind außerdem zwei neue Paletten zum komfortablen Bearbeiten von Ebenenmasken und zum schnelleren Einrichten von Einstellungsebenen. Die Masken- Palette beherbergt Regler für die Maskendeckkraft und den Härtegrad der Auswahlkanten sowie die zwei Optionen „Maske verfeinern“ und „Farbbereiche auswählen“. Die Palette für den Schnellzugriff auf alle nichtdestruktiven Anpassen- Befehle umfasst 15 Symbole, über die sich die bekannten sowie die neu hinzugekommenen Einstellungsebenen anlegen lassen, sowie eine Liste von mehr als 20 Vorgaben (Presets) mit gängigen Farb- und Kontrastkorrekturen als Ausgangsbasis.

Neu ist auch die Möglichkeit zur Rotation der Bilddaten auf der Arbeitsfläche und das sogenannte „Content-Aware Scaling“ zur automatischen Proportions- und Größenveränderung von Aufnahmen. Dabei bleiben die bildwichtigen Inhalte erhalten, andere Bereiche, wie zum Beispiel aus dem Hintergrund, werden jedoch ergänzt oder entfernt. Der beliebte Dynamik-Regler (engl: Vibrance), der aus Adobe Camera Raw und Photoshop Lightroom bereits bekannt ist, wurde als neuer Anpassungsbefehl mit zugehöriger Einstellungsebene endlich auch direkt in Photoshop eingebettet. Er wirkt sich hauptsächlich auf die Mitteltöne aus und ermöglicht es so, nur Farben mit geringer Sättigung zu korrigieren, gleichzeitig aber eine übermäßige Sättigung von Hautfarben zu verhindern.

Beschleunigter Arbeitsablauf

Auch unter der Haube hat sich Photoshop weiterentwickelt: Einige bereits bestehende Werkzeuge wurden in ihrer Wirkungsweise grundlegend überarbeitet – darunter solche mit bislang nicht allzu gutem Ruf, wie Abwedler, Nachbelichter und Schwamm. So lassen sich mit ihnen in Zukunft natürlichere Farb- und Belichtungskorrekturen erzielen. Ferner hat Adobe daran gearbeitet, die leistungsstarken Grafi kprozessoren (GPUs), die heute fast jeder moderne Computer mitbringt, zur beschleunigten und verbesserten Anzeige auch großer Bilddaten einzusetzen. Damit ist es kein Problem mehr, bis auf Pixelebene an ein Bild heranzuzoomen – ein neues Pixel-Raster macht die feinsten Bildpunkte greifbar –, reibungsfrei mit diversen Pinselspitzen zu malen oder die Stiftbewegungen auf Grafi ktabletts noch präziser.

Bridge CS4

Die Oberfläche des Bilddatenbrowsers Bridge wurde ebenfalls an das neue Tab- System angepasst. Farblich erscheint sie beim ersten Öffnen wieder im mittleren Photoshop-Grau, die Helligkeit der Paletten und der Bildumgebung kann jedoch auch weiterhin bequem über die Programm- Voreinstellungen je nach Einsatzzweck und Geschmack neu justiert werden. Das Öffnen selbst geht dabei erfreulich schnell vonstatten, der Hersteller hat hier deutlich an der Performance gearbeitet. Ganz oben im Bridge-Fenster präsentieren sich die neuen Kopfzeilen mit integriertem Suchfeld und der ergänzten Pfad-Leiste zur leichteren Navigation durch die Ordnerstruktur. Die Schaltfl ächen zum bequemen Wechsel zwischen den einzelnen Arbeitsbereichen finden nun ebenfalls hier, an neuer prominenter Stelle Platz. Im Output-Bereich ermöglicht Bridge ab sofort die Ausgabe von Kontaktabzügen, Webgalerien und deren direkten Upload ins Netz; die Vorschau unterstützt jetzt auch mit Photoshop erstellte 3D-Bilder und Panoramen. Eine Karussell-Ansicht (Review Mode) zum anschaulichen Browsen durch die Bildauswahl ergänzt die Optionen zur Bildanzeige.

Camera Raw 5

Als erste Anlaufstelle zur Entwicklung von Rohdaten steht auch weiterhin die Erweiterung Camera Raw zur Verfügung. Die fünfte Version integriert dazu einige neue Funktionen, für die derzeit auch das frischgebackene Lightroom 2 Werbung macht: Lokale Farb- und Belichtungskorrekturen lassen sich durch einfache Pinsel- oder Verlaufsmasken vornehmen, Vignettierungen können auf Wunsch erst nach dem finalen Bildzuschnitt angewendet werden. Darüber hinaus wurden auch viele weitere Regler und Befehle der beiden Raw-Konverter enger aufeinander abgestimmt – ein vor allem für Fotografen begrüßenswerter Prozess. Da Lightroom und Camera Raw ohnehin von Beginn an auf derselben Technologie basierten, ebnen die aneinander angepassten Oberflächen nun gemeinsam mit den erweiterten Möglichkeiten zum schnelleren Dokumentenaustausch den Weg zur nahtlosen Integration der beiden Schwester-Programme. Zukünftig können demnach mehrere in Lightroom bearbeitete Dateien direkt im Stapel an Photoshop übergeben werden, das dann eine einzige Datei mit mehreren Ebenen, ein Smart- Objekt, ein Panorama oder ein High Dynamic Range Image (HDRI) daraus macht.

Fazit

Photoshop ist und bleibt die professionellste Bildbearbeitungslösung auf dem Markt und lockt abermals mit gesteigerter Performance in allen Bereichen. Es setzt einen PowerPC- oder Intel-Mac mit mindestens 1,8 GHz und Mac OS X 10.4.11 voraus.

Die durch Vermutungen und angebliches Insider-Wissen geschürten „Hoffnungen“ wurden zum Großteil nicht enttäuscht. Ob „Content Aware Scaling“, Open-GL-Beschleunigung oder verbesserte 3D- und Videobearbeitung – viele der beschworenen Neuerungen sind tatsächlich mit an Bord und wissen zu überzeugen. Ob, und wenn ja, welche Erleichterungen uns einige der echten „Überraschungen“, wie zum Beispiel die neuen Paletten für Masken und Einstellungsebenen, im Alltag bringen werden, lässt sich erst nach einem längeren, praktischen Einsatz sagen. Der erste Eindruck zumindest ist vielversprechend. Auch die überarbeitete Oberfläche wirkt insgesamt etwas runder. Mindestens für Anwender, deren System den nötigen grafi schen Support mitbringt, wird sich ein Update in jedem Fall lohnen.

CS4 Extended: Die Zukunft der Bildbearbeitung

Neben dem klassischen Einsatz im Kreativ-Umfeld spielt die elektronische Bildbearbeitung inzwischen auch in vielen anderen Bereichen eine tragende Rolle, so zum Beispiel als Werkzeug zur Dokumentation und Bildanalyse in der Medizin und Forschung. Zur Zielgruppe zählen aber auch Architekten, Ingenieure und Techniker, Konstrukteure, Designer, die mit 3D-Inhalten und Animationen arbeiten, sowie Profis aus den Bereichen Multimedia, Video und Film. Adobe setzt daher mit seiner 2007 eingeführten Extended Version ganz klar auch weiterhin Akzente in diese Richtung und baut mit CS4 Extended die 3D-, Video- und Analyse-Power seiner Software beinahe ebenso intensiv aus wie die Funktionen der Basisversion.

Die neuen Top-Ausstattungsmerkmale:

Photoshop CS4 auf einen Blick

Produktdaten
ProduktnamePhotoshop CS4 (Standard/Extended)
HerstellerAdobe
PreisVollversion 699 USDollar, Upgrade ab 199 USDollar; Extended 999 US-Dollar, Upgrade ab 349 US-Dollar
Webseitewww.adobe.de
Pro
  • gesteigerte Geschwindigkeit
  • funktionale Erweiterungen im Arbeitsinterface
  • neue und verbesserte Bildbearbeitungsbefehle
Contra
  • hoher Preis
  • großer Ressourcenhunger

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