Drum-Synthesizer

d16 Nepheton

Die meisten virtuellen Drumsynths arbeiten Sample-basiert. Und das ist auch der Grund, weshalb damit authentische Emulationen analoger Klassiker nicht gelingen. Nepheton dagegen bringt nun den originalen Charme der 80er ins Desktop-Studio zurück.

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Obwohl oder vielleicht auch wegen ihres eher dünnen, zurückhaltenden und künstlichen Drumsounds wurde Rolands TR-808 zum tonangebenden Drumcomputer für einen Großteil der Musikproduktionen der 1980er Jahre. Anfang der 90er dann durch Sample-basierte Maschinen von Linn oder E-MU verdrängt, hat ihr Sound doch bis in die Neuzeit überlebt und findet sich auch heute noch auf Alben von Richie Hawtin, Skinny Puppy, Jimi Tenor, Prodigy oder den Aphex Twins.

Aufbau

Wie Phoscyon und Drumazon war auch Nepheton ursprünglich als vorsichtig modifizierter Clone der TR-808 geplant. Aufgrund von rechtlichen Auseinandersetzungen mit Roland über Look & Feel der Plug-ins entschied man sich bei d16 jedoch zur vollständigen Überarbeitung der Benutzeroberfläche und nutzte gleichzeitig die Chance, den Instrumenten zahlreiche weitere, im Original nicht vorhandene Klangerzeugungsparameter mitzugeben. Nepheton verwendet keinerlei Samples, sondern ist vollständig algorithmisch aufgebaut. Wie bei realen Drumcomputern auch, ergeben sich für den Anwender dadurch extrem flexible Möglichkeiten der Programmierung, da alle Instrumente detailliert parametrisiert sind und dadurch Klangmanipulationen möglich werden, die weit über das historische Vorbild hinausgehen.

Instrumente

Nepheton besitzt die 16 bereits aus der TR-808 bekannten Einzelinstrumente Kick, Snare, Low-, Mid-, High-Congas und -Toms, Claves, Rim Shot, Maracas, Clap, Cow Bell, Hi-Hats und Becken plus Laser Gun und Akzent. Neben Level und Tone oder Tuning stehen teilweise auch verschiedene zusätzliche Parameter wie Decay, Sweep, Snappy oder Reverb bereit, die einerseits dank liebevoller Emulation den Originalsound authentisch reproduzieren, andererseits aber auch bisher noch ungehörte Klänge erzeugen helfen, die die Einsatzmöglichkeiten des Plug-ins erheblich erweitern.

Nepheton ist Multiausgangs-fähig und erzeugt nach dem Start im Mixer der Workstation 17 Ausgangskanäle mit jeweils einem separaten Sound. Im Routing-Manager lässt sich jedoch jeder Kanal individuell durch Instrumente oder Gruppen belegen, sodass man auch eigene Setups zusammenstellen kann. Im Preset-Manager verwaltet Nepheton je 32 Instrumente in vier Bänken, die sich auch während des Sequenzerlaufs umschalten und vorhören lassen.

Sequenzer

Getriggert werden die Einzelklänge entweder von außen per MIDI-Keyboard, Pad-Controller oder Sequenzer-Spur oder durch einen internen Step-Sequenzer, wie er aus zahlreichen Hardware-Produkten bekannt sein dürfte. Der Sequenzer verfügt über 16 Pattern, die wiederum aus vier Segmenten, nämlich den Parts 1 und 2 sowie den zugehörigen Variationen A und B bestehen können. Editiert werden die 16 Schritte mittels Lauflicht-Programmierung oder Tap-Funktion. Die fertigen Pattern können im „Chain“-Modus automatisch abgespielt oder per MIDI-Sequenz sowie manuell über die Buttons der Oberfläche zu Songs verknüpft werden.

MIDI, XML & Randomizer

Alle Instrumenten-Parameter sind per MIDI-Controller erreichbar und können sowohl über einen Sequenzer-Track automatisiert als auch durch externes Equipment in Echtzeit gesteuert werden. Wie bei allen Produkten der d16 Group, werden auch bei Nepheton alle Presets und Pattern im kompakten XML-Textformat gespeichert, was sie auch in Web-Foren anderen Anwendern zugänglich macht. Extrem hilfreich beim Entwurf komplexer Drum-Läufe ist der Randomizer, der sich individuell für jedes Instrument und jede Position einstellen lässt und dank „dosierbarer Zufälle“ die eigene Inspiration unterstützt.

Fazit

Dass die Programmierer der d16 Group ihr Handwerk verstehen, haben sie schon bei Phoscyon und Drumazon eindrucksvoll bewiesen. Und so überrascht es nicht, dass sich auch der Sound von Nepheton sehr nahe am 808-Original bewegt, durch seine zahlreichen Ergänzungen aber auch weit darüber hinaus gehen kann. Das Plug-in besitzt eine Flexibilität und Vielseitigkeit, wie sie nur eine algorithmische Klangerzeugung bieten kann – und Shuffle-Funktion oder der ausgefeilte Randomizer helfen auch der Kreativität auf die Sprünge.

Testergebnis
ProduktnameNepheton
Herstellerd16 Group
Preis129 €
Webseitewww.d16.pl
Pro
  • Randomizer
Contra
  • kein Song-Mode im Sequenzer
SystemvoraussetzungenMac OS X
Bewertung
1,5sehr gut

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