... und es hat Ping gemacht

Testbericht: iTunes 10 - Jetzt mit Ping

Jetzt, da auch in den USA der Apple-Mittwoch so langsam zu Ende geht, wurde iTunes 10 veröffentlicht. iTunes 10 führt eine schon lange gerüchtelte soziale Komponente ein, die aber nicht aus einer engen Facebook-Integration besteht, sondern aus Apples neuer Funktion „Ping”.

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Zunächst fällt aber auf, dass iTunes ergraut ist: Die neugestalteten Icons links, die Häkchen vor jedem Titel und selbst bei den Icons in den Einstellungen zeigt sich nur Grau. Das iPhone 3G wirkt in Grau gleich noch älter als es eigentlich ist. Einzige Farbtupfer sind die zwei Symbole unten links für die zufällige Wiedergabe und die Wiederholung, sowie der Lautsprecher, der den aktuellen Titel markiert. Das Aussehen des Lautstärkereglers wurde erneut verändert, ein grauer Keks wird nun von links nach rechts geschoben. Die Höhe der Titelleiste hat Apple an den Mini-Player angepasst. Die „Tabs” im iTunes-Store und den mit dem Mac verbundenen Geräten werden ohne Rand dargestellt.

Nach dem ersten Start ist die neue Albenliste aktiviert. Eigentlich eine gute Idee: Eine Sortierung nach Alben, bei denen das Cover nur eingeblendet wird, wenn genug Titel (mindestens sechs Songs) vorhanden sind. Die Cover können in drei verschiedenen Größen (auf dem Screenshot „Mittel”) angezeigt und nach Interpret, Titel und Interpret/Jahr sortiert werden. Die neue Ansicht ist aber gewöhnungsbedürftig.

Keine großen Veränderungen gibt es beim Sync: iTunes zeigt nun an, bei welchem Schritt es angekommen, die App-Liste kann auf iPad-Apps beschränkt werden, es fehlt aber eine Option, automatisch nur iPad-Apps zu synchronisieren. iTunes-Sharing kann weiterhin keine Ordner anlegen oder öffnen. Sinnvolle Verbesserung: Die Kapazitätsanzeige unten zeigt die Belegung vor dem nächsten Sync an. Es wird also sofort ersichtlich wie viel Speicherplatz frei sein wird, wenn eine App (oder Buch, Podcast, Foto...) gelöscht oder hinzugefügt wird. Beim Fotos synchronisieren inklusive Optimierung ist iTunes gewohnt aufbrausend und fährt die Lüfter hoch wie sonst nur ein Flash-Video-Ensemble.

Ping

Genug mit den Krümeln, iTunes-Anwender sind natürlich an einem ganzen Keks interessiert, der auf den Namen Ping hört. Ping muss erst aktiviert und den geänderten Geschäftsbedingungen zugestimmt werden. Danach wird ein Profil erstellt. Besonders neugierig ist Apple nicht: Name, Geschlecht, Foto, Wohnort, Kurzvorstellung und bis zu drei Lieblingsgenres. Wohnort, Foto und Kurzvorstellung sind optional. „Foto hinzufügen” hat im Test nicht geklappt, vermutlich wegen Serverüberlastung. Die Genres sind auf das Nötigste beschränkt - Schlager ist dabei, J-Pop nicht, so ungerecht ist die iTunes-Welt.

Musik, die einem gefällt, kann entweder automatisch, manuell oder gar nicht auf dem Profil angezeigt werden. Ähnlich wie in Twitter kann man Leuten folgen. In Ping erhält man dadurch Einblick in die Aktivitäten des Nutzers (Einkäufe u.a.). Wer lieber nicht musikalisch verfolgt werden möchte, kann dies ganz untersagen oder genehmigungspflichtig machen.

Danach empfiehlt Ping Künstler und Leute, denen man folgen könnte. Die Auswahl ist noch nicht groß, Linkin Park und U2 wurden gleich zweimal empfohlen. Was haben U2 und Lady Gaga so zu sagen? Einiges, und die Aufmachung erinnert doch sehr an Facebook, inklusive eines „Gefällt mir”-Links und meist unterirdischer Kommentare. Es ist nicht möglich, selbst Kurzmitteilungen zu schreiben. Es gibt auch mehrere mehr oder weniger echte Steve Jobs, denen man folgen kann.

Ein Nachteil von Ping: Es ist an einen iTunes-Account gekoppelt und da es keinen paneuropäischen, geschweige denn weltweiten iTunes Store gibt und die Accountverwaltung von iTunes nach wie vor mangelhaft ist, bedeutet das für iTunes-Nutzer mit mehreren Accounts den Doppel- oder Triple-Ping. Klingt wie ein Sprung beim Eiskunstlauf, ist aber für Ping als Social-Networking-Plattform ein Hindernis. Je nach Land verändert sich dann auch die Genreliste, in Japan gibt es keinen Schlager, aber J-Pop, Anime-Songs und Kayokyoku. Eines bleibt unverändert: Auch durch einen Länderwechsel kann man Lady Gaga, Katy Perry und Rick Rubin nicht entkommen. Als größter Online-Musikanbieter dürfte es Apple aber nicht schwerfallen, weitere Musiker von Ping zu überzeugen.

Fazit

Leider ist Ping wie andere soziale Netzwerke weitgehend ein „walled garden”, der bei iTunes aber auch noch intern zwischen einzelnen Accounts verläuft. Über zukünftige Konzerte informiert zu werden, ist eine klasse Sache - doch dazu müssen die Künstler erst mit iTunes kooperieren. Für Besitzer mehrerer Accounts ist das viel zu kompliziert: Noch ein Profil anlegen und ständig zwischen den Accounts wechseln, nur um zu schauen, welche Bands gerade auf Tour sind? Da ist ein Dienst wie Last.fm deutlich sinnvoller. Ohne Frage kann aus Ping aber etwas ganz großes werden.

Das Arbeiten mit mehreren Accounts ist aber auch unter iTunes 10 noch ein „Sack voller Schmerzen”, um einmal Steve Jobs auf Blu-ray gemünzten „Bag of hurt” direkt zu übersetzen.

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