Noch weißer als weiß?

SRS iWOW for iTunes

Von Klangverbesserern und Klangmanipulatoren ist meist genauso abzuraten wie der Mischung von Haushaltsreinigern als Cocktail-Ersatz. Ist iWOW die Ausnahme der Regel?

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iWOW baut auf die Fähigkeiten von Audio Hijack und erweitert iTunes für Mac OS X um die Option, Surround-Sound mit nur zwei Lautsprechern zu erzeugen. Die hierfür herangezogene proprietäre psycho-akustische Technologie namens SRS (Sound Retrieval System) wurde in den frühen Achtzigern von Arnold Klayman für den mittlerweile aufgelösten Luftfahrt- und Rüstungskonzern Hughes Aircraft Company entwickelt [1] und versucht durch Nachbildung des persönlichen Hör-eindrucks das herkömmliche richtungsgesteuerte Verfahren zu ersetzen.

In der Praxis musste sich iWOW in unserem Testlabor mit zahlreichen unterschiedlichen Wiedergabesystemen bewähren. Zur Verfügung standen unter anderem die digitalen Aktivlautsprecher BeoLab 5, der Philips-Kopfhörer SBC-HD1500U (beide in Mac Life 02.2007 vorgestellt) sowie diverse kleinere Kopfhörer und Laptop-Lautsprecher, beispielsweise die in Mac Life 12.2006 besprochenen USB-Lautsprecher MS-77U von Elecom.

Auf dem Philips-Kopfhörer wurde im normalen Audiomodus (zur Verfügung stehen auch diverse Surround-Modi) eines schnell klar. Sowohl die hohen als auch die tiefen Frequenzen werden in der Grundeinstellung beträchtlich erhöht, was auch durch die Betonung der Störungen in diesen Bereichen untermauert wird. So sind digitalisierte Aufnahmen analoger LPs teilweise nur noch schwerlich zu genießen, da durch iWOW vor allem der verbliebene Rest an Rumpeln und Knistern bei der Kopfhörerwiedergabe störend hervortritt. Aber auch übel aufgenommene Frühwerke mancher Musiker, beispielsweise „Marcia Balia“ von „Les Rita Mitsouko“, klingt durch iWOW aufgepeppt wenig freundlich zischend und geradezu beißend scharf – die alte dumpfe Variante hat also durchaus ihre Vorteile.

Im weiteren Testverlauf dann ergab sich ein wenig einheitliches Bild. Während Donald Fagens „Morph The Cat“ und „I’ve Got A Life“ von den Eurythmics in Lossless-Qualität in der Einstellung „Rock“ mit iWOW über den Philips-Kopfhörer ganz einfach über Gebühr dröhnten und zischten, sah es mit den Beatles-Neuabmischungen aus der 1999 erschienenen Kompilation „Yellow Submarine“ sowie der aktuellen Einspielung „Love“ von George Martin schon sympathischer aus. Hier wurde einerseits offenbar, dass die immer noch dominierende Rechts-Links-Lastigkeit auch des aufgefrischten alten Materials durch iWOW doch angenehm relativiert wird, gleichzeitig machten sich aber auch die Höhen- und Tiefen-Eingriffe weniger störend bemerkbar als bei aktuelleren Quellen, in welchen ohnehin schon das Maximum an Dynamik in allen Frequenzbereichen herausgeholt wird. Die von manchen Nutzern konstatierten klanglichen Offenbarungen im Zusammenspiel auch mit kleineren und älteren Kopfhörern konnten wir nicht nachvollziehen, unser MDR-NC5 von Sony (Baujahr 2000) klang mit SRS iWOW zwar nicht durchgehend besser, manche Rockmusik allerdings, beispielsweise Deep Purples Einspielung von „Smoke On The Water“ vom Montreux Jazz Festival 1996 tönte mit SRS iWOW aber immerhin lebendiger. Ähnliche Ergebnisse konnten mit Kleinst- und Laptop-Lautsprechern erzielt werden, ab der Größenordnung der herangezogenen JBL Encounter hingegen waren die Tester von der Frische der Wiedergabe generell sehr angetan.

Beim Einsatz von iWOW über die geballte Leistung von 5000 Watt der dänischen BeoLab 5 trat dann bei fast jedem Stück ein sehr räumlicher Effekt ein, die virtuelle Bühne schien sich wirklich oberhalb der Position des Hörers zu befinden. Eine einwandfreie Aufnahme klassischer Musik, etwa Luigi Boccherinis Menuett aus dem Streichquartett in E (Opus 13, Nummer 5), 1982 digital eingespielt von den I Musici, wusste die Testhörer gar regelrecht zu verzücken.

Fazit

Insgesamt kann SRS iWOW nur nutzungsabhängig empfohlen werden, je nach Kombination von Quellmaterial und Wiedergabesystem. Je größer der Lautsprecher, desto besser der Effekt, allerdings abhängig von der Qualität der Aufnahme, die nicht zu dynamisch, aber auch nicht zu sehr von Störgeräuschen dominiert sein darf. Ebenso „ermüdete“ Töne können mit iWOW wieder in Grenzen revitalisiert werden. Prima eignet sich iWOW vor allem zur Herstellung eines Live-Gefühls über nicht zu kleine Lautsprecher.

Testergebnis
ProduktnameSRS iWOW 1.1.3 (UB)
HerstellerSRS Labs, Inc.
Preis20 US-Dollar
Webseitewww.srs-store.com
Pro
  • nahtlose iTunes-Integration
Contra
  • keine deutsche Lokalisierung
Systemvoraussetzungenab iTunes 6 und Mac OS X 10.2
Bewertung
2,3gut

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