… und noch ein Web-Editor

Karelia Sandvox 1.0

Nun ist mit Sandvox der nächste Web-Editor erhältlich. Wie seine Konkurrenten RapidWeaver, Goldfish und iWeb, richtet er sich an Anwender, die sich nicht mit HTML und CSS auseinandersetzen wollen, sondern ähnlich einfach wie in einem Texteditor die eigene Homepage gestalten möchten.

Von   Uhr

Ähnlich, wie RapidWeaver und iWeb bietet Sandvox vorgefertigte Designs für die Website. Mit einfachen Befehlen lassen sich einzelne Seiten hinzufügen, für die unterschiedliche Vorlagen zur Verfügung stehen. So weit kennen wir das ja alles schon von der Konkurrenz. Verblüffend ist aber, dass Seitenvorlagen für Weblogs oder Fotoalben fehlen, schließlich ist Bloggen und Photocasten momentan absolut hip! Sandvox bietet dafür so genannte Collections an, die wiederum beliebige Seiten aufnehmen können. Zusätzlich sind Pagelets vorhanden, kleine Platzhalter, mit denen Fotos, Texte oder andere Inhalte auf einer Seite platziert werden können. Was sich kompliziert anhört, erweist sich nach einer kurzen Einarbeitungsphase als sehr flexibles Konzept.

Oberfläche

Sandvox besitzt ein Hauptfenster, das in drei Bereiche unterteilt ist. Die Werkzeugleiste am oberen Rand erlaubt den Zugriff auf die wichtigsten Befehle. Darunter können die Designvorlagen eingeblendet werden. Links befindet sich die Auflistung der schon erzeugten Webseiten des aktuellen Projekts. Sie ist hierarchisch strukturiert und verdeutlicht dadurch die unterschiedlichen Ebenen der Website. Den größten Bereich des Fensters nimmt die Darstellung der selektierten Seite ein. Karelia bezeichnet das als Web-View, da die Darstellung eine exakte Vorschau der später im Internet gezeigten Seite bietet. Neben dem Hauptfenster bietet Sandvox noch den Inspector, mit dem die einzelnen Seitenparameter angepasst werden können und den Media Browser, der ähnlich wie in iWork Fotos, Audio- und Filmdateien anbietet. Schön ist, dass die Lesezeichen aus Safari ebenfalls darin aufgelistet werden.

Seitenvorlagen

Mit der Erstellung eines neuen Dokumentes wird gleichzeitig die erste Seite erzeugt. Der Anwender muss sich bewusst machen, dass es sich dabei um die Homepage der Website handelt, sie ist die erste Seite, die der Internetbesucher später sehen wird. Die Seite kann in ein Weblog oder eine andere Collection (siehe unten) umgewandelt werden. Sandvox verfügt über acht unterschiedliche Seitentypen. Jede kann immer nur genau eine Aufgabe erfüllen. So gibt es die Textseite, auf der sich ähnlich wie in einem Textverarbeitungsprogramm Texte gestalten und formatieren lassen. Die Fotoseite stellt ein einzelnes Bild formatfüllend dar, entsprechend bietet die Movie-Seite einen Film an.

Das Kontaktformular besitzt nur vier Felder, es kann deshalb nur für einfach aufgebaute Mail-Formulare verwendet werden. Mit der Sitemap lässt sich ein Verzeichnis der Homepage erstellen. Auf externe Seiten führt die Seitenvorlage Externer Link, der File Download stellt Dateien bereit. Eher in Ausnahmefällen kann eine Seite von Grund auf in HTML programmiert werden. Dafür gibt es die „Raw HTML“-Seite. Da dies wohl eher die Profis anspricht, gibt es diese, wie auch alle weiteren HTML-Funktionen, folgerichtig nur in der 30 US-Dollar teureren Pro-Version. Lästig ist, dass das Eingabefenster im Inspector so klein ist. Die Code-Erstellung sollte deshalb mit einer anderen Anwendung erledigt werden.

Pagelets

Die Seitenvorlagen sind sehr statisch. Text- ist Textseite und Foto- eben Fotoseite. Damit das so nicht bleiben muss, führt Karelia die Pagelets ein. Pagelets sind Platzhalter für Texte, Fotos, Links oder andere Inhalte und können in der Sidebar oder auf der aktuellen Seite positioniert werden. Neben den schon als Seitenvorlagen bekannten Pagelets gibt es verschiedene Badges, so dass Nutzer von Flickr, del.icio.us, Stickam und Digg ihre Einträge in die Homepage einbauen können. Die Flickr-Unterstützung könnte umfassender sein, so wäre es praktisch, Fotoalben aus Flickr-Sets einbauen zu können. Sehr nützlich ist das Index-Pagelet, mit dem das Seitenverzeichnis einer Collection erstellt werden kann.

Collections

Sandvox bietet Weblogs, Fotoalben, Link- und Download-Listen als Collections. Im Prinzip ist eine Collection ein Sammelordner, der beliebige Seiten vereint. Dadurch kann jede Collection sehr flexibel gestaltet werden. Jede dieser Sammelseiten verfügt über einen Seitenkopf, in dem ein einleitender Text stehen kann. Darunter werden die anderen Seiten aufgeführt, die aber in der Web-View als integrierte Elemente der ersten Seite der Collection wahrgenommen werden.

Die Darstellung und Sortierung wird durch die gewählte Collection vorgegeben, beides kann aber nachträglich geändert werden. So lassen sich neben Listen auch Raster erstellen, was ebenso wie eine manuelle Sortierung vor allem bei Fotoalben einen Sinn ergibt. Eine Group-Funktion ermöglicht das nachträgliche Zusammenfassen mehrerer Seiten zu einer Collection. Angesichts der Flexibilität von Sandvox muss wohl kaum erwähnt werden, dass auch Collections ineinander verschachtelt werden können.

Veröffentlichen

Mit Setup Host wird der richtige Provider gewählt. Schön, dass Karelia hier schon für viele Hosts die richtigen Voreinstellungen als Presets anbietet. Die meisten Anwender müssen so nur noch ihre Login-Daten eingeben und mit Publish wird die Website veröffentlicht. Das Hochladen wird in kürzester Zeit erledigt.

Praxiserfahrungen

Hat man anfänglich Mühe, sich auf die Konzeption einzulassen, so hebt gerade diese Sandvox von den Konkurrenten ab. Es ist ein großer Vorteil, die Seiten mit beliebigen Inhalten füllen zu können. Noch mehr Flexibilität wäre manchmal wünschenswert. So lässt sich die Position der Pagelets nicht frei ändern. Diese wird ebenso vom gewählten Design festgelegt, wie auch die Lage der Sidebar. Das Design lässt sich nur für die komplette Website ändern, hier bietet beispielsweise RapidWeaver mehr Spielraum. Ein großer Vorteil gegenüber diesem Programm ist aber die Tatsache, dass man in der tatsächlichen Web-Darstellung arbeiten kann. Sandvox bietet – ähnlich wie iWeb – echtes WYSIWYG im Web, ohne Umschalten in einen Vorschaumodus.

Leider gab es auch in der vorliegenden Version immer noch Abstürze und Fehlermeldungen. Insbesondere das Hochladen der Medien bereitete Schwierigkeiten. Probleme machte zeitweise der Media Browser, der bei der Suche nach Medien seine Funktion einstellte. Bei Erscheinen dieses Heftes sollten diese Fehler zwar behoben sein, verifiziert werden konnte diese Aussage von Karelia leider nicht mehr. Sehr unbefriedigend ist bislang die Dokumentation. Diese ist nur im Internet einsehbar und noch sehr rudimentär. Viele Funktionen werden nur erwähnt, aber nicht erklärt. Zudem ist sie – wie auch das Programm selbst – bislang nicht in deutscher Sprache erhältlich.

Fazit

Karelia bringt mit Sandvox ein hervorragend konzeptioniertes Programm auf den Markt. Die Bedienung ist sehr einfach, wenn auch nicht mit iWeb vergleichbar. Dafür bietet Sandvox deutlich mehr Möglichkeiten wie der Webeditor von Apple. Sollten die Kinderkrankheiten im hoffentlich schon erschienen Wartungsupdate verschwunden sein, kann Sandvox ein ernst zu nehmender Konkurrent der eingangs erwähnten Programme werden.

Testergebnis
ProduktnameSandvox 1.0
HerstellerKarelia
Preis49 US-Dollar (Standard), 79 US-Dollar (Pro)
Webseitewww.karelia.com
Pro
  • Web-Dienste lassen sich bequem einbinden
Contra
  • keine ausreichende Hilfe vorhanden
SystemvoraussetzungenMac OS X, Universal Binary
Bewertung
2,7befriedigend

Mehr zu diesen Themen:

Diskutiere mit!

Hier kannst du den Artikel "Karelia Sandvox 1.0" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.

Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.