Der iPod im Auto

Harman Kardon Drive+Play im Alltagstest

Es gibt nichts Schlimmeres, als einen iPod über einen Kassettenadapter an eine gute Auto-Soundanlage anzuschließen: Die Kassette rauscht, es knistert, leiert mitunter oder wird anderweitig gestört. Inzwischen gibt es hierfür diverse Autoeinbausätze, doch nur wenige sind so elegant wie das Drive+Play von Harman Kardon, das wir im Alltag testeten.

Von   Uhr

Interessant ist das neu von Harman Kardon auf den europäischen Markt gebrachte Drive+Play vor allem wegen zwei Eigenschaften: Es bedient den iPod mit all seinen Wiedergabelisten und Funktionen (außer Fotos/Videos und On-The-Go-Wiedergabelisten) und es kann an jedes Autoradio angeschlossen werden.

Mögliche Anschlüsse

Denn der Hersteller lässt einem die Wahl, ob man das Steuergerät per Line-Out an einen vorhandenen Aux-In-Anschluss (CD-Wechsler-Schnittstelle) in das bestehende Audiosystem einbindet oder doch lieber die kabelgebundene FM-Schnittstelle nutzt. Hierzu ist der mitgelieferte FM-Splitter zwischen Radio und Antennenkabel einzubinden (Achtung, hier könnten Adapter notwendig werden!) und eine gewünschte Frequenz entweder aus einer festen Folge von 88,1 bis 88,9 oder individuell in 0,5er-Schritten auszuwählen.

Dieses Vorgehen eignet sich vor allem im Großstadtbereich, wo freie Frequenzen konstant sind. Der iPod wird mittels Dock-Anschluss und Verbindungskabel entweder im Handschuhfach oder anderweitig mit der Steuereinheit verbunden und kann nun per Display und Controller, einem Bedienrad mit Drehring und vier Tasten, die oben, unten, rechts und links angeordnet sind, einfach gesteuert werden. Hierbei hilft die blaue Beleuchtung des optisch wirklich ansprechenden Controllers sehr. Zeitgleich wird der iPod geladen und ist so nutzbar, wie man es gewohnt ist – vom Titelnamen bis hin zur Navigation in allen iPod-Menüpunkten.

Einbau

Zunächst aber müssen die Einzelkomponenten, bestehend aus Steuerungseinheit, Controller (Bedienrad) und Display, im Auto ihren Platz finden. In der Anleitung zum Gerät ist hervorragend detailliert beschrieben, wie der Einbau zu erfolgen hat, vom Verkabelungsplan bis hin zur Auswahl der entsprechenden Stromversorgung. Hier ist entweder die Speisung per Zigarettenanzünder möglich oder der direkte Anschluss an die Stromversorgung des Autos. Zu zweiterem sollten sich aber nur Bastler entscheiden oder Sie nutzen den Einbauservice einer Kfz-Werkstatt. Auch die in diversen Variationen mögliche Installation der Einzelkomponenten wird mit viel Liebe zum Detail erklärt. Im Lieferumfang enthalten sind neben verschiedenen Halterungen auch Kabelbinder, Inbus-Schrauben und sogar ein Klebepad und Isopropyl-Alkohol-Tuch, um das Cockpit fettfrei für das Aufkleben des Bedienrads zu bekommen. Alternativ lassen sich aber auch die mitgelieferten Schrauben nutzen.

Das Bedienrad ist dennoch das wahrscheinlich problematischste Zubehör. Während das Display sogar am Autohimmel mit 180° Drehfunktion und somit in jedem Automodell befestigt werden kann, muss das Bedienrad an leicht nutzbarer Stelle angebracht werden. In einem kleineren Auto aber bieten die Mittelkonsole und das Armaturenbrett meist keine passende Platzierungsmöglichkeit. Hier heißt es deshalb: Erst einmal testen, ob das 4,5 cm Durchmesser und ca. sechs cm hohe Bedienteil irgendwo sinnvoll angebracht werden kann.

Bedienung

Hat man die Kabel erfolgreich hinter dem Armaturenbrett verstaut (bei neueren Automodellen sind hierzu extra Schlüssel zum Entfernen der Verkleidung notwendig, die nur in der Fachwerkstatt erhältlich sind) und sind alle Komponenten passend eingebaut, kann es auch schon losgehen. Die Bedienung des Drive+Play ist über das 128 x 64 Pixel große Display mit vierzeiliger, vergrößerbarer Textdarstellung und blauer Hintergrundbeleuchtung auch während der Fahrt sehr intuitiv. Wie auf dem iPod kann man durch diverse Menüpunkte navigieren, Wiedergabelisten anwählen und Songs abspielen lassen. Natürlich warnt Harman Kardon aber davor, den iPod während der Fahrt zu trennen, zu verbinden oder Drive+Play zu programmieren.

Sprachauswahl (wie beim iPod sind hier die unterschiedlichsten Optionen möglich), Beleuchtungs- und Kontrasteinstellungen sowie die Frequenzwahl bei Nutzung des kabelgebundenen FM-Modulators sollten daher vor Fahrtantritt erfolgen. Die zentrale Steuereinheit des „Drive+Play“, die Harman Kardon auch „the brain“ nennt, speichert die Einstellungen und hält sie dann beim nächsten Anschluss des iPod wieder parat. Übrigens zeigt dieser während des Anschlusses nur den von der Synchronisation bekannten Haken mit der Meldung „iPod kann getrennt werden“.

Handhabung im Alltag

Ist alles programmiert und das Bedienrad gut positioniert, fährt es sich mit dem Drive+Play hervorragend: Guter Sound ohne Leiern oder zu starkes Rauschen und einfach Bedienung. Der Controller liegt wie ein Steuerknüppel in der Hand, und die Bedienung des am Rand angebrachten Drehrades, von Harman Kardon „Scroll Ring“ genannt, geht einem schon bald in Fleisch und Blut über. Schnell mal eine neue Wiedergabeliste aussuchen, einen Titel vor- oder zurückspringen oder ein anderes Album anwählen ist so auch während der Fahrt kein Problem mehr.

Dadurch, dass das Drive+Play anders als viele andere auf dem Markt erhältliche Systeme wirklich jeden Musikbereich des iPod ansteuern kann, ist der Bedienkomfort mit dem des kleinen Musikplayers absolut gleichzusetzen. Natürlich bietet das Display der Steuerung hierzu keine dem iPod-Farbdisplay adäquaten Möglichkeiten, aber zum Steuern während der Fahrt wären Liedtexte und Coverabbildungen auch eher hinderlich, denn nützlich und würden viel zu sehr ablenken.

Design und Preis-Leistungs-Verhältnis

Harman Kardon ist bekannt für hohe Qualität mit exzellentem Design. Diesem Anspruch wurde das Unternehmen auch mit dem neuen Autoadapter-System „Drive+Play“ für den iPod gerecht. Im Auto eingebaut sticht es sofort ins Auge und wirkt wesentlich eleganter als die meisten nachzurüstenden Navigationssysteme: Blau beleuchtete Einzelteile, die sich mit einem hochwertigen Metallfinish selbst in die edelste Karosse oder den spritzigsten Kleinwagen hinein schmiegen. Fehlt lediglich, dass Harman Kardon neben der iPod-Steuerung auch noch ein Navigationssystem in das Drive+Play integriert, dann wären wohl viele wunschlos glücklich.

Aber auch so hat es das Unternehmen wieder einmal geschafft gutes Design gepaart mit praxisnaher Benutzerfreundlichkeit auf den Markt zu bringen und dabei den deutschen Regulierungsbehörden mit dem kabelgebundenen FM-Modulator ein Schnippchen zu schlagen. Der Preis in Höhe von 199 Euro ist deshalb durchaus gerechtfertigt. Allerdings sollten wenig bastlerisch ambitionierte Autofahrer noch die Kosten für den Einbau in einer Fachwerkstatt hinzurechnen, soll die Verkabelung ohne Schaden der Verkleidung vonstatten gehen.

Testergebnis
ProduktnameDrive+Play
HerstellerHarman Kardon
Preis199 €
Webseitewww.harman.com
Pro
  • alle iPod-Anzeigen auf Display sichtbar
Contra
  • Frequenzwechsel bei FM-Anschluss während der Fahrt evtl. notwendig
Bewertung
1,9gut

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