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iPhone 6 und iPhone 6 Plus: Eine Woche mit den Apple-Smartphones

Die neuen iPhones sind endlich da und ich hatte das Glück, eine Woche lang mit beiden Modellen in der Tasche herumlaufen zu dürfen und die Geräte so in wirklich jeder Alltagssituation ausprobieren zu können. Die größte Neuerung sind ganz klar die neuen Display-Größen. Aber auch sonst haben die neuen iPhones viel Neues zu bieten. Standardmäßig sollte der Griff zum iPhone 6 gehen. Es ist eine klare Verbesserung des iPhone 5S. Es gibt aber auch viele gute Gründe für das noch größere 6-Plus-Modell. Wie so oft muss auch bei der Wahl des für einen selbst richtigen iPhones der subjektive Eindruck entscheiden.

Von   Uhr

Praktisch mit Verkaufsstart der neuen iPhones hatte ich beide Modelle in den Händen. Es ist allein schon ein komisches Gefühl einen Apple Store mit einer weißen Plastiktüte, in der Sachwerte in Höhe von 1900 Euro schlummern zu verlassen. Noch komischer ist es aber, mit diesen beiden Telefonen unterwegs zu sein und sie nacheinander aus den Taschen zu holen, um beispielsweise Fotos zu machen oder sonstige Aufgaben zu erledigen. Allerdings hat das auch zu vielen interessanten Gespräche mit neugierigen Passanten geführt, die diese Review noch verbessert haben dürften.

Die neuen Größen

Apple hatte diverse gute Gründe an den verhältnismäßig kleinen Displays mit 3,5 und später 4 Zoll festzuhalten. Der vermutlich beste Grund ist die einfache Bedienbarkeit im Ein-Hand-Betrieb. Die Konsequenz daraus war aber, dass Apple den Markt für große Telefone komplett der Konkurrenz überlassen hat. Besonders Samsung konnte hier punkten. iPhone 6 und iPhone 6 Plus sind Apples Antwort auf den Erfolg großer Android-Telefone. Das an und für sich ist schon eine Besonderheit. Apple läuft hier ganz klar einem Markt-Trend hinterher und setzt ihn nicht selbst. Auch wenn es ganz offensichtlich noch nicht zu spät ist, hat Apple hier ganz klar einen Trend verschlafen.

Als Apple 2007 das erste iPhone vorstellte, wirkte selbst der 3,5-Zoll-Bildschirm wahnsinnig groß, verglichen mit den damals sonst erhältlichen Geräten. Die Konkurrenz hat einen Versuch nach dem nächsten gestartet, um sich von Apples iPhones abzugrenzen. Zum Beispiel mit größeren Displays. Die kamen gut an, weshalb HTC, Samsung und Co. noch größere Telefone („Phablets“) gebaut haben, die auch gut ankamen. Auf einmal sahen selbst Apples mit dem iPhone 5 eingeführten 4-Zoll-Displays winzig aus und stellten in den Augen vieler Käufer einen echten Nachteil dar. Dieses Manko hat Apple nun behoben. Das iPhone 6 hat einen 4,7 Zoll großen Bildschirm, das iPhone 6 Plus kann sogar eine Bildschirmdiagonale von 5,5 Zoll aufweisen. Interessant ist, dass Apple kein neues Modell mit 4-Zoll-Bildschirm im Angebot hat. Schließlich wurde das 4-Zoll-Display des iPhone 5 damals als die perfekte Größe für menschliche Hände angepriesen.

Äußerlich ein Traum

Vom Gehäuse her sind die neue iPhones ein Schritt zurück zu meinem bisherigen Lieblings-iPhone, dem iPhone Classic. Eine metallerne Rückseite und abgerundete Seiten. So liegt das iPhone unglaublich gut in der Hand. Vermutlich trägt auch das zu dem Eindruck bei, dass die beiden neuen iPhones leichter seien als das iPhone 5s, was faktisch nicht stimmt. Wären die neuen iPhones einfach nur größer geworden und hätten das Design der Vorgänger beibehalten, hätten sie sich vermutlich wie ein großer und ein noch größerer Kasten Blei angefühlt. Was außerdem sofort auffällt ist das gebogene Glas an allen Seiten. So geht das Display haptisch fast nahtlos in das Metall der Rückenschale über. Spalten und Übergänge sind nur zu fühlen, wenn man es wirklich darauf anlegt. Hier hat Apple eine wahre Meisterleistung vollbracht.

Handhabung

Das iPhone 6 lässt sich einhändig fast so gut bedienen wie die iPhones der 5er-Reihe. Ab und an hat man auch mit großen Händen allerdings doch mal Schwierigkeiten, die dem Daumen diametral gegenüberliegende Ecke zu erreichen. Den Hemd-und-Hosen-Taschentest hat das iPhone 6 allerdings bestanden. Die größeren Dimensionen fallen in der Hosentasche praktisch nicht auf, weil das iPhone so viel dünner und  gefühlt  leichter geworden ist. Wobei, eigentlich ist es nur dünner geworden; nämlich 6,9 statt zuvor 7,6 Millimeter. Es fühlt sich, vermutlich genau deshalb, aber auch leichter an, obwohl es im Vergleich zum 5S 17 Gramm schwerer geworden ist. Trotzdem hat Apple es geschafft, dass das kleinere und leichtere 5S sich parallel zum iPhone 6 in der Hand gehalten wie Klotz anfühlt.

Deutlich schwieriger gestaltet sich die Handhabung des iPhone 6 Plus verglichen mit dem 5S aber auch dem iPhone 6. Mit 172 Gramm ist das Gerät 43 Gramm schwerer als das iPhone 6, mit 7,1 Millimeter aber nur marginal dicker. In meinen Hosentaschen versinkt das iPhone 6 Plus relativ problemlos. Ich bin allerdings auch 1,87 Meter groß, habe ein paar Kilo zu viel auf den Rippen und besitze entsprechend große Hosen mit entsprechend großen Hosentaschen. Aus den Hosentaschen vieler Freunde und Menschen, die mich auf der Straße angesprochen haben, ragt das iPhone 6 Plus doch deutlich heraus. So viel, dass ich persönlich wohl ständig in einen paranoiden Wahn verfallen würde, aus Angst, das iPhone 6 Plus zu verlieren. Besonders Frauen, die ja gerne mal sehr enge Jeans tragen, haben mit dem iPhone 6 Plus praktisch keine Chance, es in irgendeiner Hosentasche bequem und sicher zu verstauen. 

Das Gleiche gilt für Brusttaschen an Hemden, meinem bislang präferierten Aufbewahrungsort für all meine bisherigen iPhones. Dort ist das Gerät schnell im Zugriff, man bekommt alle Vibrationen besser mit als in der Hosentasche und es beult genau diese nicht aus. Hier gibt es allerdings genau keine Chance für das iPhone 6 Plus. Es guckt so weit heraus, dass es immer leicht vom Körper weggelehnt in der Brusttasche residiert und schon wenn man aufrecht steht den Eindruck macht, dass es jederzeit heraus fallen könnte. Spätestens wenn man sich dann aber mal vorbeugt ist das Desaster nur noch mit blitzschneller Reaktion und ausgezeichneter Hand-Augen-Koordination zu vermeiden. Wenn man das iPhone 6 Plus in eine von Apples Lederhüllen zwängt, verbessert sich diese Situation zwar leicht, da das Gesamtkonstrukt dann mehr „Grip“ bekommt – mir wäre das Risiko aber bei weitem zu groß.

Das neue Display

Den neuen Bildschirm hat Apple „Retina HD“ getauft. Er ist nochmals deutlich besser geworden als die bisherigen Displays. Die neuen Bildschirme haben eine Auflösung von 1334 x 750, respektive 1920 x 1080 Bildpunkte. Also etwas mehr als die „HD Ready“-Auflösung von 720p und genau „Full HD“. Bei letzterem schummelt Apple allerdings ein bisschen. Alle bisherigen iPhones mit Retina-Display, also alle seit dem iPhone 4, hatten einen Bildschirm mit 326dpi. Es sei an Steve Jobs’ Präsentation erinnert, auf der er erklärte, dass nun jeder Bildpunkt durch 4 Pixel dargestellt werde. So würde jeder Bildpunkt das Vierfache an Informationen enthalten. Oder: das Zweifache in beide Richtungen, weswegen Grafiken für diese Retina-Displays immer mit „@2“ gekennzeichnet werden.

Das iPhone 6 Plus verfügt über 401dpi und bräuchte von daher eigentlich @2,46-Grafiken, was reichlich hässlich zu berechnen ist und schnell ungenau wird. Apple nimmt daher @3-Grafiken, die deutlich größer als Full HD sind, und skaliert diese dann herunter. So kommt es zu der Punktlandung bei 1920 x 1080. Der Benutzer merkt davon nichts. Die neuen iPhones sind leistungsstark genug, dass es keine Verzögerungen gibt. Trotzdem: Skalieren möchte man eigentlich nicht. Jeder, der schon mal versucht hat, einen alten Bildschirm in einer nicht-nativen Auflösung zu benutzen, weiß, dass es dabei zu hässlichen Verzerrungen kommen kann. Auf diesen Retinadisplays sind derartige Verzerrungen sicherlich messbar nicht aber sichtbar.

Dieses Mehr an Pixelfläche ermöglicht natürlich auch das Anzeigen von mehr Informationen gleichzeitig. Neben der Standard-Ansicht gibt es allerdings auch einen Zoom-Modus, der alle Elemente auf dem iPhone 6 und 6 Plus größer darstellt. Ein großer Bonus für all jene, die mit verminderter Sehkraft leben – oder einfach größere Touchflächen lieber mögen.

Das neue Retina-HD-Display sieht aber nicht nur besser aus, weil es neu ist. Es verfügt jetzt über den vollen sRGB-Farbstandard, bietet einen deutlich höheren Kontrast, einen verbesserten Weißabgleich – und ist deutlich heller als sein Vorgänger. Die einzelnen Verbesserungen sind dabei nicht so augenfällig, dass einem sofort klar wäre, dass der Weißabgleich verbessert wurde. Aber der Gesamteindruck ist schon auf den ersten Blick spürbar besser.

Dazu trägt auch ein neuer Herstellungsprozess, der sich „Photo Alignment“ nennt, bei. Dabei werden die Flüssigkristalle des LC-Displays mittels UV-Licht in Position gebracht, so dass sie genau dort liegen, wo sie liegen sollen. Das ermöglicht nicht nur tiefere Schwarztöne, sondern auch eine schärfere Anzeige zum Beispiel von Texten. Eine weitere Neuerung sind die so genannten „Dual-Domain-Pixel“, die für einen größeren Betrachtungswinkel und somit für eine bessere Farbtreue sorgen, wenn man mal nicht exakt gerade vor dem iPhone sitzt oder wenn man nur mal schnell einem Freund etwas zeigen will.

Auf meiner iPhone-Foto-Tour durch das sonnige Kiel ist mir dann noch eine Verbesserung aufgefallen, die man nicht ohne weiteres bemerken kann. Die Polarisation des Displays hat sich geändert. Ich würde behaupten: verbessert. Betrachtet man die jetzt alten Retina-Displays mit einer polarisierten Sonnenbrille, kommt es schnell zu Farbveränderungen und sogar Bereichen, in denen man praktisch nichts mehr erkennt. Diese Effekte sind nicht verschwunden (was physikalisch wohl auch nicht möglich wäre), wurden aber deutlich minimiert.

All jenen, die sich tiefergehend mit Apples neuen iPhone-Displays befassen möchten, sei der Test von DisplayMate empfohlen. DisplayMate hat eine Website, die optisch vermutlich seit den späten 1990er-Jahren nicht mehr verändert wurde, ist aber eine echte Instanz, wenn es um die Bewertung von Displays geht. Und genau diese Instanz bescheinigt dem Retina-HD-Display das beste Smartphone-Display zu sein. 

Der größte Vorteil der neuen Displays gerade in Deutschland ist jedoch: Sie sind jetzt breit genug, so dass der Mobilfunkanbieter-Name „Telekom.de“ nicht mehr hin und her scrollt, sondern statisch ist.

Reachability

Die neuen Größen der Displays zwingen Apple zu Kompromissen bei der Bedienung. Denn spätestens das iPhone 6 Plus lässt sich wirklich nicht mehr mit einer Hand bedienen. Damit man es aber doch mit einer Hand bedienen kann, hat Apple „Reachability“, also etwa Erreichbarkeit, integriert. Durch doppeltes Tappen (NICHT Drücken) auf den Touch-ID-Button kann man den gesamten Bildschirminhalt ein gutes Stück herunterfahren und kommt so auch mit dem Daumen in die entlegendste Ecke. Das ist ganz klar ein Eingeständnis, dass sich das iPhone nun nicht mehr so bedienen lässt, wie Apple uns seit 2007 antrainiert hat. Reachability ist eine Krücke und ganz sicher nicht das eleganteste von Apple entworfene Bedienkonzept, aber es erfüllt seinen Zweck und sorgt dafür, dass man die neuen iPhones nicht mit zwei Händen bedienen muss wenn man nicht will. Ein iPhone 6 oder 6 Plus mit Reachability ist aber immer noch weit entfernt von dem Komfort der Ein-Hand-Nutzung mit einem iPhone der 5er-Serie.

Neue Möglichkeiten für Apps 

Entwickler stehen mit diesen neuen Displays vor ganz neuen Möglichkeiten, aber auch Aufgaben. Das iPhone 6 Plus hat jetzt einen eigenen Querformat-Modus, der etwa dem des iPad gleicht. Davon können viele Produktivitäts-Apps sicherlich profitieren. Schade ist, dass sich viele – auch namhafte – Hersteller noch nicht auf die neuen Displays eingeschossen haben. Seit der WWDC im Juni 2014 ist bekannt, dass Apple auffordert, Apps fortan unabhängig von der Displaygröße, also skalierbar, zu programmieren. In der Benutzung führt das zu echten Problemen. Zum Beispiel die Apps aus dem Hause Facebook (neben der Facebook-App selbst zum Beispiel auch der Messenger und WhatsApp) sind noch nicht auf die neuen Displays angepasst, füllen aber trotzdem den gesamten Bildschirm aus. Das führt dazu, dass die Tastatur und insgesamt und alle auf ihr angeordneten Tasten eine andere Größe haben als in korrekt angepassten Apps, so dass man sich in diesen Apps ständig vertippt. Sicherlich: Das ist ein Problem, dass die Zeit lösen wird und schon bald wird niemand darüber sprechen. Dennoch ist es gerade für große Entwickler-Teams ein gewaltiges Armutszeugnis, dass drei Monate Vorlaufzeit für eine derartige Anpassung nicht ausreichend sind.

 

Das Innenleben

Wer sich die nackten Zahlen anschaut und sich über nur 1 Gigabyte Arbeitsspeicher und die niedrig getaktete CPU aufregt, der hat das iPhone einfach nicht verstanden. Apple ist mit seinen Produkten in dieser Beziehung wahrlich in der Post-PC-Ära angekommen. Früher war es wichtig, dass die neue GPU nochmal ein bisschen mehr Video-RAM mit sich bringt. Es war ungemein wichtig, dass die neue CPU unermesslich viel schneller getaktet ist als die alte. Das spielt heutzutage keine Rolle mehr. Was zählt ist allein, dass die Geräte ihren Zweck erfüllen. iPhone und Co. sind keine Geräte für Nerds. Beziehungsweise nicht nur. Beziehungsweise für eine andere Art von Nerd. Nämlich all jene, die sich zum Beispiel mehr über den fast bruchlosen Übergang von Glas nach Metall am Gehäuse freuen, als über einen neuen Namen für die CPU.

Ich selbst bin, wie so viele, wenn nicht gar alle, genau damit aufgewachsen. Alles muss immer höher, schneller, weiter gehen. Und es hat gefälligst auch auf dem Karton zu stehen! Damit hat Apple schon lange Schluss gemacht und gibt Leistungsdaten meist nur noch in Relation an. Der im iPhone 6 und iPhone 6 Plus verbaute A8-Chip bringt eine bis zu 50x schnellere CPU- und eine bis zu 84x schnellere GPU-Leistung mit sich und ist dabei bis zu 50% energieeffizienter. Punkt. Der Leistungszuwachs ist dabei geringer als beim Sprung vom A6 auf den A7, wo sich die Leistung fast verdoppelt hat. Dass Apple das nicht in diesem Tempo würde fortführen können, war allerdings vorher schon klar. Wie groß der Sprung zum letztjährigen A7 war wird deutlich, wenn man die Prozessoren miteinander vergleicht. So landen in einschlägigen Benchmarktests das iPhone 6 und das 6 Plus auf den vordersten Rängen. Gefolgt vom ein Jahr alten iPhone 5S. Erst dann folgen (aktuelle) Android-Geräte.

Erfreulich ist, dass das iPhone 6 jetzt bis zu 20 LTE-Frequenzbänder unterstützt. Das sind sieben mehr als zuvor. Theoretisch kann man damit quasi überall auf der Welt LTE mit bis zu 150 MBit/s nutzen. Wenn man denn in Deutschland die entsprechenden Tarife überhaupt kaufen könnte...

Für das heimische WLAN unterstützen die neuen iPhones nun 802.11ac. Das ist der Funkstandard, der seit letztem Jahr auch in den Airport Extreme Base Stations zum Einsatz kommt und für eine (bis zu) dreifach gesteigerte Übertragungsrate sorgt. So schnell, dass nun endgültig der Internetzugang zum Falschenhals wird. Wenn man nicht zufällig schon einen Glasfaser-Anschluss im Haus und einen Provider, der den Hahn auch wirklich aufdreht, hat.

Wirklich auffällig bei der täglichen Benutzung sind die Änderungen bei Touch ID und der Batterie. Jetzt können auch Nicht-Apple-Apps auf Touch ID zugreifen. Man kann jetzt zum Beispiel die Passwortsammlung 1Password mit seinem Fingerabdruck statt einem Passwort entsperren, was mir jeden Tag unermesslich viel Zeit erspart, da ich ebenfalls meine Banking-Software, Evernote und noch ein paar weitere Apps jetzt problemfrei passwortfrei entsperren kann.

Der Akku im iPhone 6 hält deutlich länger durch als der in meinem iPhone 5S. Der im iPhone 6 Plus noch mal länger. Der Vergleich mit dem iPhone 5S ist dabei natürlich nicht ganz fair: Schließlich ist das Gerät bereits seit gut einem Jahr im Dauereinsatz und der Akku hat sicherlich gelitten. Aber zumindest fühlt sich die Akku-Laufzeit deutlich länger an – und das ist ja auch schon mal etwas.

Mahnend den Zeigefinger heben muss man bei den Speicherkapazitäten. Sowohl iPhone 6 als auch 6 Plus kommen standardmäßig mit heutzutage geradezu lächerlichen 16 GB. Schon das erste iPhone gab es mit 4, beziehungsweise 8 GB. In 7 Jahren hat sich die Standardspeichergröße also gerade einmal vervierfacht, beziehungsweise verdoppelt. Verglichen mit dem Tempo, mit dem Apple die Leistung des Prozessors verbessert, wirkt das fast schon frech. Besonders angesichts der neuen Kamera-Optionen und der zunehmenden Größe von Apps, kann man die 16GB-Version eigentlich niemandem empfehlen. Die nächsten 100 Euro werden fällig, kaufen einem aber auch gleich 48 zusätzliche Gigabyte, so dass man auf 64 GB kommt. Damit lässt sich arbeiten. Es ist dennoch schade, dass Apple die iPhone-6-Modelle nicht standardmäßig mit 32 GB ins Rennen schickt. Dafür gibt es nun aber die Option, 128GB Speicher zu wählen – das wiederum ist echter Luxus und löst so manches Problem. Endlich genug Platz um für lange Zeit keine Bilder und Videos mehr löschen zu müssen und endlich genug Platz, um alle ungehörten Podcasts und fast meine komplette Musiksammlung mit mir herumzutragen.

Das iPhone als Fotokamera

Ein Blick auf Flickr, eine der größten Foto-Communities, verrät: Jeden Tag werden mit dem iPhone mehr Fotos gemacht als mit jeder anderen Kamera. Kein Wunder also, dass Apple ständig weiter an der Kamera bastelt, um sie noch besser zu machen. Und dann noch ein Stückchen besser. Die technischen Daten sind schnell aufgelistet und wenig atemberaubend: 8 Megapixel, 1,5-Mikrometer-Pixel-Größe und eine f/2.2-Blende. Neu sind ein paar Dinge, die nicht gleich auffallen. „Focus Pixel“ zum Beispiel. Der von Apple neu entwickelte Bildsignalprozessor im iPhone 6 und iPhone 6 Plus ermöglicht die Focus Pixel getaufte Technologie, die es erlaubt mehr Bildinformationen zu sammeln und gleichzeitig den Autofokus zu verbessern – hinsichtlich seiner Genauigkeit und seiner Geschwindigkeit.

Ebenfalls verbessert wurde die Erkennung von Gesichtern. Diese passiert nun ebenfalls genauer und schneller. Außerdem erkennt die Software hinter der Kamera Blinzeln und Lächeln und optimiert dadurch die Auswahl des bestmöglichen Bildes wenn man Fotos im Serienbildmodus („Burst Mode“) schießt.

Ebenfalls spürbar verbessert wurde die automatische Bildstabilisierung. Dabei nimmt die Kamera stets vier Bilder mit kurzer Belichtugnszeit auf und gleicht störende Faktoren wie Bewegungsunschärfen und zittrige Hände aus. Die Software komponiert dann aus den jeweils „besten“ Teilen der Einzelbilder ein Foto, das ein Minimum an Rauschen, Bewegung und Verwacklung aufweist. In der Praxis funktioniert das erschreckend gut. Noch besser werden Bilder tatsächlich mit dem iPhone 6 Plus. Denn dessen Kamera verfügt über eine optische Bildstabilisierung. Die Linse kann sich also in alle Richtungen bewegen. Das iPhone bewegt die Linse auf Basis der vom Gyrosensor gelieferten Daten und sorgt so für eine ruhigere Kamerahaltung. Das wiederum ermöglicht längere Belichtungszeiten, wovon der Fotograf besonders in schlecht beleuchteten Situationen profitiert.

Außerdem beeindruckend ist die nochmals verbesserte Panorama-Funktion. Diese liefert jetzt Bilder mit bis zu 43 Megapixel. Die dynamische und automatische Belichtungsanpassung sorgt dabei dafür, dass man noch weit weniger merkt, dass es nicht um ein „echtes“, sondern ein zusammengesetztes Foto handelt.

Stillstand gab es auch bei der Entwicklung der frontseitigen Facetime-Kamera nicht. Diese kommt jetzt mit Belichtungsregler, eigener Gesichtserkennung, HDR-Video, einer Serienbildfunktion und einem Selbstauslöser. So steht dem perfekten Selife nichts mehr im Wege.

Das iPhone als Video-Kamera

In der knappen Wochen mit den beiden iPhones habe ich die neuen Video-Funktionen nicht so ausgiebig getestet, wie die Foto-Funktionen. Was ich jedoch gesehen habe, begeistert mich. Besonders die Filmaufnahme mit 60 Bildern pro Sekunde in Full HD erfährt meines Achtens aktuell zu wenig Beachtung, ist es doch ein echter Fortschritt. Zur Erinnerung: Im Kino wird seit zwei Jahren „HFR“ groß gefeiert, was „nur“ 48 Bilder pro Sekunde liefert – und schon dabei sind echte Unterschiede sichtbar. Besonders wenn man Sportler in Aktion oder tollende Hunde filmt, hat man mit den 60-FPS-Filmen deutlich mehr Spaß.

Der kontinuierliche Auto-Fokus funktioniert wie beworben. Auch wenn sich das jeweils ausgewählte Motiv schnell von der Kamera weg bewegt, bleibt die Einstellung scharf. Beziehungsweise: Der Fokus wird so schnell nachjustiert, dass man kaum glauben mag, dass es automatisch geschieht, ohne, dass ein Mensch, der weiß, was er will, an einem Rädchen dreht.

Nochmals spektakulärer sind natürlich Zeitlupen- und Zeitrafferaufnahmen. iPhone 6 und iPhone 6 Plus schaffen jetzt bei einer 720er-Auflösung 240 Bilder pro Sekunde und liefern dabei wahrlich beachtliche Ergebnisse. Während hier aber „nur“ die Bildzahl pro Sekunde nach oben geschraubt wurde, ist der Zeitraffermodus gänzlich neu. Apple gibt an, dass iOS 8 dabei Fotos in dynamisch festgelegten Intervallen macht. Das bedeutet, dass sich die Time-Lapse-Geschwindigkeit verdoppelt und sich die Anzahl der Bilder pro Sekunde halbiert, wann immer sich die Aufnahme-Zeit verdoppelt. Ein Beispiel: In den ersten 10 Minuten macht das iPhone noch 2 Fotos pro Sekunde. Wird die 10-Minuten-Marke überschritten, wird die Framrate auf 1 Bild pro Sekunde verringert und die in den ersten 10 Minuten „zuviel“ aufgenommenen Bilder werden gelöscht. So hält Apple die anfallende Datenmenge auf einem erträglichen Niveau.

Besonders wenig spielen konnte ich mit dem „Cinematic Bildstabilisierung“ getauften Feature, das für wackelfreie Aufnahmen sorgen soll, auch wenn man halb aus dem Auto hängt oder selbst auf einem Fahrrad sitzt während man filmt. Die ersten Versuche lassen mich jedoch zu dem Urteil kommen, dass Hyperlapse noch besser funktioniert.

Fazit

Für mich persönlich steht das iPhone 6 Plus überhaupt nicht zur Debatte. Mir ist es viel zu Groß und wenn es das einzige neue iPhone dieses Jahres gewesen wäre, wäre ich vermutlich beim 5S geblieben. Das iPhone 6 Plus ist dafür gedacht, das einzige mobile Gerät seines Besitzer zu sein. Für viele wird das iPhone 6 Plus nicht nur das bisherige iPhone, sondern auch gleich das iPad und vielleicht sogar den Mac ersetzen. Das große iPhone ist weniger ein iPhone 6 Plus als ein iPad nano.

Ich denke, dass das iPhone 6 die richtige Wahl für den Großteil der potenziellen Käufer ist. Obwohl man dem iPhone 6 Plus zu Gute halten muss, dass nach ein paar Tagen – nachdem man den initialen Schock überwunden hat – weit weniger groß wirkt. Gleiches gilt im Übrigen für das iPhone 6, was dazu führt, dass das iPhone 5S nach nur zwei Tagen absurd klein wirkte und ich mich ernsthaft frage, wie ich jemals damit glücklich sein konnte.

Und so ist die finale Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss: Wie hältst du’s mit der Größe? Will man ein großes iPhone oder ein kleines iPad haben. Danach entscheidet sich, ob das iPhone 6 oder das iPhone 6 Plus das geeignete Gerät ist.

Ein Tipp noch zum Abschluss: Wenn sich ausgehend vom Standardmodell, dem iPhone 6 mit 16 GB Speicher, die Frage stellt, in welche Richtung die nächsten 100 Euro ausgegeben werden soll – nach rechts, zum iPhone 6 mit 64 GB Speicher oder nach unten, zum iPhone 6 Plus mit 16 GB Speicher – würde ich immer und allen dazu raten, mehr Speicher einzukaufen. 16 Gigabyte sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Wenn danach nochmal 100 Euro „übrig“ sind, dann kann man sich getrost mit der Frage, ob’s 128 GB oder doch ein größeres Display werden soll, quälen. Das mobile Leben beginnt jedoch erst bei 64 GB.

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Im Fazit fehlt leider, dass der Unterschied zwischen iPhone 6 und dem Plus auch der Querformat-Modus ist.

Toller Bericht. Sehr detailliert und Informativ.

Endlich ein sehr guter Beitrag

Vielen Dank. Ein sehr hochwertiger Artikel!

Ich hätte gerne mehr von dieser Qualität. Es macht Spaß diesen zu lesen und man wird zudem auch informativ unterhalten.

Genau so sehe ich das auch!

Der Speicherplatz in der "Standardkonfiguration" beim iPhone ist mit 16 GB vielleicht gering gewählt, aber wenn man bedenkt, dass das iPhone auch in sehr vielen Unternehmen genutzt wird, wo auch fremde Apps nicht unbedingt erlaubt sind, dann sind die 16 GB mehr als ausreichend und man spart sich viel Platz fürs Backup. Wo nicht viel draufpasst braucht man auch nicht viel für zu sammeln. Das kann sehr wichtig sein. Es gibt nichts schlimmeres als für Mitarbeiter eine Sicherung der Festplatte des Firmen-PCs durchführen zu müssen und dabei sind dann am Ende die meisten Dateien der Sicherung große iTunes Daten und Backups.

Tatsächlich ein sehr guter Artikel!
Das tröstet etwas über die teilweise enervierende Werbung hinweg.

Gut geschriebener, und dementsprechend gut zu lesender, informativer Artikel. Genau der im Fazit erwähnte Aspekt, daß das 6plus mehrere Geräte ersetzt, war für mich der Kaufgrund für das größere Gerät.
Allerdings hätte Apple sich die 16GB Variante wirklich sparen können. Besonders weil die hervorragenden Kameras wirklich zum Knipsen und Filmen animieren, und so schnell große Datenmengen anfallen.

Super Beitrag weiter so

die 32 gb wurde mit absicht weggelassen, damit die leute anstatt 16gb direckt 64 gb
den kunden vorgeschrieben wird klever gemacht apple nicht schlecht !!!!!

"Der größte Vorteil der neuen Displays gerade in Deutschland ist jedoch: Sie sind jetzt breit genug, so dass der Mobilfunkanbieter-Name „Telekom.de“ nicht mehr hin und her scrollt, sondern statisch ist."

Stimmt, endlich! Wie mich das gescrolle generft hat.
Ich habe extra an der Stelle einen Aufkleber übers Display geklebt!

Oh man … echt. MacLife. Ihr haut aber auch Sachen raus.

Laufen iPad Apps auf dem 6 Plus?
Das wäre mdoch eigentlich eine interessante Frage!

Ein interessanter und guter Artikel. Vielleicht habe ich es überlesen, aber kann es sein, dass Sie nicht auf die hervorstehende Kamera eingegangen sind? Mich würde interessieren ob das irgendwas ändert. Denn selbst Apple scheint hier über diesen Kompromiss nicht ganz so glücklich zu sein, wenn sie auf der Homepage den Überstand retuschiert haben.

Sehr guter Artikel und alles sehr objektiv dargestellt! Ich hab das iPhone 6 und ich weiß nicht ob das nur gefühlt ist aber die Lautsprecher sind auch verbessert. Ich war ganz über aus den kleinen Boxen ein wenig Bass zu hören ;) aber vllt geht das nur mir so ;)

Sehr toll geschrieben. Freu mich schon auf mein Iphone 6.

@ altezza69 Ich denke nicht das Apple gedacht hat, "lassen wir die 32GB weg, dann kaufen die Leute satt des 16GB großen Iphone, das 64GB großen Iphone."
Wenn es jetzt die 32GB Größe gegeben hätte und nicht mehr die 16GB. Hätte das eher Kunden verschreckt. Dann wären so Kommentare aufgetaucht wie, "Ich brauch nicht so viel Speicher, da hätten die lieber das mit 16GB raus gebracht und man könnte sich Geld sparen". Und tatsächlich kenne ich sehr sehr sehr viele SmartphoneNutzer Alter (19 bis 35Jahre), die mit 16GB und weniger, super klar kommen und auch keine Speichererweiterung nutzen oder benötigen. //NUTZER IPHONE / SAMSUNG / SONY / LG / HTC usw.//
Meine Freundin besitzt seit 4 Jahren das Iphone 4 mit 32GB Speicher und hatte noch nie mehr wie 12GB belegt. Bilder transferiert sie Wöchentlich auf Ihr MAC und ansonsten hat Sie 800 Musiktitel auf Ihrem Iphone.
Ich nutze mein Handy schon intensivier und deshalb habe ich mir ein Iphone mit 64GB bestellt. selbst 32GB wären mir mittlerweile zu wenig gewesen.

Ich habe da iPhone 5s und ebenfalls Telekom.de das wird bei mir in voller Länge ohne durchzulaufen angezeigt. Das ist wohl nicht nur bei dem iPhone 6/6+ so!

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