So schlägt sich das neue iPad in der Praxis

iPad 2017 im Test: Ist das Apples bislang bestes iPad?

Die Neuauflage des seit dem iPad Air 2 nicht mehr veränderten modernen Klassikers kann natürlich nicht mit der Power eines iPad Pro mithalten. Die Kombination aus Leistungsfähigkeit und niedrigem Preis machen aus dem iPad trotzdem einen echten Kracher. Unser Test wird klären, wie sehr es sich lohnt, das neue Tablet aus Cupertino zu kaufen.

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Während das iPad in den letzten Jahren für Apples Vision von der Zukunft der Computer immer wichtiger geworden ist, wurden die Verkaufszahlen der letzten Quartale dem alles andere als gerecht. Das mag zu einem Teil daran gelegen haben, dass die bisherigen iPads „zu gut“ waren. Gerade Otto-Normal-Anwender haben nur wenig Bedürfnis, ihr iPad alle paar Jahre durch ein neues Modell zu ersetzen, wie es viele iPhone-Kunden sehr wohl tun. Gerade für diese Käuferschicht mangelte es zudem an einem ansprechenden Angebot. Das hat sich jetzt mit einem Schlag geändert. Mit einem Einstiegspreis von 399 Euro ist das neue iPad ein echtes Angebot für alle, die bislang kein iPad besitzen oder noch mit einem eigentlich schon wirklich überholten Gerät hantieren.

Obwohl der Preis attraktiv für die meisten ist, ist dieses iPad aber mitnichten für die meisten Menschen gedacht. Es ist dicker und schwerer als sein Vorgänger, das iPad Air 2, und ihm fehlen ein paar überzeugende Funktionen der iPad-Pro-Serie. Letztlich ist Apple aber natürlich auch genau an der Aufrechterhaltung dieser Grenze interessiert.

Die rückwärtige 8-Megapixel-Kamera überzeugt mangels eigenem LED-Blitz leider nur bei sehr guten Lichtverhältnissen.
Die rückwärtige 8-Megapixel-Kamera überzeugt mangels eigenem LED-Blitz leider nur bei sehr guten Lichtverhältnissen. (Bild: Apple)

Im Inneren nichts Neues

Zu den nützlichen Pro-Funktionen, die Apple diesem neuen iPad nicht spendiert hat, gehört beispielsweise der Smart Connector für den komfortablen Anschluss von Tastaturen und ein laminiertes Display. Dazu aber später mehr.

Das Herzstück des neuen iPad, das Apple übrigens als fünfte Generation nach iPad, iPad 2, iPad 3, „the new iPad“, iPad Air und iPad Air 2 führt, ist Apples hauseigener A9-Prozessor, den wir schon vom iPhone 6s kennen. Die CPU ist also nicht mehr wirklich taufrisch, aber eben auch alles andere als veraltet. Gepaart wird sie mit 2 Gigabyte Arbeitsspeicher und wahlweise 32 oder 128 Gigabyte Speicherplatz. Eine 64-Gigabyte-Variante gibt es nicht. Der Preisunterschied für die beiden Speicherplatzvarianten beträgt Apple-übliche 100 Euro. Für inzwischen ebenso übliche 160 Euro Aufpreis kann man beide Modelle zusätzlich mit einem LTE für die Nutzung im Mobilfunknetz ausstatten lassen.

Leistungsmäßig ist das iPad der fünften Generation ein echter Sprung nach vorne. So sehr, dass die meisten durchschnittlichen Anwender im Alltag vermutlich kaum Performance-Unterschiede zwischen diesem Gerät und dem iPad Pro 9,7" feststellen dürften. Auch Apples Multitasking-Funktionen sind für dieses iPad keine echte Hürde.

Ebenfalls auf der Habenseite: Der Touch-ID-Sensor entstammt ebenfalls dem iPhone 6s und ist damit deutlich schneller als der Touch-ID-Sensor im großen iPad Pro, der noch dem iPhone 6 entstammt. Dieser aktuellere Sensor ist aber nicht nur schneller, sondern auch deutlich genauer. Erkennungsprobleme gehören damit – einigermaßen sauber und trockene Fingerkuppen vorausgesetzt – der Vergangenheit an.

Schade ist, dass das Gehäuse in den Abmessungen nicht exakt dem iPad Air 2 entspricht. Es ist etwas dicker, so dass passgenaue Cases für das iPad Air 2 nicht mehr passen. Und selbst wenn man eine passende Hülle findet, kann man Pech haben: Apple hat die Magnete im Gehäuse etwas anders positioniert, so dass die Ein-/Ausschaltautomatik beim Öffnen und Schließen der Hülle unter Umständen nicht mehr funktioniert.

iPad 5 vs. iPad Pro

Wenn das iPad doch so gut ist, wo liegen dann noch die Unterschiede zum mit ab 679 Euro deutlich teureren iPad Pro? Fangen wir bei den Kleinigkeiten an: Die Kamera verfügt über den selben 8-Megapixel-Sensor wie das iPad Air 2, anders als das iPad Pro aber nicht über einen LED-Blitz und ist auch nicht in der Lage, Bilder mit erweitertem Farbraum aufzunehmen. Weder der Apple Pencil noch Smart-Connector-Zubehör werden unterstützt – und auch die überarbeiteten Lautsprecher der Pro-Serie hat das iPad 5 nicht erhalten.

Auf den ersten Blick scheint der Schmerz, den diese fehlenden Funktionen mit sich bringen, erträglich zu sein. Mit Blick auf die Zukunft und darauf, dass man ein iPad eben nicht allzu oft austauscht, sollte man sich dennoch gut überlegen, ob der Aufpreis für das iPad Pro sich nicht vielleicht doch lohnt. Besonders, wenn man noch genug Ausdauer in sich hat, um auf die nächste iPad-Pro-Generation zu warten, mit der wir im Herbst dieses Jahres rechnen, da diese den preislichen Unterschied sicherlich noch einmal deutlich mehr rechtfertigen wird.

Gespart hat Apple beim Update des iPads der fünften Generation kurioserweise an den Farben. Während das 9,7-zöllige iPad Pro auch in Roségold verfügbar ist, gibt es das „normale“ iPad 5 nur im mittlerweile klassischen Farbdreisatz silber, gold und space grau.
Gespart hat Apple beim Update des iPads der fünften Generation kurioserweise an den Farben. Während das 9,7-zöllige iPad Pro auch in Roségold verfügbar ist, gibt es das „normale“ iPad 5 nur im mittlerweile klassischen Farbdreisatz silber, gold und space grau. (Bild: Apple)

Das größte Minus: der Bildschirm

Während man über alle bislang genannten und teilweise in den Augen der meisten potenziellen Käufern sicherlich zu vernachlässigenden Defizite geteilter Meinung sein kann, ist das verbaute Display ein echter Malus.

Es verfügt über dieselbe Auflösung wie das iPad Air 2 und auch das iPad Pro mit 9,7 Zoll Bildschirm-Diagonale. Da hören die Gemeinsamkeiten dann aber auch schon auf. Seit einigen Jahren verheiratet Apple Display und schützende Glasschicht in einem Laminierungsverfahren. Dieses sorgt dafür, dass Display und Glas so eng aufeinander liegen,  dass man den Eindruck bekommt, die Pixel direkt berühren zu können. Bei nicht laminierten Displays gibt es einen besonders im direkten Vergleich (zum Beispiel wenn man auch über ein aktuelles iPhone verfügt) deutlich sichtbaren Spalt zwischen beiden Bauelementen. Der Einsatz dieses älteren Display-Typs spart Apple natürlich ein paar Euro und ermöglicht auch einen niedrigeren Verkaufspreis, ohne auf Gewinn verzichten zu müssen. Aber diese Entscheidung sorgt auch dafür, dass das iPad der 5. Generation sich nicht wirklich modern anfühlt.

Erschwerend kommt hinzu, dass Apple auch an der Anti-Reflexionsschicht gespart hat. Besonders im Freien oder in hell erleuchteten Räumen spiegelt das neue iPad deutlich mehr als das iPad Pro oder ein iPhone 7.

In weniger anspruchsvollen Lichtsituationen ist das iPad-5-Display aber sogar etwas besser als das des iPad Air 2, was vor allem an der Bildschirmhelligkeit liegt. Die liegt beim neuen Gerät bei 500 Nits, während das alte nur auf 400 kommt.

Schade ist auch, dass das iPad-Display nicht den gesamten DCI-P3-Farbraum, der bei Apple „wide color“ heißt, abbilden kann. Das fällt zwar nur wirklich auf, wenn Sie entsprechende Fotos schießen können. Das iPhone 7 ist dazu aber bereits in der Lage – und wie gesagt: Vermutlich kaufen Sie sich während der Lebenszeit Ihres neuen iPad 5, so Sie es denn kaufen, mindestens ein neues iPhone und haben dann ein iPad, auf dem neue Fotos einfach deutlich weniger Spaß machen als auf dem iPhone selbst. Für das nicht geschulte Auge bedarf es für das Erkennen dieses Defizits allerdings des direkten Vergleichs.

Nicht vergessen darf man dabei, dass das iPad-5-Display immerhin den sRGB-Farbraum zu beinahe 100 Prozent abdeckt. Es handelt sich, was die Farbdarstellung angeht, also auf keinen Fall um einen schlechten Bildschirm. Aber Apple hat eben auch deutlich bessere im Portfolio.

Fazit

Das neueste Mitglied in Apples iPad-Familie ist so etwas wie das Best-Of-Album Ihres Lieblingskünstlers, bei dem man es aber irgendwie geschafft hat, diesen einen Song, den Sie auch wirklich mögen, außen vor gelassen zu haben. In diesem Fall handelt es sich bei diesem vergessenen Song um das Display, das Sie schon vom iPad Pro kennen.

Ansonsten bekommen Sie das Gehäuse vom iPad Air, den Prozessor vom iPhone 6s und eben den Bildschirm vom iPad Air 2 in einer leicht überarbeiteten, helleren Variante. Weder über die Performance noch über die Akku-Laufzeit kann man sich beschweren.

Alles, was in diesem Artikel am iPad der fünften Generation bemängelt wird, wird aber durch den sehr attraktiven Preis wieder abgefedert. Dieses iPad richtet sich vor allem an preissensible Käufer. Jene, die seit Jahren immer noch mit ihrem iPad 3 oder iPad Air „glücklich genug“ sind. Und genau diesen Käufern bietet Apple mit diesem iPad mehr iPad zu einem besseren Preis als jemals zuvor.

iPad mini erhält kleines Update

Parallel zur Vorstellung des großen neuen iPads erfuhr auch das iPad mini ein – wenn auch deutlich kleineres – Update. So klein, dass sich Apple hier nicht einmal getraut hat, die Generationsnummer anzupassen. Es ist nach wie vor als „iPad mini 4“ bei Apple gelistet. Technisch wurde auch tatsächlich nichts verändert. Apple hat lediglich Speicheroptionen gestrichen und den Preis leicht angepasst. Das iPad mini 4 gibt es weiteren in den drei Farben Silber, Gold und Space Grau, aber nur noch mit 128 Gigabyte Speicherplatz zum Preis von 479 Euro. Wer Wert auf ein integriertes LTE-Modul für mobilen Internetzugang legt, zahlt den üblichen Aufschlag von inzwischen 160 Euro dafür.

Pro, ohne pro zu sein

Das neue, einfache iPad, also das iPad ohne weiteren Namenszusatz wie Air, Mini oder eben Pro ist für die meisten Käufer vermutlich trotzdem so etwas wie ein iPad Pro. Klar, wie auch in diesem Testbericht besprochen: Auf dem Papier fehlt dem iPad einiges zum Pro. Aber gerade wenn Sie noch ein älteres iPad, wie zum Beispiel ein iPad 3 benutzen, ist der Sprung zu diesem iPad der fünften Generation so gewaltig, dass es Ihnen ziemlich professionell vorkommen wird.

Testergebnis
ProduktnameiPad
HerstellerApple
Webseitewww.apple.com/de
Pro
  • bessere Hardware, besserer Preis
Contra
  • es fehlen die Display-Vorzüge der Pro-Modelle
Bewertung
1,5gut

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Das bislang beste iPad? was genau habt ihr denn geraucht?
Das ist im Vergleich mit dem Air 2 ganz klar eine Verschlechterung! Von den 30% mehr Leistung merkt man in 90% aller Einsatzszenarien rein garnichts. Was man allerdings sehr wohl und zu jeder zeit bemerkt ist das dickere, schwerere Gehäuse und das nicht laminierte Display..

Sehr guter Artikel.
Ich habe das Pro 9.7 täglich im Einsatz, daher kann ich das iPad 2017 nicht näher einschätzen...

Wenn ich mich aber zwischen dem iPad 2017 und dem Air 2 entscheiden müsste, würde ich ganz klar das iPad 2017 nehmen...

Allein schon wegen dem Touch ID Sensor, dem besseren Display sowie der besseren Akkulaufzeit. Und auf längerer Sicht Softwareupdates.

@Herr Apple

Das Display ist eben NICHT besser als das vom Air 2, sondern schlechter!

@Paco

Die Display Helligkeit

Vollkommen egal wenn das Display dafür NICHT laminiert ist! Wie du dann von besserem Display reden kannst bleibt dein Geheimnis hahaha!

Es ist sind bleibt ein iPad für den Wechselwilligen Normaluser, der über ein deutlich älteres Gerät verfügt - und besonders bedeutsam: Für die Bildung, sprich Schüler in Schulen. Mehr Speicher (32 GB) und ein geringerer Preis. Unser Anbieter ließ dadurch den Beschaffungspreis um schlappe 60 Euro sinken. Das ist für Eltern, die ihr Kind in eine unserer iPad-Klassen anmelden wollen schon eine deutliche Verbesserung. ... und der Anteil der iPad-Schüler nimmt bundesweit zu!

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