„It was twenty years ago“ – Teil 66

2001: Strategieentwicklung und die Folgen von 9/11

Im Jahr 2001 schaffte Apple, was kaum einer geglaubt hatte: Mit einem eigenen Ladengeschäftskonzept, neuen weißen iBooks und silbernen PowerBooks erreichte das Unternehmen nicht nur endlich wieder die Gewinnzone. Es zeigte sich auch stark genug, den terroristischen Anschlägen des 11. September 2001 und den dadurch folgenden wirtschaftlichen Turbulenzen zu trotzen …

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Juli 2001: Quartalszahlen

Im Juli 2001 deutet nichts auf die bevorstehende Katastrophe hin. Nur der Rückruf von 570.000 Netzteilen der 1998 bis 2000 hergestellten Notebooks in Asien und USA warf einen kleinen Schatten auf Apple. Als das Unternehmen am 18. Juli 2001 aber seine Geschäftszahlen für das abgelaufene dritte Quartal vorlegte, war dieser verfl ogen: Die Analysten hatten einen Gewinn von gerade einmal 0,05 US-Dollar pro Aktie erwartet – immerhin war Apple nur ein halbes Jahr zuvor tief in die Krise gerutscht. Tatsächlich aber konnten 0,17 US-Dollar pro Aktie und damit ein Gewinn von 61 Millionen US-Dollar erwirtschaftet werden. Deutliche Verkaufsanstiege der Notebook- und Desktop-Rechner seit Weihnachten des Vorjahres zeigten, dass Apples Strategie der neuen Rechnermodelle, wie iBook und PowerBook, aufging – die Kundschaft vertraute auf die neuen tragbaren Macs und Apple. Zusätzlich trug das Engagement im Erziehungssektor erste Früchte, wie Steve Jobs stolz hervorhob: „Wir hatten ein ausgezeichnetes Quartal im Erziehungsbereich und ein ausgezeichnetes Quartal für das iBook. Wir haben insgesamt 182.000 unserer neuen, sehr populären Notebooks für Endverbraucher und in den Schulbereich verkauft.“ Apple war nach Erhebungen des Marktforschungsunternehmens Quality Education Data (QED) wieder zur Nummer eins des US-Schulmarkts geworden und hatte Dell damit die vorübergehende Spitzenposition entrissen.

MacWorld New York 2001

Am gleichen Tag eröffnete die MacWorld in New York ihre Tore, eingeläutet durch Steve Jobs Keynote. Mit dabei: Mac OS X 10.1 mit schnellerem Finder, eingebautem DVD-Player und einer Brennfunktion von DVDs direkt aus Mac OS X heraus. Nicht nur, dass der DVD-Player bei der Vorführung erst auf den zweiten Versuch startete und das neue Betriebssystem erst ab September zur Verfügung stehen sollte – das Publikum hatte mehr erwartet, beispielsweise einen iMac mit LCDBildschirm. Doch Jobs nannte Preiskosten als Grund, warum es den neuen iMac (noch) nicht zu sehen gab. Stattdessen zeigte er weitere Möglichkeiten für Fans des Kinogenusses am Mac: Mit iDVD2 ließen sich Menüs im Hintergrund animieren und Audiodateien als Hintergrundmusik einfügen. Passend dazu wurde der iMac wenn schon nicht äußerlich, so doch in seinen inneren Werten aufgebessert. Hatte der 500-MHz-Rechner noch die alte ATI Rage 128 als Grafi kkarte, überzeugten die Modelle mit 600 und 700 MHz nicht nur durch den schnelleren Prozessor, sondern auch mit der ATI Ultra und damit verbesserter Grafi kleistung. Auch der PowerMac G4 wurde überarbeitet und erhielt statt bisher 733 MHz bis zu 867 MHz als Rechenleistung. Mit der GeForce2MX-AGP-Grafi kkarte hatte auch er die notwendige Grafi kpower für professionelle Anwendungen. Wer es besonders kraftvoll mochte, hatte außerdem die Möglichkeit, zwei 800-MHz-Prozessoren und eine Nvidia GeForceMX-Twin- View-Grafi kkarte im neuen PowerMac zu nutzen. Dieser wurde zudem optisch aufgewertet, indem man ihm eine silberne Frontplatte und gerundete Laufwerksabdeckungen spendierte. Im Lieferumfang enthalten waren außerdem Mac OS 9, Mac OS X, iDVD, iTunes und iMovie 2.

Kleine Preise, Ausweitung der Ladenkette

„Evolutionäre Schritte“ nannte denn auch die New York Times die Vorstellung und sah in der Entwicklung die Vorbereitung des Macs hin zum „digitalen Hub“. Die Digitalisierung des Musikmarktes mit dem kostenlos erhältlichen iTunes, des Videomarktes mit iMovie und iDVD und die Vorstellung der Produkte in der eigenen Ladenkette zeigten, in welche Richtung Apple gehen wollte: „Rational gesehen könnten die Leute argumentieren, dass unsere Strategie falsch ist, aber niemand kann behaupten, dass wir unsere Strategie nicht weiter durchführen.“ meinte Steve Jobs. Tatsächlich sprach die Verdopplung der Prozessorraten bei gleichem Preisniveau wie im Vorjahr dafür, dass Apple nicht nur gegen den Trend der PC-Branche besser wirtschaftete, sondern sich auch in besseren Verhandlungspositionen gegenüber den Komponentenherstellern befand. Preissenkungen beim PowerBook und partielle Entlassungen zeigten, dass sich das Unternehmen deutlich verschlankte. Auch das Konzept der eigenen Ladenkette sollte mit einer weiteren Investition von 85 Millionen US-Dollar zunehmend ausgebaut werden. Trotz dieser Ausgaben gab Finanzchef Fred Anderson bekannt, dass sich der Geschäftszweig auf dem besten Weg befand, im kommenden Jahr Gewinne zu erzielen, die Gewinnschwelle sei sogar bereits im vierten Quartal 2001 erreicht.

Terroranschläge: Apple Expo Paris abgesagt

Doch binnen weniger Stunden im September 2001 war die Euphorie nicht nur bei Apple verfl ogen: Als am 11.9.2001 in die Twin-Towers des World Trade Centers Terroristen zwei Passagierfl ugzeuge steuerten und auch auf das Pentagon in Washington ein Anschlag gleicher Art verübt werden sollte, blieb weltweit das Herz der Menschen für einen Moment stehen. Die einstürzenden Türme des Hochhauses, die darin gestorbenen Menschen und die Angst vor weiteren terroristischen Aktivitäten versetzten die gesamte USA und die westliche Welt in eine Art Schockstarre. Die für den 17. September geplante Apple Expo in Paris wurde kurzerhand von Apple abgesagt: „Wir sehen uns gezwungen, die Apple Expo im Schatten der tragischen und verheerenden Ereignisse der letzten Woche abzusagen“ gab man offi ziell bekannt. „Es tut uns leid, unsere Kunden und Aussteller enttäuschen zu müssen, aber deren Sicherheit ist unser oberstes Ziel.“ Auch wenn dort das neue Mac OS 10.1 vorgestellt hätte werden sollen – die Kunden und Aussteller verstanden die Beweggründe.

Mac OS X 10.1: Pünktlich

Apple aber blieb dennoch im Zeitplan: Pünktlich zum angekündigten 26. September erschien Mac OS X 10.1 unter dem Codenamen „Puma“. Für die Vorstellung ließ es sich Steve Jobs höchstpersönlich nicht nehmen, die ansonsten eher nebensächlich von Apple behandelte Seybold Conference in San Francisco zusammen mit Marketingchef Phil Schiller zu eröffnen. Gezeigt wurden all die neuen Funktionen von Puma, darunter die Anbringung des Docks rechts und links, die Einstellungs- Icons in der Menüleiste rechts oben und das integrierte ColorSync. Auch eine automatische Dateinamenerweiterung für Windows-Programme war nun enthalten. Microsoft schloss sich dieser Vorführung an und verteilte auf der Konferenz eine erste Beta-Version von „Word X für Mac“, die im November erscheinen sollte.

9/11: Stille Einführung neuer Produkte

Doch 9/11, wie die Medien später die Anschläge nach dem Datum des Geschehens nannten, war nicht vergessen. In Anbetracht der Umstände sah es Apple für richtig an, die ebenfalls für Ende September angesetzte QuickTime-Konferenz abzusagen und in den Februar 2002 zu verschieben. Während Mac OS X 10.1 noch groß auf der Seybold Conference vorgestellt wurde, entschied man sich bei anderen Neuerungen, diese ohne den ansonsten so großen Presserummel einzuführen. So gab es am 3. Oktober plötzlich einen mit mehr und besserem Arbeitsspeicher ausgerüsteten iMac ohne Brenner. Und das Mitte Oktober aufgekommene Gerücht um neue Notebooks bestätigte sich am 16. Oktober, als Apple seine Notebook-Reihe durch verbesserte technische Details aufwertete. Mehr dazu und wie der iPod die Herzen der Mac-Nutzer zunächst langsam und dann stürmisch eroberte, erfahren Sie in der kommenden Mac Life.

Quellen:

www.heise.de/newsticker/archiv/2001

www.nytimes.com

http://www.heise.de/ct/01/16/016/

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