Was das neue iPad mit Fröschen zu tun hat…

Die Mac-Life-Kolumne: Nur noch schnell den Frosch töten

Apple dringt mit dem neuen iPad ins Klassenzimmer vor und hat zumindest einen potenziellen Nutzer vergrault.

Von   Uhr

Und das kam so. Neulich saß meine Tochter mit mir beim Abendessen und ließ in einem Nebensatz die Bemerkung fallen, dass sie morgen im Biologieunterricht ein Schweineauge sezieren werden. Ich legte das Hühnerbein, das ich kurz zuvor in die Hand genommen hatte, unauffällig wieder auf den Teller zurück, entschied mich spontan für den Brokkoli und fragte nochmals nach. Ob Herr von Winzigerode denn da tatsächlich ein echtes Schweineauge zerschnippeln werde? Sie schaute mich stumm an. Ihr Blick schwankte zwischen totalem Unverständnis für so eine selten dämliche Frage und gleichzeitiger Selbstüberwindung, was zumindest darauf hindeutete, dass sie sich eventuell doch zu einer knappen Antwort hinreißen lassen würde. Wie ich denn darauf käme, dass sie nur ein einziges Schweineauge für die gesamte Klasse zur Verfügung hätten. Selbstverständlich bekäme jeder Schüler sein eigenes Auge. Sicherheitshalber hätte Herr von Winzigerode sogar jedem Schüler ein zweites besorgt. Schließlich könne jedem ja auch mal beim Sezieren ein Fehler unterlaufen. Ich überschlug schnell die Gesamtschülerzahl ihrer Klasse, verdoppelte diese wegen des zur Verfügung gestellten Sicherheitsexemplars und kam locker auf zweiundsechzig Schweineaugen. Nachdem ich erfolglos versucht hatte, mir das Bild eines blutrünstigen Herrn von Winzigerode aus dem Kopf zu vertreiben, der im Schweinestall sein Unwesen trieb und versuchte, den quiekenden Ferkeln die Augen auszudrücken, entschied ich mich für eine neue Strategie.

Ob meine Tochter denn schon von Apples neuem Schüler-iPad gehört habe? Auf Youtube wählte ich ein kurzes Video aus, das die Vorstellung des neuen iPad an einer Schule in Chicago zeigte. Schüler saßen mit weißen Kitteln im nachgestellten Biologieunterricht und sezierten mit Froggipedia einen virtuellen Frosch. Spannungsgeladen blickte ich meine Tochter an. Ich war der festen Überzeugung, der Zusammenhang würde sich gleich von selbst ergeben. Stattdessen geschah etwas anderes.

Als die Stelle kam, an der dem Frosch Nadeln in die virtuellen Froschbeine gesteckt wurden und dessen Brust mit dem Apple-Pencil wie mit einem Skalpell aufgeschnitten wurde, blickte meine Tochter angewidert zur Seite. Dies sei ja wohl bestialisch. Eine absolute Tierquälerei. Niemals werde sie so etwas verwenden. Ich glaube sogar gesehen zu haben, dass ihr Tränen in die Augen traten. Selbst der Versuch, schnell auf den Geologieunterricht vorzuspringen, in dem dieselben Schüler einen Text über Sedimentgestein zu Pharrell Williams „Happy“-Ohrwurm sangen, führte nicht zu dem erhofften Effekt der Aufbesserung ihrer Laune. Der Abend endete schließlich damit, dass wir beide unsere Hühnerbeine unangerührt auf dem Teller liegen ließen – meine Tochter deckte ihr Bein sogar noch mit einem Zewa-Tuch zu. Den Brokkoli stopften wir trotzig in uns rein.

Über den Autor

Frank Krug ist freier Autor, lebt in Berlin und  schreibt regelmäßig für die Mac Life.

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Sehr schön geschrieben! Das Bild vom ferkelaugenausdrückenden Unhold werde ich jetzt zwar auch ein paar Tage mit mir rumschleppen, aber trotzdem, es hat Spass gemacht, die Kolumne zu lesen.

Der Sinn und Zweck der Kolumne entzieht sich meiner Erkenntnis:
Was soll die Aussage sein? Geht um es zwei Menschen, die so wenig Kontakt zur Natur haben, dass sie Mitleid mit einem toten und virtuellen Frosch haben? Geht es um zwei Menschen, die keinerlei Verständnis zum Aufbau von Lebewesen lernen wollen?
Sezieren, ob real oder als ersten Schritt virtuell, ist wichtig für das Verständnis. Die Schule hat eben auch die Aufgabe, dass Kinder lernen, nicht alles emotional zu sehen, sondern Dinge rational und wissenschaftlich angehen zu können. Frösche und Kühe sterben tagtäglich - nach ihrem Tod werden eben manche auseinander genommen. Es stört sie nicht, da sie schon tot sind.
Oder geht es um zwei Menschen, die so wenig Kontakt zur Natur haben, dass sie wirklich glauben, dass jedes Tier alles so sieht wie Menschen? Vielleicht geistert in deren Vorstellung ja ein typischer Wildkuhfriedhof vor, wo Kühe ihren Vorfahren gedenken...
Geht es um Menschen, die selbst von den Naturwissenschaften profitieren wollen, aber keinesfalls deren Methoden kennen lernen möchten?
Die Kolumne zeigt eben eines ganz deutlich: Viele Lehrer und Eltern in Deutschland scheinen es verpasst zu haben, dass alle Kinder ein angemessenes und eben nicht emotionale-träumerisches Bild von der Natur haben. Dazu gehört neben dem Sezien auch das Wissen, dass manche Tiere andere Tiere lebendig auffressen und sogar eine Gefahr für den Menschen sein können. Für Menschen mit Kontakt zur Natur wäre so ein Werbevideo, wie es Apple produziert hat, kein Aufhänger für eine an sich überflüssige Kolumne.
Tatsächlich ermöglicht das iPad sogar das virutelle Sezieren und den Vergleich von unterschiedlichen Tierstämme, was bisher im Unterricht nicht möglich war. Das ist für die Schüler sogar eher eine große Chance, noch viel mehr lernen zu können als bisher.

Ich kann mich dem nur anschließen. Eine wirklich merkwürdige Kolumne. Waren in der Redaktion gerade die Themen aus und die Fee meinte dazu „Kleiner Tipp: Nimm ‚nen Schwank aus Deiner Jugend. Das kommt immer gut!“?

Also... ich verstehe den Sinn dieser Kolumne nicht.
1. die Augen sind von toten Tieren, Schlachtabfall, der in keiner Weise werden extra für diesen Zweck Tiere getötet.
2. je mehr Eltern Ihren Kindern das Töten von Tieren fernhalten, desto lebensferner werden sie erzogen. Ein bewusster Fleischkonsum (incl. Wurst) kann nicht durch vegetarische oder vegane Erziehung erreicht werden
3. Der Mensch ist nun einmal ein "Allesfresser"
4. Warum sollen Kinder im Bio-Unterricht nicht auch ein bisschen Spass haben, zumindest hatte ich den, jeweils ein Auge in die Hand, das es zwischen Daumen und Zeigefinger durchschauen konnten.... und jemanden zeigen.
5. Für diese App sind sicher nur ein paar Frösche gestorben und egal wie oft die App aufgerufen wird, es werden keine weiteren sterben.

...und es macht keinen Sinn die Kinder nur auf das Leben vorzubereiten, der Tod gehört genauso dazu.

Ist es richtig den Lehrer namentlich hier zu nennen? Da Datenschützer ja heute so ein großes Thema ist.

Herr von Winzigerode...

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