Konkurrenz und Intransparenz

Willkür? Apple verbannt "Podcaster" aus App Store

Als Apple den App Store vorstellte, waren viele begeistert: Goldgrube nannten es die einen, Käuferorientierung die anderen. Immerhin übersteigen die Downloads des App Stores inzwischen die Musikverkäufe des iTunes Store und Entwickler wie Apple selbst profitieren vom rentablen Geschäft.

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Doch während Apple dazu "nur" die Technologie zur Verfügung stellt, müssen die Entwickler in Vorleistung treten und darauf hoffen, dass Apple die so entstandenen Applikationen auch im App Store anbieten wird. Einige fielen dabei bislang durch das nicht sonderlich transparente Raster - und wollen jetzt nie mehr wieder ihre Energie auf das Unternehmen Zufall verwenden.

In den letzten Monaten fielen einige Applikationen anscheinend Apples Richtlinien zum Opfer. Darunter so sinnfreie Anwendungen wie das virtuelle Furzkissen "Pull My Finger", das gegen das Warenzeichen Tetris verstoßende Tris-Spiel oder das Rollenspiel "Aurora Feint". Neuestes Opfer ist "Podcaster", das - wie der Name schon sagt - Podcasts ohne den Umweg über iTunes aus dem Netz direkt auf den iPod touch oder das iPhone lädt. Da bereits seit längerem die Beweggründe für wieder aus dem App Store genommene oder gar nicht erst zugelassene Programme von vielen als "frustrierend" angesehen wurden, stellte der Entwickler von Podcaster einfach den von Apple genannten Grund online: "Weil Podcaster die Verbreitung von Podcasts unterstützt, kopiert es die Funktionalität der Podcast-Sektion von iTunes."

"Seltsam" nennt der Entwickler selbst diese Begründung, denn viele im App Store noch immer erhältliche Anwendungen kopieren Funktionen anderer Programme. Und Fraser Speirs, Programmierer der Anwendung Exposure, bringt es weiter auf den Punkt, indem er Apple offen in seinem Blog schreibt: "Ich bin draußen und werde nie mehr eine andere iPhone-Anwendung für den App Store schreiben als die bislang veröffentlichten." Seine Begründung, der sich inzwischen viele Entwickler anschließen (zusammengefasst bei fscklog): "Software zu schreiben ist eine ernsthafte Investition von Zeit und Energie." Und natürlich sind auch Kosten damit verbunden. Wenn man aber dies alles investierten muss, ohne erwarten zu können, dass sich das jemals rentieren wird, dann sollte ein Investment gar nicht erst stattfinden.

Seine Entscheidung, keine weiteren Innovationen in den App Store zu bringen, will Fraser Speirs erst überdenken, wenn Apple für die Entwickler nachvollziehbare Regeln aufstellt oder die Möglichkeit anbietet, ein Konzept vorab prüfen zu lassen, um sich nicht unnötig Arbeit machen zu müssen als Entwickler. Denn Apple ist jetzt in der Entscheidungsrolle, was der Kunde erhalten darf und was nicht und entscheidet darüber anscheinend willkürlich.

Anfänglich sah das Projekt (auch für Apple) einfach und für Kunden wie Anbieter intuitiv zu benutzen aus, jetzt aber entpuppt es sich als undurchsichtiges Konzept, dem Zeit und Kosten viel zu oft zum Opfer fallen. Denn "das Verbot von Kopien einer Funktion ist zugleich auch das Verbot von Konkurrenz" meint John Gruber von Daring Fireball und sieht es als "Desaster für die Plattform" an, sollte das Apples Vorgehensweisen und Richtlinien tatsächlich entsprechen. Denn in diesem Fall wäre das Vertrauen der Investoren ebenso zerstört wie das der Nutzer - und der App Store würde mehr und mehr mit haufenweise dilletantischer Anwendungen vollgestopft, die wenig Zeitaufwand in der Entwicklung erfordern und ebenso wenig Nutzen bringen. Das zumindest ist die Zukunftsvision des Exposure-Entwicklers Fraser Speirs, die von der Realität vielleicht gar nicht so weit entfernt sein könnte.

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Der App Store ist schlichtweg ein schlechter Witz von Apple. Sie haben mit dem iPhone eine Platform geschaffen und diese anfangs zu 5% vlt ausgenutzt. Dann haben sie gemerkt: "Hey, ein paar findige Leute fangen an Programme zu schreiben, dass sie das aber ohne unsere Kontrole tun passt uns nicht". Schaffen wir also eine Alternative die unserer Kontrolle unterliegt, bieten möglichst wenig Transparenz und nennen es "amazing". Ich mein sein wir doch mal ehrlich. Die nützlichen Programme kann man doch an einer Hand abzählen die Spiele mal ausgenommen da "Zeitvertreib" kein wirklcihes Kriterium ist, obwohl auch da nur relativ wenige einem gewissen Qualitätsstandard unterliegen.

Das Firmen wie Nullriver ihr "Netshare" oder ähnliches nicht auf Spenden basis in den Installer setzen ist nur eine Frage der Zeit. Schade Apple, das Konzept App Store war wirklich interessant, aber so nicht !

Ich finde das bestehende Konzept super. Mehr Tranparenz könnte aber wirklich nicht schaden. Apple soll sagen, was zugelassen werden kann und gut ist.
Das Konkurrenzprodukte wie Podcaster nicht genommen werden, kann ich gut nachvollziehen. Ich würde auf meinem Produkt auch bestimmte Konkurrenz nicht zulassen. Das wird ja wohl noch legitim sein. Ähnlich ist es mit einem Alternativbrowser. Wozu? Damit die Leute dann nicht meinen nutzen? Das macht für Apple keinen Sinn.
Meiner Meinung nach sollte Apple einfach Kriterien nennen und gut ist.

Da ich selbst Programme entwickle, weiß ich wie viel Arbeit darin steckt. Daher kann ich den Frust der Entwickler gut nachvollziehen.

Die Intransparenz ist eine Katastrophe und kann den ansonsten in meinen Augen sicheren Siegeszug der iPhone-Plattform zukünftig ernsthaft gefährden. Man kann nur hoffen, dass da bei Apple ein Umdenken stattfindet, sonst muss sich Apple den gleichen Vorwürfen von Machtgier und skrupellosem Monopolmissbrauch inkl. Konkurrenzverhinderung aussetzen wie seit Jahren Microsoft. Bei Microsoft müssen das viele ertragen, weil ihnen nichts anderes übrig bleibt. Bei Apple ist das aber anders.

Konkurrenz belebt das Geschäft. Das gilt auch für Apples eigene Lösungen. Dass Programme wie Netshare oder auch Navigationssoftware, Java, Flash etc. nicht erlaubt sind oder das vorhandene Bluetooth weitgehend sinnfrei ist, ist in meinen Augen eine massive Beeinträchigung der Plattform. Ohne Navi ist das GPS-Modul im wesentlichen sinnlos und "nur" für Local Based Services interessant. Die braucht man aber eher sporadisch. Und die Konkurrenz auf anderen Plattformen schläft nicht und freut sich über diese Lücken, die Apple hinterlässt, die sie dann mit ihren eigenen Smartphones und deren Software füllen können.

Der Appstore ist aber auch erst wenige Monate alt und vermutlich hat niemand bei Apple mit einem solchen Erfolg und mit einem solchen Andrang an Apps gerechnet. Ich kann mir gut vorstellen, dass da überhaupt nicht genug Personal vorhanden ist, um jedes einzelne Programm vernünftig zu prüfen. Da hat wahrscheinlich irgendein kleiner Wichtigtuer die Vorgaben von Oben übereifrig interpretiert. Warum sollte es so was bei Apple nicht auch geben?

Fazit: Das ist so nicht tolerierbar. Es muss Investitionssicherheit für die Entwickler her, die man zur Not auch einklagen kann um gegen offensichtlich dümmliche Entscheidungen wie diese auch vorgehen zu können. Und Apple muss die Plattform weiter öffnen als sie es bisher getan hat und auch Konkurrenz zulassen.

Übrigens bin ich begeisterter iPhone-Nutzer und habe ein ureigenstes Interesse daran, dass es viele gute Applikationen für das Teil gibt. Daher bin ich von solchen Entscheidungen auch sehr enttäuscht, weil sie genau das verhindern.

Schaut doch mal hier nach:
http://www.iphoneblog.de/2008/09/15/app-podcaster/
Hab's gemacht und es geht hervorragend. Aber ich musste die beiden Files per DnD nach iTunes importieren.
Dann lief es.
Viele Grüße Walter

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