Viel Hype, wenig Inhalt

Wer schaut Apple TV?

Von allen Apple-Produkten gibt Apple TV, von Steve Jobs vormals als "Hobby" bezeichnet, wohl das leichteste Ziel für Kritik ab. Während aus europäischer Sicht wohl die Preisgestaltung deutlich verbesserungswürdig ist, haben auch die US-amerikaner etwas zu kritisieren, zumindest zwei von ihnen: Henry Blodget (Tech Ticker) und Apple-Analyst Dan Frommer (Silicon Alley Insider) vergleichen Apple TV mit der Konkurrenz.

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In dem Interview, das mit seiner nervösen Schnittführung und überladenen Bildern wirkt, als sei es ursprünglich als Spiel für Xbox Live Arcade geplant gewesen, bezeichnen die beiden Apples Box als gescheitert. Begründet wird das Urteil vor allem mit den Kabelanbietern in den USA, die durch die notwendige Set-Top-Box ersten Zugriff auf die Kunden hätten und sie über diesen Kanal mit Filmen, einfachen Spielen und anderen Inhalten versorgen können. Apple TV fehle es hingegen an Inhalten: Ein DVD/BluRay-Laufwerk besitzt es nicht und im Web surfen ist ebenfalls nicht möglich. Dadurch könnten Konkurrenten wie NetFlix, die in den USA einen Verleihservice für Videos anbieten, sowie Microsoft, die sich nach dem HD-DVD-Flop nun auf Downloadvideos für die Xbox 360 konzentrieren, aufholen.

Ungeklärt bleibt in dem relativ einseitigem Gespräch aber, was der Konsument will. Die Kundenzahl von NetFlix und den Kabelanbietern lässt sich nicht mit dem Erfolg der entsprechenden Set-Top-Boxen gleichsetzen. Die Xbox 360, bisher zehn Millionen Mal in den USA abgesetzt, wurde eher als Spielemaschine für Titel wie Halo 3 verkauft, denn als Set-Top-Box. Mit zumindest Anfangs hohen Ausfallsraten dürfte die zweite Xbox auch zu den fehleranfälligsten Geräten der Konsolengeschichte gehören. Einen Webbrowser besitzt die Konsole ebenfalls nicht.

Allerdings hat die Konsolenkonkurrenz dem Apple TV auch durchaus einiges voraus. Vor allem im Bereich der Formatunterstützung zeigen sich Sony und Microsoft konkurrenzbedingt weniger wählerisch als Apple und erlauben beispielsweise auch DivX-Videos auf ihren Geräten. Apple könnte außerdem einen Webbrowser für Apple TV anbieten, dank Mac OS X wäre der Aufwand deutlich geringer als bei der Portierung des Opera-Browsers für die Nintendo Wii. Was die vergleichsweise kleine unabhängige Apple-TV-Entwicklergemeinde geleistet hat (Webbrowser, Skype, mehr Videoformate), sollte Ansporn für Cupertino sein, in "Take 3" die Set-Top-Box endlich für Drittentwickler zu öffnen.

Die Frage, was der normale Konsument will, ist damit immer noch ungeklärt - Blodget und Frommer wissen jedenfalls nur, was sie selbst von einer Box erwarten. 

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