Apple Music: Taylor Swift hilft den "kleinen Künstlern" und zugleich Apples Ruf - ein Kommentar

Keine Frage: Es war eine Macht-Demonstration. Mit links und quasi über Nacht hat Taylor Swift, der wohl größte Pop-Star unserer Zeit, Apple zum Einknicken im Bezahlungs-Streit um Apple Music gebracht. Eigentlich dürfte Apple das aber gar nicht so ungelegen kommen. Einerseits gibt es so einmal mehr massenhaft kostenfreie PR für ein neues Apple-Produkt. Andererseits ist Apple Music damit besser aufgestellt als der große Konkurrenz Spotify.

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Taylor Swift ist ohne Frage die Person, die aktuell im Pop-Musik-Business den Ton angibt. Nicht umsonst hat sie es erst kürzlich unter dem Titel The Power of Taylor Swift auf das Cover des Time Magazine geschafft. Swift ist der größte Pop-Star, den wir derzeit haben. Entsprechend groß war auch das Interesse der Medien und der Aufschrei unter den Fans, als Taylor Swift ihre Musik von Spotify abzog – weil ihr das dort gebotene Vergütungsmodell nicht zusagt. Ein konsequenter und beachtenswerter Schritt für eine der wenigen Personen, die bei Spotify vermutlich Geld wie Heu gescheffelt haben.
 

Taylor vs. Apple

Bei iTunes waren Tayler Swifts Alben weiter zu haben. Mit Spannung wurde nun also erwartet, ob Taylor Swift Apples neuen Musik-Streaming-Dienst Apple Music mit der dortigen Verfügbarkeit ihrer Alben adeln würde. Taylors Antwort: Nein. Zumindest zunächst. Am Vergütungsmodell an und für sich gab es diesmal scheinbar nichts auszusetzen. Überhaupt befänden sie und Apple sich in einer guten Partnerschaft, so Swift. Umso enttäuschter sei sie über die kostenfreie Probe-Phase, die Apple jedem neuen Apple-Music-Kunden zugestehen möchte. In diesen drei Monaten zahlen nämlich nicht nur die Kunden nichts. Auf der anderen Seite gehen auch die Musiker in diesen drei Monaten leer aus. Ein Ding der Unmöglichkeit, echauffierte Swift sich in einem offenen Brief unter der Überschrift „To Apple, Love Taylor“.

Swift als Redelsführerin

Dabei ginge es ihr gar nicht mal um sich selbst. Sie sei schließlich in der glücklichen Position, genug Geld zu verdienen, um ihre Musiker, Manager und sonstiges Personal bezahlen zu können. Viel mehr wollte sie als Sprachrohr für alle jene Musiker, für die drei Monate ohne Einkommen einer wirtschaftlichen Katastrophe gleichkommen, fungieren.
 

Vier Sieger, ein Verlierer

Herausgekommen ist dabei ein überall als „Einknicken“ wahrgenommenes Statement von iTunes-Chef Eddy Cue. Der twitterte am gestrigen Abend (deutscher Zeit), dass man zugehört hätte und die Künstler auch in der kostenfreien Probe-Phase bezahlen möchte. Letztlich hat Apple damit nichts verloren, sondern gehört zu einer der vier Siegerparteien.
 
  • Erster Sieger der Aktion ist natürlich Taylor Swift selbst. Sie hat ihr Profil als starke Frau, die Madonna die Pop-Krone längst abgejagt hat, weiter geschärft, einmal mehr ihre Macht im Business demonstriert und konnte sich zu einer Art Jeanne D’Arc für kleine Künstler aufschwingen.
  • Zweiter Sieger sind die von Swift vertretenen „kleinen Künstler“, die jetzt von Tag eins an Geld sehen werden, wann immer jemand ihre Musik über Apple Music abspielt.
  • Dritter Sieger sind die potenziellen Apple-Music-Kunden. Nicht nur, dass der Musik-Katalog bei Apple Music durch diesen Schritt kompletter sein wird als bei der Konkurrenz; man hat auch noch das Gefühl, Kunde bei „den Guten“ zu sein, denen nämlich, die einen Fehler eingestehen und das eigene Handeln ändern können – zum Wohle aller.
  • Vierter Sieger ist Apple selbst. Mit der raschen Reaktion auf Swifts Schreiben und der sofortigen Änderung der Firmen-Politik in dieser Sache, hat Apple sein Gesicht gewahrt und sogar Bonus-Punkte gesammelt.
 
Der einzige Verlierer der ganzen Nummer ist Spotify. Spotify steht weiterhin ohne die Musik von Taylor Swift dar und hat es, anders als Apple, bislang auch nicht geschafft, sich mit Swift zu einigen. Während Apple nun als Ritter in scheinender Rüstung, der auch etwas für die kleinen Künstler tut, gesehen wird, wurde Spotify weiter in die Schmuddelkind-Ecke gedrückt.

Danke, Taylor Swift

Man muss weder die Musik von Taylor Swift noch nie sie als Person mögen. Anerkennen sollte man allerdings, dass sie es geschafft hat, Apple vor einem großen Fehler zu bewahren. Wir Musik-Fans sollten ihr dafür danken, da so die Chancen nochmals gewachsen sind, dass Apple Music wirklich der Musik-Dienst wird, den man haben möchte. Bei Apple sollte man Taylor Swift ebenfalls in höchstem Maße dankbar sein. Aber vielleicht war das ja auch alles nur ein weiterer genialer Marketing-Coup aus dem Büro von Phil Schiller.
 

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Gilt hier der Klügere und weniger geldgeile gibt nach?

Andersherum wäre das Kartellamt gekommen.

Und eine noch ekeligere Medienkampagne, Apple würde mit seinen Milliarden die Konkurrenz niedermachen. Drei Monate verschenken UND bezahlen – das kann nur Apple.

Die Musikbranche will es offensichtlich so haben. Schlau gemacht, Eddie Cue.

Ein Taschenspielertrick? Also verdient sie nun noch mehr oder verliert kein Geld...natürlicuh denkt jeder immer nur an die kleinen. Ihre Manager waren sicher unbeteiligt an der Geschichte;)

Guter Artikel mit oberpeinlicher Subhead: Swift als Redelsführerin. Da lohnt sich doch der Blick in den Duden, bevor man soooo schwierige Wörter benutzt.

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