Anwälte trieben es zu weit

Schlag gegen unlautere Piraterie-Bekämpfung

Das Interesse eines Programmentwicklers, illegales Herunterladen seiner Produkte zu verhindern, ist absolut nachvollziehbar. Die Art und Weise, auf die diese Interessen von entsprechend spezialisierten Kanzleien durchgesetzt werden, sind hingegen bisweilen fragwürdig. Elizabeth Martin, Eine Anwältin aus Frankreich schickte hunderttausende von Briefen an angebliche Software-Piraten.

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Diesen wurde angedroht, erhebliche Prozesskosten tragen zu müssen, sollten sie die Entschädigungssumme von 400 Euro nicht zahlen, berichtet hardmac.com.

Die Schweizer anti-Piraterie-Firma Logistep wurde von dem polnischen Hersteller des Spieles "Call of Juarez" angeheuert. Die Schweizer sollten illegale Kopien sowie deren Urheber ausfindig machen. Elisabeth Martin arbeitet für Logistep und verfasste einen Brief, der den Adressaten horrende Strafen androhte, sollte es zum Prozess kommen. Die Formulierungen in diesen Briefen, die an eine sechsstellige Zahl potentieller Piraten ging, ähnelten teilweise sehr stark den Drohungen einer britischen Kanzlei, so der File-Sharing-Blog torrentfreak.com. Diese hatte in ähnlicher Manier und ebenfalls im Auftrag von Logistep durch Anschreiben dieser Art versucht, von eingeschüchterten Empfängern enorme Summen zu erhalten.

Martin wurde nun in einem Disziplinarverfahren die Anwaltslizenz für sechs Monate entzogen. Außerdem ist es ihr für die nächsten zehn Jahre verboten, Mitglied berufsbezogener Vereinigungen sowie einer Regierungsinstitution zu werden. Die Gründe für diese vergleichsweise schwere Bestrafung liegen zum einen in der agressiven Art ihrer Vorgehensweise. Außerdem weigerte sie sich, die Anzahl der Adressaten zu nennen, die bereits gezahlt hatte. Das "Piratengold" befindet sich zudem auf einem privaten statt wie üblich einem staatlichen, speziell für solche Gelder zu eröffnenden Konto, was ebenfalls zu der schwere der Disziplinarmaßnahme beitrug.

Software-Piraterie ist sicher nicht zu unterstützen und der Kampf der Entwickler gegen illegale Downloads größtenteils berechtigt. Wenn Anwälte aber versuchen, durch bewusste Täuschung und Einschüchterung ihre monatliche Rendite aufzubessern, müssen auch sie mit hohen Strafen rechnen.

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Irgendwie schwirrte gerade der Name "Gravenreuth" an meinem inneren Auge vorbei. Wenn ich nur wüsste, was es damit auf sich hat... ;-)

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