Songtexte in iTunes

„Was singt sie da?“

Wer hat nicht zu einem Lied getanzt, mitgesungen oder einfach nur zugehört und dann Jahre später festgestellt, dass etwas ganz anderes gesungen wird, als damals vermutet? Mit Songtexten zum Mitlesen läuft auch der hartnäckigste Nuschelversuch ins Leere.

Von   Uhr

„Dancing with Tears in my Eyes“ ein netter New-Wave-Song ohne besonderen Songtext? Ein Blick auf den Songtext ist oft verblüffend: Entweder haben Musikstücke in der Erinnerung eine ganz andere Bedeutung bekommen, oder die Künstler wurden schlicht nicht verstanden. Letztere machen es ihren Fans auch nicht immer ganz einfach: Herbert Gröhnemeyer steht beispielsweise häufi ger unter Verdacht zu nuscheln, oder Songs mit scheinbar wahllos aneinander gereihten Wörtern zu schreiben. Metal- Bands behandeln durchaus sozialkritische Themen – und versenken sie dann effektvoll im Gitarren-Gewitter.

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Ob nun der Gesang schwer zu verstehen ist oder schlicht missverstanden wird: Songtexte sind nützlich und sind ein fester Bestandteil vieler CD-Booklets. Aber die CD ist ein Auslaufmodell, immer mehr kaufen Musik im Netz, wie sieht es also dort mit Songtexten aus?

PDF-Booklets

Neuere Alben bei iTunes bieten neben der Musik zusätzliche Extras: Musikvideos beispielsweise, oder ein PDF-Booklet. Das PDFBooklet entspricht dem CD-Beileger, bietet weitere Infos zum Album und kann natürlich auch Songtexte enthalten. Wie bei CDs ist das digitale Booklet nur mit dem kompletten Album zu bekommen.

Zwar bleiben durch diese Art der Präsentation die Grafiken erhalten, aber iPodfreundlich sind diese Booklets nicht. Die einzelnen Songs bleiben zudem weiter ohne Songtext, und schließlich gibt es solche Booklets nur zu sehr wenigen Alben.

Songtexte in iTunes

Die Forderung, in iTunes einen Platz für Songtexte zu reservieren, gab es schon sehr lange. Das entsprechende Eingabefeld ist seit Version 5 Teil von iTunes, trug erst den etwas unpassenden Namen „Lyrik“, heißt aber mittlerweile sinnvoller übersetzt „Liedtext“.

Die Korrektur der Übersetzung war allerdings auch die einzige Änderung an dieser iTunes-Funktion, die Apple seit Version 5 vorgenommen hat. Die Schriftgröße kann nicht geändert und Songtexte nicht durchsucht werden. Der größte Nachteil ist aber, dass die Song-Informationen in einem modalen Dialog untergebracht sind, die Menüs und Schaltfl ächen von iTunes also gesperrt sind, solange der Dialog angezeigt wird. Eine alternative Methode, Songtexte anzuzeigen oder gar zu suchen, bietet iTunes nicht. An diesem Punkt setzen viele Shareware- und Freeware-Programme an.

Suche im Web

Wenn ein paar Passagen aus dem Lied bekannt sind, ist mit einer Suchmaschine schnell der passende Songtext gefunden. Einige iTunes-Zusatzprogramme bieten sogar an, per Google nach Texten zu suchen. Selbstständig in iTunes einkopieren können diese Anwendungen das Suchergebnis aber nicht, dies muss manuell geschehen.

Die Qualität der Texte ist sehr unterschiedlich. So wurden manche offenbar nur nach Gehör niedergeschrieben, sind voller Tippfehler und haben relativ wenig mit dem wirklichen Text zu tun. Das Dumme ist, dass die Songtext-Seiten gerne voneinander kopieren und sich solche misslungenen Versionen sehr schnell verbreiten. Der Ursprung ist hinterher kaum auszumachen.

Dafür ist auf privaten Websites aber auch fast jeder Songtext zu finden, selbst für mit Worten sparsamen Songs wie „Dauerwelle vs. Minipli“ (Die Ärzte) und „Numbers“ (Kraftwerk).

Für Mac OS X

Die erste Software ist gleichzeitig auch eine der umfangreicheren ihrer Art und sollte auf keinem Mac fehlen: GimmeSomeTune. GimmeSomeTune versteckt sich nach dem Start hinter einer Musiknote in der Menüleiste, tritt aber auch in Erscheinung, wenn ein Song gewechselt wird: Dann erscheint in einem transparenten Fenster kurz der Name des Songs, Interpret, das Cover und die Bewertung. Zudem kann iTunes per Tastatur gesteuert werden, selbst dann, wenn iTunes nicht das oberste Fenster ist. Die Tasten dafür sind in den Einstellungen anpassbar, und dort kann auch die Songtext- und Cover-Suche aktiviert werden. Letztere speichert das Programm entweder in der Datei oder separat in Ordnern ab, die Songtexte landen immer direkt in der Datei.

Die Songtextsuche erfolgt, sobald ein Lied in iTunes gespielt wird. Es kann eine kurze Zeit dauern, bis der passende Text angezeigt wird, und nicht immer ist GimmeSomeTune erfolgreich. Natürlich bietet das Programm auch eine Anzeige des Songtexts an. Nach dem Aktivieren der entsprechenden Option im Menü erscheint ein halbtransparentes, immer oben liegendes Fenster. In dem Songtext- Fenster ist auch eine Bearbeitung des Textes möglich.

Wen es stört, dass die Songtext-Anzeige von GimmeSomeTune immer über den Anwendungen schwebt, wird vielleicht mit einem Dashboard-Widget glücklich werden: Tunes- TEXT. TunesTEXT sucht gleich in drei Websites (Utamap, MetroLyrics, Sing365) nach den passenden Texten. Auf der Rückseite kann jede dieser Datenbanken einzeln ein- und ausgeschaltet werden. Wer beispielsweise keine japanischen Songs in iTunes hat, wird gut ohne Utamap auskommen. Die Suche und das Hinzufügen zu den Dateien erfolgt automatisch, wenn noch kein Songtext vorhanden ist. Eine praktische Sache – gerade wenn Tippfehler im Musiktitel vorliegen – ist der Bereich „Search“ auf der Rückseite: Tunes- TEXT zeigt dort eine Liste von Suchergebnissen an, die dem aktuellen Titel ähneln – es kann sich dabei zum Beispiel um den selben Interpreten oder Songtitel handeln. Da Songtextdatenbanken wie Sing365 auf der Arbeit von Dritten beruhen und nicht von der Musikindustrie abgesegnet sind, kommen Tippfehler durchaus vor.

TunesTEXT kann keine Cover-Grafi ken suchen, sondern nur anzeigen. Eine iTunes- Steuerung ist in der linken oberen Ecke untergebracht, das Widget ist außerdem skalierbar. Sechs verschiedene Farbstile bietet es an, außerdem ist die Schriftgröße nicht fix, sondern kann in den Einstellungen erhöht werden. Dafür meldete es im Test ab und zu einen Fehler, wenn es nicht im Vordergrund lief – dieser „Absturz“ des Widgets blieb aber ohne Folgen, sowohl für das Betriebssystem als auch TunesTEXT selbst.

Eine reine Songtext-Anzeige liefert Desktop Lyrics. Dieses kleine Zusatzprogramm stellt die Texte nicht etwa in einem kleinen Fenster, sondern direkt auf dem Schreibtisch dar. Das ist natürlich zunächst ungewohnt und ist für diejenigen, die ausschließlich auf einem Display arbeiten, unpraktisch, da Fenster in der Regel den Text überdecken. Konsequenterweise kann das Programm daher auch einen angeschlossenen zweiten Bildschirm zur Darstellung nutzen.

Für Windows

Ganz vom Karaoke-Fieber scheint MiniLyrics bemessen zu sein. Tatsächlich war es im Test völlig irrelevant, welcher der Darstellungsmodi ausgeliefert wird. Die Songtexte werden immer im Fenster bewegt, mit den Cursortasten ist es möglich, den Text zurückzuspielen. Im Karaoke-Modus versucht die Anwendung, eine Karaoke-ähnliche Darstellung zu präsentieren. Das Problem: Es passt nicht zur Musik. Die meisten Sänger dürften schon nach einer Minute wesentlich weiter im Text sein als MiniLyrics. Liegen allerdings synchronisierte Songtexte vor, sieht es anders aus und es lässt sich ganz gut mitsingen. Der Grund, warum MiniLyrics trotz passender Datei nicht mit dem Gesang mithalten kann, liegt an unterschiedlichen Songversionen und an der Person, die das Timing festgelegt hat. Die Songtextsuche fi ndet aber auch „normale“ Texte und stellt bei mehreren Suchergebnissen diese in einem Fenster zur Verfügung. Das Programm arbeitet mit verschiedenen Mediaplayern zusammen, und um sich besser anzupassen, besitzt es verschiedene „Skins“ zur Auswahl.

Etwas schlichter bevorzugt es der Lyricsnapper. Das Programm kann entweder manuell oder automatisch mit iTunes Kontakt aufnehmen, fehlende Songtexte suchen und diese dann in die Dateien schreiben. Außerdem fungiert die Anwendung als Songtext-Anzeige, hat als solche aber den Nachteil, dass die Schriftgröße nicht verändert werden kann. Dafür blockiert Lyricssnapper auch nicht die ganze iTunes-Anwendung.

Das dritte Programm im Bunde, EvilLyrics konnte mit iTunes nicht viel anfangen. Vielleicht liegt es an der Windows- oder iTunes- Version, aber das Programm war nicht in der Lage, den aktuell gespielten Titel zu erkennen und eine Suche zu starten. Sollte das Programm doch laufen, werden die Songtexte in den Dateien gespeichert. Ungewöhnlich ist, dass EvilLyrics gleich einen kleinen Webbrowser einbringt, wenn per Suchmaschine nach Songtexten gefahndet werden soll.

Rechtliche Probleme

Es gibt Bands, die schreiben ihre Texte selbst und besitzen alle Rechte an ihren Songs. Doch für viele bekannte Lieder ist die Rechtslage komplexer: Stars wie Robbie Williams oder Tina Turner lassen schreiben und sind damit erfolgreich. Die Autoren der Songtexte geben nicht unbedingt alle Rechte ab und verdienen an ihren Werken mit. Auf manch einem Album eines R&B-Sternchens herrscht in den Credits ein buntes Durcheinander von einem halben Dutzend Autoren, Produzenten und Musikern, die mit einem zeitgemäßen Sound große Hits garantieren sollen.

Diese wollen natürlich mitverdienen, was bei den vielen kostenlosen Songtextdatenbanken im Netz nicht gegeben ist. Die Daten banken verstehen sich als Service an die Fans der Musik und als Werbung für die Künstler. Die Musikindustrie sieht das etwas anders: Die Datenbanken sind nicht autorisiert und der unkommerzielle Charakter häufig zweifelhaft, einige Websites sind mit vielen Werbebannern ausgestattet. Was zudem manchem Künstler sauer aufstößt, ist die Qualität der Songtexte.

Aus diesem Grund ist die Musikindustrie bereits gegen Songtext-Websites und -Suchprogramme vorgegangen. Auf dem Mac traf es pearLyrics, eine Anwendung, die automatisch nach Songtexten sucht. Die Software wurde als Freeware angeboten und schließlich vom Entwickler vor einem möglichen Rechtsstreit zurückgezogen. Warner-Chappell, ein Musikverlag im Warner-Konzern, sah ihr Copyright gefährdet und drohte mit rechtlichen Schritten. Das negative Presse- Echo im Internet hatte dann den CEO des Musikverlags dazu bewogen, mit Programmierer Walter Ritter Kontakt aufzunehmen. Letzterer möchte aber kein Risiko mehr eingehen und es mit anderen Musikverlagen zu tun bekommen, daher bleibt das Programm unter Verschluss.

Songtexte von Gracenote

Gracenote ist allen bekannt, die schon einmal eine Audio-CD in iTunes importiert haben: Die Firma verwaltet die CD-Datenbank, in der Titel und Interpreten gespeichert sind. Da passt eine Lösung für Songtexte gut ins Konzept, und tatsächlich hat man bereits Mitte 2006 verkündet, einen entsprechenden Service anzubieten. Bisher konnte die Firma Vereinbarungen mit den Verlagsabteilungen von Warner, EMI, Universal, Sony und BMG abschließen, und auch die „Bob Dylan Music Company“ steht auf der Liste. Online-Shops können eine Partnerschaft mit Gracenote eingehen und die Musik-Dateien mit Songtexten ausstatten. Für den Händler steigen die Kosten etwas, da an den Songtexten die Autoren mitverdienen.

Yahoo gehört zu den ersten Händlern, die mit Gracenote kooperieren. Wer nach „nothing really matters“ sucht, bekommt nicht nur Metallica und Madonna geliefert, sondern auch Midnight Oil, Bob Dylan und Anastacia. Der Songtext kann dann online betrachtet, aber nicht kopiert werden. Immer wieder war auch im Gespräch, dass Apple mit Gracenote zusammenarbeitet und jeden iTunes-Download mit den passenden Songtexten ausliefert. Bisher hat sich in dieser Hinsicht nichts getan, und da iPod touch und iPhone die Anzeige im Gegensatz zu den kleineren iPods nicht unterstützen, scheint Apple auch das Interesse an Songtexten verloren zu haben.

Alternative wäre, die Songtexte in Rahmen eines „Premium-Downloads“ zu bündeln. Ein solches Modell, bei dem für Songtexte bezahlt werden muss, hätte aber in der Praxis wenig Chancen.

Im Raum steht auch noch ein Patent Apples, in dem beschrieben wird, wie synchronisierte Songtexte möglich wären. Das würde dann in Richtung Karaoke gehen, und spätestens dann sollten iPhone und iPod touch wieder Songtexte anzeigen, sind sie doch aufgrund ihrer großen Displays geradezu prädestiniert dazu.

Fazit

Es gibt auch Möglichkeiten, die ganze Musiksammlung automatisch mit Songtexten zu füllen, ohne jedes einzelne Lied kurz anzuspielen. Empfehlenswert ist es jedoch nicht: So hatte ein Such-Widget für OS X die Angewohnheit, immer in Richtung Rap zu tendieren. Wer so eine Anwendung dann auf die ganze Musiksammlung loslässt, hat innerhalb kürzester Zeit eine Songliste, die vor „Explicit Language“-Hinweisen nur so wimmelt. Für iPhone und iPod touch könnte das Softwareentwicklungssystem im Februar Abhilfe schaffen – wenn Programmierer in irgendeiner Form auf die gesicherte Musik- Bibliothek zugreifen können.

Nützliches im WWW

DesktopLyrics: www.corecode.at/desktoplyrics/

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