Audiointerface mit sehr guter Klangqualität

Test: Roland Octa-Capture

Gerade die kleinen Details sind es, die Aufnahmesituationen oft langwierig und nervenaufreibend machen. Mit dem Octa-Capture möchte Roland entgegenwirken. Kann ein Audiointerface wirklich Balsam für die Seele sein?

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Neben dem richtigen Equipment entscheidet oft der Faktor Zeit über die Qualität von Studioaufnahmen. Der richtige Moment muss abgepasst werden, in dem Konzentration und Spielfreude zum perfekten Take zusammenfließen. Leider scheitert „die eine“ Aufnahme oft an Kleinigkeiten, die noch schnell erledigt werden müssen. Sind alle Details geklärt, ist dann das Feeling bereits verflogen, sodass die Ergebnisse weit hinter dem Möglichen zurückbleiben. Das Octa-Capture möchte dieses Problem lösen und Musiker bei ihrer Entfaltung unterstützen. Eine ganze Reihe kleiner Finessen sind in dem Gerät zu finden, doch kann eine Soundkarte wirklich zu neuen musikalischen Ufern führen?

Professionell und bunt

Das Äußere des Octa-Capture zeigt sich mit abgerundetem Kunststoffgehäuse wertig und modern. Die Frontseite ist mit vier Eingängen als XLR-/Klinke-Kombibuchsen sowie einem Kopfhörerausgang versehen. Zusätzlich zieren dir Front zahlreiche Potis und Taster, die mit roten und blauen LEDs hinterlegt sind. Die Funktionsgruppen sind in Parameter für Eingänge und Monitoring aufgeteilt, abgegrenzt durch ein weiß leuchtendes LCD-Display. Auf der Rückseite sind die weiteren Anschlüsse untergebracht, die abermals vier XLR-/Klinke-Eingangsbuchsen sowie acht analoge Lineausgänge im Studio-Klinkenformat umfassen. Zusätzlich stehen Digitalwege in Form coaxialer S/P-DIF-Verbindungen bereit. Datenseitig sind neben USB-2.0-Anschluss auch ein MIDI-Ein- und Ausgang an Bord; die Stromversorgung erfolgt mittels externem Netzteil. Trotz des großen Funktionsumfangs wirkt die Bedienoberfläche bereits auf den ersten Blick aufgeräumt, sodass auch ohne Stöbern im Handbuch direkt gestartet werden kann.

Digitale Hilfestellung

Die Mikrofonvorverstärker des Octa-Capture sind baugleich mit denen des V-Studio 700 und M-400-V-Mixers. Digitale Kontrolle und Streaming-Technologie versprechen eine hochwertige Arbeitsweise bei niedrigen Latenzen, während einzeln zuschaltbare Phantomspeisung, Lowcut und Phasenkorrektur gute Möglichkeiten zur Anpassung an die jeweilige Aufnahmesituation bieten. Zusätzlich besitzt jeder Kanal einen digitalen Kompressor, der Eingangssignale bereits vor der Aufzeichnung im Pegel einschränken kann. Eine weitere Hilfestellung wird mit der Auto-Sens-Funktion geboten, die Verstärkungen vollautomatisch an die Eingangssignale anpasst. Versierte Tontechniker können den Pegel natürlich auch manuell einstellen, entsprechende Parameter sind, wie alle anderen Einstellungen, mit nur einem Tastendruck erreichbar.

Hervorzuheben sind, neben der durchdachten Bedienung, auch das LCD-Display, das trotz seiner kleinen Maße hervorragenden Überblick über sämtliche Optionen gewährleistet. Neben dem Einsatz für Mikroaufnahmen können dank Kombibauweise auch Linesignale verarbeitet werden. Kanal 1 und 2 sind zusätzlich auf Hi-Z-Betriebsart umschaltbar, sodass auch hochohmige Signale direkt in das Octa-Capture gespeist werden können. Im Test erwies sich das Interface als äußerst pflegeleicht und dürfte speziell für Einsteiger ein wahrer Segen sein. Wünschenswert wären lediglich analoge statt digitaler Kompressoren, um Signale bereits vor der Wandlung bearbeiten zu können, was den Preis aber zweifellos in die Höhe getrieben hätte.

Rein und raus

Die A-D- und D-A-Wandlung erfolgt mit einer Auflösung von bis zu 24 Bit/192kHz, wobei in diesem Fall nicht alle Anschlüsse nutzbar sind. Um die Datenflut in Grenzen zu halten, ist der Gebrauch sämtlicher Signalwege lediglich mit einer Auflösung von 24 Bit und 96kHz möglich. Die interne Signalverarbeitung erfolgt in 40 Bit. Für wirklich komplexe Aufnahmesituationen können zwei Octa-Capture-Interfaces kaskadiert werden. Zudem ist auch die Stand-alone-Nutzung als kompakter Mixer möglich. Zu guter Letzt ist Rolands Neuschöpfung auch als Erweiterung der V-Studioserie eine gute Partie, die mit dem Gerät um Ein- und Ausgänge erweitert werden kann.

Die Klangqualität konnte im gesamten Testverlauf überzeugen. Zwar kann das Octa-Capture mit edlen Hi-End-Wandlern in puncto Auflösung und Brillianz nicht ganz mithalten, diese spielen allerdings auch preislich in einer ganz anderen Liga. Der Lieferumfang enthält neben Interface und Kabeln auch passende Rackwinkel sowie ein umfangreiches Softwarepaket, das mit Sonar LE 8.5, dem Cakewalk Sound Center sowie einigen Klangerzeugern alle Werkzeuge umfasst, um direkt mit der ersten eigenen Produktion beginnen zu können.

Fazit

Mit dem Octa-Capture hat Roland ein Interface auf den Markt gebracht, das Einsteiger bei ersten musikalischen Gehversuchen optimal unterstützt. Dank entsprechender Qualität der Vorverstärker und Wandler kommen aber auch anspruchsvollere Studios voll auf ihre Kosten.

Testergebnis
ProduktnameOcta-Capture
HerstellerRoland
Preis650 €
Webseiterolandmusik.de
Pro
  • sehr gute Klangqualität
  • Autopegelfunktion
  • viele Anschlussoptionen
  • einfache Bedienung
  • große Flexibilität
  • übersichtliches Display
Contra
  • Kompressor nur eingeschränkt nutzbar
Bewertung
1,5sehr gut

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