Beats by Dr. Dre Solo 2 Wireless im Test: Viel besser als gedacht

Kopfhörer von Beats müssen sich immer noch mit jeder Menge Vorurteile herumschlagen. In den letzten Jahren hat sich Beats aber von einer Marke, deren Kopfhörer ich niemandem empfehlen würde, zu einem der besseren Hersteller für Kopfhörer entwickelt. Dabei hat Beats vor allem im letzten Jahr einen gigantischen Sprung in der Soundqualität gemacht. Wir hatten die Chance mit dem Vice President of Product von Beats, Vincenzo Giuliani, über die jetzt auch in Deutschland erhältlichen „Solo 2 Wireless“ zu sprechen.

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In meiner Zeit bei Mac Life habe ich jede Menge On-Ear-, Over-Ear- und In-Ear-Hörer ausprobieren und testen dürfen. Dabei habe ich auch viele Gespräche mit mehr oder minder namhaften Herstellern geführt - und alle schimpfen sie auf Beats. Allgemein hat Beats nicht den besten Ruf in der Gemeinschaft der „Audiophilen“. Meines Erachtens hat Beats tatsächlich einen klanglichen Fehlstart sondersgleichen hingelegt, den ich gerne als die „Monster-Ära“ bezeichne.
 
Die Kopfhörer waren nicht nur sehr basslastig (was für viele allein schon ein Ausschlusskriterium ist), sie klangen auch oft verzerrt und dumpf - besonders, wenn man sich nicht für HipHop begeistern konnte. Ende 2012 hat sich Beats allerdings von Monster als Partner verabschiedet und seit dem geht es nicht mehr nur wirtschaftlich, sondern auch klanglich steil bergauf für Beats by Dr. Dre.
 

Design, Qualität und Komfort

Das Design der kabelfreien On-Ears lässt sich leicht beschreiben: Es hat sich praktisch nichts geändert im Vergleich zum schnurgebundenen Solo 2 - abgesehen vom An-/Ausschalter und einer Anzeige für den Füllstand des Akkus. Das ist jedoch keineswegs negativ. Die Solo 2 Wireless sind äußerst schlicht und fast schon elegant anmutende Kopfhörer - mal abgesehen von den strahlend roten „b“ auf beiden Seiten.
 
Design ist auch eine der Obsessionen von Vincenzo Giuliani. Speziell bei der Linienführung lasse man sich immer wieder von der Automobil-Industrie inspirieren. Obwohl Beats für die Solo-Reihe nach wie vor keine Materialien höchster Qualität verwendet (die Kopfhörer bestehen immer noch zu großen Teilen aus Plastik), hat man hier eine klare Qualitätssteigerung hinbekommen. Während die ersten Beats-Kopfhörer schon bei der leichtesten Kopfbewegung angefangen haben zu knarzen, sind die neuen Solo 2 Wireless deutlich stabiler als ihre Vorgänger und kommen ohne störende Geräusche aus.
 
 
Die Solo 2 Wireless sitzen ziemlich bequem wenn man eng anliegende Kopfhörer mag. Der enge Sitz bringt neben dem akustischen Plus noch zwei Vorteile mit sich. Zum einen schließen die Kopfhörer wirklich gut ab. Bei einem ersten Test in einem Berliner Hotel bei halb aufgedrehter Lautstärke konnte ich den mir direkt gegenübersitzenden Beats-VP in einem Gespräch mit seiner Kollegin bereits nicht mehr hören. Dieser Eindruck hat sich auch beim späteren ausführlichen Test bestätigt. Die Solo 2 Wireless sind keine Noice-Cancelling-Kopfhörer, bieten aber genug Schallschutz, dass ich sie durchaus auch bei Zugfahrten und vielleicht sogar im Flugzeug benutzen würde. Der zweite Bonus, den das enge Anliegen mit sich bringt, ist der sichere Halt. Bei „normalen“ Kopfbewegungen verrutschen die Solo 2 Wireless praktisch nicht und selbst beim Joggen sitzen sie sicher.
 

Lieferumfang

Der Lieferumfang ist Beats-typisch. In der nach wie vor sehr schicken Verpackung befinden sich neben dem Kopfhörer eine (weiche) Transporttasche, ein Ladekabel, ein 3,5-Millimeter-Klinkenkabel samt integrierter Bedieneinheit mit Mikrofon, ein Karabinerhaken und ein Umschlag mit Handbuch und Beats-Aufkleber. Hier gibt es wie schon in den Jahren zuvor keinen Grund zur Klage.
 

Klang - it’s not a bug, it’s a feature!

Einen fairen und objektiven Vergleich mit anderen Kopfhörern herzustellen ist schwer. Beats-Kopfhörer klingen nicht neutral. Das ist, wie Vincenzo Giuliani im Gespräch nochmal betonte, aber auch nicht das Ziel von Beats. Man wolle eher einen Sound schaffen, der Emotionen transportiert als einen sterilen Klang. Musik sei eben subjektiv. Wer also auf der Suche nach einem „wissenschaftlich perfekten“ Sound ist, liegt bei Beats nach wie vor falsch. Für Beats ist das jedoch kein Fehler, sondern ein Feature.
 
Im Gegenteil: Der Markt gibt Beats aktuell Recht. Immer mehr namhafte Hersteller bringen Kopfhörer-Reihen mit „urbanerem“ Sound auf den Markt. Man schaue nicht auf die Konkurrenz, sondern arbeite daran, die eigenen Produkte zu verbessern, so Guiliani. Ein bisschen stolz wirkt er dabei aber schon. Und das nicht zu Unrecht: Schließlich hat man es als relativer Nobody innerhalb kürzester Zeit geschafft, die alteingesessenen Hersteller gehörig zum Grübeln zu bringen.
 
 
Wer das im Hinterkopf behält und bewusst keinen natürlichen Klang will, wird vom Klang der Solo 2 Wireless überrascht sein. Vor allem, wenn man auch die kabelgebundenen Solo 2 noch nicht ausprobiert hat. Es ist keine große Überraschung, dass die Solo 2 Wireless bei den HipHop-Songs aus meiner Test-Playlist am besten punkten können. Überraschender ist hingegen, wie gut sie auch bei „artfremden“ Songs wie „Wading in deeper“ von Katzenjammer klingen.
 
Was tatsächlich beeindrucken ist, ist die Tatsache, dass man kaum einen klanglichen Unterschied bei kabelgebundenem und kabelfreiem Hören ausmachen kann. Ja, besonders bei Songs mit sehr ausdifferenzierten Höhen klingen sie über Bluetooth etwas stumpfer. Mir persönlich ist das aber nur im direkten Vergleich aufgefallen. Diese Tatsache wird noch beeindruckender, wenn man Kopfhörer anderer Hersteller mit in den Vergleich zieht. Bose & Co. gelingt das nicht im Ansatz so gut wie Beats. Wer also explizit auf der Suche nach einem Kopfhörer ist, mit dem man kabelfrei Musik hören kann, findet hier einen großen Pluspunkt.
 
 
Wenn wir schon beim Thema Bluetooth sind: Laut Packungsaufschrift hält der Akku 12 Stunden durch. Für einen Langzeittest haben wir den Kopfhörer über Nacht durchlaufen lassen. Jetzt sind fast 14 Stunden um und er spielt immer noch.
 

Beats und Apple

Im Vorfeld des Treffens mit Vincenzo Guiliani haben wir auf Twitter und Facebook gefragt, was die Leser von Mac Life an den Kopfhörern vor allem interessiert. Alles was die Klang- und Produktqualität von Beats-Kopfhörern anbelangt konnten wir klären. Bei Fragen in Bezug auf Apple hielt sich Guiliani bedeckt. Natürlich ist das gerade für uns schade, aber auch nicht weiter verwunderlich. Man stünde noch ganz am Anfang der Verschmelzung, so Guiliani.
 
Die Zusammenarbeit sei aber großartig und man könne auf allen Ebenen viel voneinander lernen. Zu etwaigen iPhone-Beats-Bundles wollte sich Guiliani ebenso wenig äußern wie zu dem immer noch ausstehenden Start von „Beats Music“ in Deutschland. Der Fairness halber sei angemerkt, dass es bei „Beats Music“ und der Mannschaft für Kopfhörer und Lautsprecher tatsächlich um zwei komplett getrennte Teams handelt. Deutschland sei aber natürlich ein interessanter Markt für Beats Music – was aber vieles bedeuten kann.
 

Fazit

Wer mit dem seit Jahren vorherrschenden Mantra, dass nur klinisch sauberer Klang wirklich gut sei, wenig anfangen kann und seine Musik gerne etwas „knackiger“ mag, der findet bei Beats inzwischen sogar dann passende Produkte, wenn man nicht ausschließlich auf HipHop, Dubstep und Electro steht. Mit satten 300 Euro für die Solo 2 Wireless zahlt man sicherlich auch den einen oder anderen Euro für den Namen und das Logo. Für 250 Euro wären die Solo 2 Wireless eine ganz klare Empfehlung. Bei 300 Euro lohnt sich unter Umständen doch der Blick zu anderen Herstellern.

Wer nicht viel Wert auf Kabelfreiheit legt, wird auch bei Beats fündig. Für die gleichen 300 Euro bekommt man auch die Beats Studio, die einen nochmals spürbar besseren Klang bieten. Und wer zusätzliche 80 Euro übrig hat, bekommt auch die Studio-Kopfhörer in einer kabelfreien Variante.

Testergebnis
ProduktnameSolo 2 Wireless
HerstellerBeats by Dr. Dre
Preis299,95 €
Webseitehttp://www.beatsbydre.com
Pro
  • satter Klang, der nicht nur in den Bässen gut funktioniert
  • fast identischer Sound mit und ohne Kabel
  • hoher Tragekomfort
Contra
  • größtenteils Plastik
  • vergleichsweise hoher Preis
Bewertung
1,5gut

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naja...beats Kopfhörern wird nachgesagt rotten schlecht für den preis zu sein! also sind jetzt nur noch schlecht...immerhin ist besserung in sicht ;o)

ich denke für das geld bekommt man echt gute Kopfhörer und nicht so ein Marketing gag...

300 Mücken :( , da freut sich nur die Fledermaus.

Also wer Kopfhörer meint und dem nichts besseres einfällt als "Bose", dem ist sowieso nicht zu helfen.

Das Spektrum an guten Herstellern (Beyerdynamic, Denon, AKG) ist groß, sogar einen echten Deutschen Vertreter gibts (Ultrasone), die ungeschaut jeden Beats in deren Preisklasse wegschnupfen ... oft zu einem Drittel des Beatspreises ... oder darunter.

Also als ich letztenz die Beats Studio im Apple Store probiert hatte, habe ich mich gewundert was die für ein eindimensionalen schlechtend Sound liefern. Die Mitten und Höhen kamen völlig undifferenziert rüber. Na und über den künstlichen Sound von Bose muss man garnicht erst reden.

Als ich letztenz in den Duden geguckt habe, konnte ich das Wort "letztenz" nicht finden. Crazy.

Wenn Sie geschrieben hätten, dass "Ihrem Empfinden nach der Sound schlecht war",
dann wäre alles in Ordnung und diese Kopfhörer sind dann nichts für Sie. Jeder empfindet anders und hat andere Ansprüche.
Aber so ist Ihr Beitrag überflüssig wie ein Kropf.

Wenn Sie geschrieben hätten "ihrer Meinung nach hätte es im Beitrag lauten sollen ihrem Empfinden nach", dann wäre ihr Beitrag in Ordnung. Jeder empfindet anders. So aber ist ihr Beitrag überflüssig wie ein Kropf.

? Muss man nicht verstehen. Oder?

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