Und es geht doch

HomematicIP: Die fast perfekte Smart-Home-Lösung

Smart-Home-Komponenten gibt es mittlerweile viele – doch nur wenige bieten eine Vielfalt und Erweiterbarkeit wie die HomematicIP-Reihe von eQ-3. Wir haben die Klimaregelung mit Heizungsthermostaten und Temperatursensoren einem ausführlichen Praxistest unterzogen und verraten Ihnen unser Ergebnis.

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Der Markt bei den Smart-Home-Produkten zur Hausautomation wird zunehmend größer und vielfältiger – aber leider auch immer unübersichtlicher. Es gibt viele Insellösungen und so sieht man sich als Anwender oft gezwungen, mehrere davon zu unterstützen, will man sein Heim ein wenig smarter machen. Und schon ist das Ganze mühsamer, man muss mit verschiedenen Apps zurechtkommen, die Komponenten arbeiten nicht zusammen, diverse Bridges oder Access Points machen sich den Platz an der Wand streitig oder stören sich wechselseitig. Nur wenige Hersteller bieten derzeit ein breiteres Sortiment, so dass der Anwender auf eine einzige Lösung statt auf einen Flickenteppich setzen kann. Elgato ist einer davon, die Eve-Familie umfasst von der Beleuchtung über die Heizungssteuerung bis hin zur Sicherheit ein überaus breites Einsatzspektrum. Noch überboten wird die Vielfalt jedoch von der deutschen Firma eQ-3 aus Leer, die mit ihrem Homematic-System nicht nur Marktführer ist, sondern auch für fast alle Einsatzzwecke das passende Gerät bietet. Ob Thermostate, Aktoren für die Fußbodenheizung oder Jalousien, schaltbare Steckdosen, Sensoren für Temperatur und Luftfeuchtigkeit, für geöffnete Fenster und Türen, für Feuchtigkeit auf dem Boden, Bewegungsmelder oder Alarmsirenen – das HomematicIP-System bietet für beinahe jeden Anwendungszweck das passende Gerät.

HomematicIP nachrüsten

Wir haben in einem großen Praxistext die Heiungssteuerungskomponenten der HomematicIP-Familie im Alltag (und über den Winter) ausprobiert. Ausgestattet wurden ein Wohn- und ein Schlafzimmer in einer Altbauwohnung, mit dreieinhalb Meter Deckenhöhe hat die Heizung hier einiges zu leisten. Drei Heizkörper wurden mit einem Thermostat mit Bedienmöglichkeit ausgestattet, einer mit einem Thermostat ohne Bedienmöglichkeit. Das große Display der ersteren Thermostate lässt sich gut ablesen und ist bei Aktivierung beleuchtet, so dass Sie die aktuell eingestellte Temperatur immer sehen können. Die Fenster bekamen jeweils einen Sensor, der das Öffnen überwachen soll und die Heizkörper beim Lüften automatisch herunterregelt.

Installation

Als erstes muss die passende App für iPhone oder iPad heruntergeladen werden, diese dient dann jeweils zur Installation der einzelnen Geräte. Zunächst wird der Access Point an den Router angeschlossen, ein Netzwerkkabel und ein Netzteil liegen dem Gerät bei. Mithilfe der App ist die Installation des Access Points schnell erledigt und die ersten Thermostate können angelernt werden. Die Installation der Thermostate an den Heizkörpern ist ein Kinderspiel: Die Überwurfmutter am alten Thermostat lösen, diesen abnehmen und den Homematic-Thermostat anschrauben. Fertig. Handwerkliches Geschick ist nicht vonnöten. Für den kompakten Thermostat HmIP-eTRV-C gibt es zusätzlich einen Demontageschutz, der nach der Montage nur durch Gewaltanwendung wieder entfernt werden kann. Dieser Schutz ist für die Nutzung in öffentlich zugänglichen Räumen gedacht, wurde im Test aber nicht genutzt.

Das Anlernen der Geräte in der App ist unkompliziert, die Software führt Sie in wenigen, einfachen Schritten durch den Prozess, dank beiliegendem QR-Code müssen Sie noch nicht einmal lange Zahlenkolonnen abtippen. Die Stromversorgung der Thermostate erfolgt mit zwei handelsüblichen AA-Batterien, Akkus können zwar verwendet werden, sind aber nicht zu empfehlen, die Erfahrung zeigt, dass diese recht schnell leer sind. Die Batterien sollen nach Herstellerangaben bis zu zwei Jahre halten, das sollte auch klappen, in einem bereits seit über zwei Jahren benutzten Gerät im Haushalt sind immer noch die ersten Batterien drin. In unserem Workshop können Sie die einzelnen Installations-Schritte im Detail nachlesen. Denken Sie daran, die Geräte bei der Installation sinnvoll zu benennen, damit Sie später nicht herumrätseln müssen, welcher Thermostat wo verbaut ist. Die Fenstersensoren werden mit einem doppelseitigen Klebeband am Fensterrahmen befestigt, die Stromversorgung übernimmt hier eine AAA-Batterie, die in der Praxis knapp anderthalb Jahre hält. Neben der Lüftungserkennung können die Fenstersensoren auch im HomematicIP-System zur Überwachung eingesetzt werden und warnen etwa vor einem unbefugten Öffnen der Fenster – in der App und über eine eventuell vorhandenen Alarmsirene. Einen Test der Sicherheitskomponenten finden Sie in einer späteren Ausgabe. Wählen müssen Sie übrigens zwischen Heizungssteuerungs- und Sicherheitsfunktion nicht, die Sensoren können in beiden Bereichen gleichzeitig eingesetzt werden.

Komfortfunktionen

Für zusätzlichen Komfort wurden in das System auch noch zwei Temperatur- und Luftfeuchtigkeitssensoren eingefügt, die es mit und ohne Display, mit und ohne Regelungsmöglichkeit gibt. Dies ist vor allem bei größeren Räumen – wie in unserem Fall – praktisch, da man den Ort, an dem die Temperatur gemessen wird, selbst bestimmen kann. Die Thermostate messen natürlich direkt am Heizkörper, wo es im Normalfall etwas wärmer ist als mitten im Raum oder am entgegengesetzten Ende des Zimmers. Wir haben die Sensoren also sinnvollerweise dort angebracht, wo wir uns im Raum zumeist aufhalten. So wird etwa im Wohnzimmer die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit direkt am Sofa gemessen, hier kann dann auch – unabhängig von der App – die Raumtemperatur am Sensor eingestellt werden. Die Sensoren selbst werden mit den mitgelieferten Schrauben oder dem ebenfalls mitgelieferten doppelseitigen Klebeband an der Wand angebracht, passen aber auch in viele handelsübliche Schalterserien, so dass die Sensoren optisch dezent in den Raum integriert werden können. Alle HomematicIP-Geräte lassen sich in der App beliebig einem Raum zuordnen und untereinander kombinieren, so dass man ganze Gruppen gleichzeitig regeln kann. Bei Bedarf kann man aber auch jedes Gerät einzeln ansteuern.

Bedienung

Wie läuft das Ganze also ab? Man regelt via App oder Temperatursensor die Raumtemperatur beispielsweise auf 22 Grad und alle dazugehörigen Heizkörper stellen sich automatisch auf diese Temperatur ein. Öffnet man dann ein Fenster, erkennt dies der Fenstersensor und regelt automatisch die Temperatur auf 12 Grad herunter, um unnötigen Energieverbrauch zu vermeiden. Schließt man das Fenster nach dem Lüften wieder, wird auch das vom Fenstersensor registriert und der Raum wieder auf die ursprünglich eingestellte Temperatur gebracht. Das alles geschieht in Sekundenschnelle, die Sensoren sprechen angenehm schnell an, die Thermostate regeln ebenso schnell die Temperatur nach. Das ist auch bei strengen Minusgraden im Dezember und norddeutschem Sturmwetter kein Problem. Die eingestellten Temperaturen werden zuverlässig erreicht, Abweichungen gab es im Test keine.

Hat man sich einmal mit der Temperatur verschätzt und möchte einen Raum schnell aufheizen, kann man an den Geräten auch die Boost-Funktion nutzen, die das Ventil für einen Zeitraum von 300 Sekunden voll öffnet (auch dieser Zeitraum ist in der App einstellbar). Die Boost-Funktion lässt sich dabei am Sensor, via App oder am Thermostat aktivieren (mit Ausnahme des Kompakt-Thermostats, der am Gerät keine Regelungsmöglichkeit besitzt).

Überhaupt ist die Bedienung eines der großen Pluspunkte des HomematicIP-Systems, denn alle Geräte sind untereinander vernetzt und funktionieren auch ohne App (mit Ausnahme der Installation), so dass sie auch bei Ausfall des Internetzugangs bedienbar sind. Die Heizprofile werden auf dem Access-Point gespeichert und laufen auch ohne Internet wie programmiert ab. Angenehm ist auch, dass die Thermostate überaus leise sind, der Motor zur Ventilsteuerung ist auch in ruhigen Umgebungen wie in einem Schlafzimmer kaum zu hören, für empfindliche Gemüter kann mithilfe der App ein spezieller Flüsterbetrieb eingerichtet werden, der die Ventile langsamer und damit auch leiser fährt. Dann brauchen diese allerdings etwas mehr Strom.

Programmierung

Die Heizungsregelung kann mithilfe der App programmiert werden, für jeden Wochentag sind bis zu 6 Heizphasen mit jeweils individuell einstellbarer Temperatur möglich, drei verschiedene Wochenprofile lassen sich darüber hinaus erstellen. Einen Partymodus und einen Ecomodus mit einstellbarer Temperatur gibt es zusätzlich, wenn Sie vom üblichen Wochenprogramm abweichen möchten, etwa im Urlaub oder bei Feierlichkeiten. In unserem Workshop zeigen wir Ihnen, wie Sie ein Heizprofil konfigurieren. Sie müssen dabei noch nicht einmal Aufheiz- oder Abkühlungsphasen berücksichtigen, die optionale Optimum-Start-Stopp-Funktion der App sorgt dafür, dass die jeweiligen Temperaturen bereits zur eingestellten Uhrzeit erreicht werden.

Technik und Sicherheit

Technisch läuft das System mit einem eigenen Funkprotokoll, alle Geräte kommunizieren untereinander auf einer Frequenz von 868 MHz, eine Störung durch das WLAN, Bluetooth oder andere Funkstellen im 2,4 GHz-Band ist dadurch ausgeschlossen. Die Reichweiten sind für normale Wohnungen und Häuser völlig ausreichend, selbst durch mehrere Wände hindurch ist der Signalpegel bei den Geräten erfreulich gut, ein Kommunikationsproblem ist während des gesamten Tests nicht aufgetreten, auch nicht, als wir zum Test einen Thermostat in einem Raum am anderen Ende der Wohnung, fern des Access Point, angeschlossen haben – mit dem WLAN unserer FritzBox klappt das nebenbei bemerkt nicht. Positiv fällt auch auf, dass sich das HomematicIP-System an gängige Sicherheitsstandards hält: Alle Daten, die in der Homematic-Cloud gespeichert werden, sind verschlüsselt (AES-128) und anonym, das heißt, sie lassen keinerlei Rückschlüsse auf die Identität des Nutzers und auf das Nutzerverhalten zu, auch der Funkverkehr im Betrieb läuft grundsätzlich verschlüsselt ab. Private Daten wie Name, E-Mail-Adresse oder Mobiltelefonnummer werden weder bei der Installation noch im Betrieb abgefragt. Und eine Sache hat eQ-3 auch im Blick, die bei vielen Smart-Home-Anbietern gerne außer Acht gelassen wird: Die Zukunftsicherheit. Der Hersteller garantiert, dass mindestens eine Produktlinie von HomematicIP-Geräten bis Ende Dezember 2030 angeboten wird und gewährleistet bis dahin die Verfügbarkeit von zentralen Funktionen wie Installation, Konfiguration, Betrieb und die Bedienung über Smartphones. So sind Sie auch für die Zukunft gerüstet – was bei vielen anderen Systemen nicht der Fall ist. Gerade bei Startup-Firmen, die mit Smart-Home-Lösungen auf den Markt drängen, ist fraglich, ob diese auch in zehn Jahren noch funktionieren.

Einen Nachtteil hat das System aber doch: Leider unterstützt die HomematicIP-Familie derzeit keine HomeKit-Anbindung, wohl ein Grund, wieso das System am Mac-Markt immer noch etwas stiefmütterlich behandelt wird. Auch mit Siri versteht sich die Software leider nicht, wer mag, kann sein HomematicIP-System aber mit Alexa oder dem Google Assistant verbinden und bedienen.

Fazit

Das HomematicIP-System ist in seiner Gerätevielfalt und seinen zahlreichen Bedienmöglichkeiten sowie erfreulichen Detaillösungen die erste Wahl für eine umfassende und gut funktionierende Hausautomation. Das System funktioniert out of the box zuverlässig und ohne nennenswerten Installationsaufwand. Leider ist die Mac-Anbindung noch ausbaufähig, weder Siri noch HomeKit werden unterstützt. Die als Schaltzentrale dienende App für iOS ist aber ausgereift und sehr gut zu bedienen.

Testergebnisse im Überblick
Testergebnisse im Überblick (Bild: Falkemedia)

Weitere Varianten

Neben dem funkgesteuerten HomematicIP-System bietet eQ-3 seit letztem Jahr auch eine Wired-Variante an, die gerade für Neubauten interessant ist und sowohl mit dem funkgestützten System als auch mit dem klassischen Homematic-System kompatibel ist. Das klassische System ist eher für den ambitionierten Nutzer gedacht und kann mit einer eigenen Zentrale und einem Linux- oder Windows-System bis ins kleinste Detail programmiert werden. Für den Bastler finden sich hier auch diverse Sensoren und Bauteile, die in das System integriert werden können. HomematicIP-Komponenten können ins klassische System eingebaut werden, umgekehrt funktioniert das jedoch nicht.

Weitere Infos: www.homematic-ip.com.

Workshop: So bringen Sie einen neuen Sensor an

Workshop: So richten Sie ein Heizprofil ein

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reine Werbung als redaktionellen Artikel verkaufen...unmöglich

Aluhut? ;-) Der Artikel ist rein redaktionell, sonst wäre er natürlich entsprechend gekennzeichnet.

Liebe Grüße aus der Redaktion,
Stefan

Für das “klassische” HomeMatic-System gibt es verschiedene Bridges (per Raspberry o.ä.) um Siri und HomeKit nutzen zu können, funktioniert einwandfrei :-)

kann es nur bestätigen. Habe letzte Woche zu Hause ein System zur Feuchtigkeitsüberwachung und Lüfter Steuerung eingerichtet. Hat bestens funktioniert. Der Lüfter lässt sich mittels Schalter oder im Automatic Betrieb steuern. Nächster Schritt wird sein , den Holzofen zu integrieren. Wenn die Wohnzimmer Temperatur einen Wert überschreitet , werden die Thermostate runtergefahren. Für ein paar hundert Euro lässt sich so das Haus automatisieren, ohne teure Sanitär und Elektriker Kosten

Das mit der Lüftersteuerung würde mich interessieren, wie hast du das realisiert?

Kann den Test nur bestätigen, habe mit FS20 von ELV schon vor ca. 20 Jahren angefangen und einige Sonderfunktionen wie z. B. automatisches abschalten der Heizung, so dass der Vorlauf nicht unnötig erwärmt wird,wenn kein Heizkörper Wärme anfordert, realisiert.
Dann ging es weiter mit Homematic , mit der ich auch Lüfter gesteuert habe,wenn die Luftfeuchtigkeit im Bad überschritten wurde.
Jetzt steige ich auf Homematic IP um, nachdem ich einem Freund ein Haus mit 40 Fenstern auf Rollladenaktoren von Homematic IP umgebaut habe, weil er mit einem anderen System seit Jahren nur Probleme hatte.
Wenn man programmieren kann, gibt es für jeden Sonderwunsch , in Verbindung mit einem rasberry, Möglichkeiten, diese zu realisieren. Bei mir fahren die Rollläden in Verbindung mit Griffsensoren , in Abhängigkeit der Position , ganz auf, wenn Tür auf, oder Lüftungsschlitze frei, wenn Fenster gekippt . Praktisch,wenn man eine Terrassentür hat und nicht ausgesperrt werden will, wenn man draußen ist und der Zeitpunkt des automatischen Schließens erreicht wird.

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