Mac-Life-Interview

Um die Welt mit dem Mac und Colin Wright

Interview mit Colin Wright. Colin Wright ist Verleger, Autor, Podcaster – und „Fulltime-Traveler“, dessen Follower über die Orte abstimmen, die er besucht. Mit Mac Life unterhielt er sich über seine Reisen, seinen minimalistischen Lebensstil und die Rolle, die sein Mac dabei spielt.

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Mac Life | Colin, wo bist du gerade?

Colin Wright | Ich bin derzeit im Mittleren Westen der USA unterwegs und besuche meine Familie.

Was befindet sich derzeit in deiner Reisetasche?

Sehr wenig, sie ist sehr gewissenhaft gepackt. Mein 13-Zoll-MacBook-Pro und mein iPhone 6s Plus dienen mir als Arbeitspferde. Ich trage außerdem ein Sirui-Dreibeinstativ, eine Weitwinkellinse von Moment zusammen mit einigen Adaptern mit mir herum, damit ich mein iPhone als Kamera einsetzen kann. Damit mir unterwegs der Strom nicht ausgeht, habe ich eine Backup-Batterie von Anker dabei, die mein iPhone im Notfall mit fünf bis sechs zusätzlichen Akkuladungen versorgt. Das Ganze passt perfekt in meine „Grid-It“-Tasche von Cocoon – so muss ich am Flughafen kein Gepäck einchecken. Erst kürzlich habe ich ein Podcaster-Mikrofon von Røde gekauft – das ist zwar erstaunlich wenig portabel, lässt sich jedoch auf das Stativ schrauben. Außerdem habe ich noch ein paar Klamotten dabei.

Colin Wright: Fulltime-Traveling

(Bild: Colin Wright)

Vollzeit-Reisender zu sein hört sich nach einem extravaganten Lebensstil an. Deine Philosophie ist jedoch die des Minimalismus.

Das stimmt. Beim Minimalismus geht es jedoch nicht darum, so wenig wie möglich, sondern genau die richtigen Dinge zu besitzen – und nicht mehr. Die Dinge, die ich besitze, erlauben mir, mein Leben so zu leben, wie ich es möchte und die Orte zu besuchen, die mich interessieren. Und das ohne zusätzliches Gepäck. Für andere Leute sehen diese Voraussetzungen jedoch abhängig von ihren Interessen, ihrer Arbeit, ihrem Lebensmittelpunkt und ihrem Reiseverhalten komplett anders aus.

Der Vorteil einer minimalistischen Lebensweise ist die Einsparung einer immensen Menge an Zeit, Energie und Ressourcen. Sie versetzt mich in die Lage zu reisen, ohne mir über Geld Gedanken machen zu müssen. Denn ich konzentriere meine Ausgaben auf die mir wichtigen und lebensnotwendigen Dinge meines Lebens und nicht auf Produkte, von denen andere Leute meinen, dass ich sie besitzen sollte. Außerdem ermöglicht mir dieser Ansatz, so authentisch wie möglich an den Orten zu leben, die ich besuche. Ich esse, wo die Einheimischen essen, wohne, wie sie wohnen und tue, was sie tun.

Wenn wir uns nicht mit den Dingen identifizieren, die wir besitzen, was sollte uns dann definieren?

Idealerweise sollten wir uns mit uns selbst identifizieren. Wir sollten einen Schritt zurücktreten, um selbst zu betrachten, herausfinden, was uns wichtig ist und wie wir mehr Zeit mit diesen Dingen verbringen können.

Die Dinge, die wir tun, definieren uns. Und wenn das, was wir tun, nur eine Aneinanderreihung von Handlungen und Angewohnheiten ist, die uns auferlegt wurden, sind wir sehr weit entfernt von einem maßgeschneiderten Lebensstil. Wir sollten unsere eigenen Routinen entwickeln und nur die Dinge zu kaufen, die zu einem bereits erfüllten Leben beitragen.

Reisetipps vom Profi

10 Dinge, auf die Colin Wright nicht verzichten möchte
- MacBook Pro 13 Zoll
- iPhone 6s Plus
- Kindle Paperwhite
- Anker Battery Pack
- Cocoon Grid-It Organizer
- GripTight-GorillaPod-Stativ
- Hearos-Ohrstöpsel
- AeroPress Coffee Maker
- Workout-Gurt
- Lewis N. Clark Automatic Travel Umbrella

Wie sähen diese aus?

Ein Beispiel: Mein MacBook definiert mich nicht. Es hilft mir jedoch Dinge zu tun, die mich definieren. Besitz kann also etwas Wunderbares sein – wir müssen aber die richtigen Dinge anschaffen.

Welche festgefahrenen Einstellungen und Ideen muss man überwinden, um ein Fulltime-Traveler zu werden?

Das ist sicher bei jedem anders. Die größte Veränderung bei mir selbst und Leuten, mit denen ich gesprochen habe, resultiert aus der Erkenntnis, wie wenige von den Dingen, in die man Geld investiert, wirklich zum Leben beitragen. Anders formuliert: Vieles von dem, wofür wir unsere Ressourcen ausgeben, ist zu großen Teilen Verschwendung. Viele Menschen haben sich ganz einfach daran gewöhnt, einer unbefriedigenden Arbeit nachzugehen, auf ungesunde Art Geld zu verdienen und eine selbstzerstörerische Beziehung zu führen. Die Aussicht darauf, lediglich die Dinge zu tun, die uns wirklich Spaß bereiten, unsere Zeit nur mit Menschen zu verbringen, die wir mögen und auf die Arbeit stolz zu sein, die wir verrichten, erscheint uns dann schwer erreichbar.

Ändern wir jedoch unsere Prioritäten, eröffnet sich eine komplett neue Welt. Das Verhältnis der Zeit, die man in etwas investiert, zu dem Wert, der deraus entsteht, verschiebt sich zum Positiven.

Wie schwer war es denn für dich selbst, ein festes Zuhause, deine Arbeit, dein Auto und sogar deine Beziehung zurückzulassen – um ein Leben voller Unsicherheiten zu führen?

Der erste Schritt war in der Tat furchterregend. Aber er war notwendig, und das wusste ich. Die Aussicht, so weiterzumachen wie bisher und so zu enden, wie ich es befürchtete, hat mir mehr Angst bereitet als die Veränderung selbst. Jede Alternative, wenn sie auch noch so risikoreich erschien, war besser als das.

Inhaber ein Markenagentur zu sein, hört sich doch aber gar nicht schlecht an …

Klar, und ich habe auch viele Aspekte dieses Lebens genossen und möchte die Zeit nicht missen. Ich war aber nicht besonders glücklich – nur beruflich erfolgreich. Heute wundere ich mich darüber, wie perfekt und lange es mir gelungen ist, mich selbst davon zu überzeugen, dass beruflicher Erfolg mit Glück gleichzusetzen ist.

Wovon hast du gelebt, nachdem du all das aufgegeben hast?

Als ich anfing zu reisen, habe ich zunächst einige der Kunden weiter beraten, mit denen ich vorher arbeitete. Ich habe mich dann eine Zeit lang mit Affiliate-Marketing sowie Import-Export beschäftigt und meinen eigenen Print-on-Demand-T-Shirt-Shop betrieben. Es dauerte jedoch bis zum Schreiben und Veröffentlichen meines ersten eigenen Buchs, bis ich etwas gefunden hatte, was sich moralisch gut anfühlte und mir die Möglichkeit gab, meine Abhängigkeit von meinen ehemaligen Kunden zu beenden. Ich habe zwar acht Monate konzentrierter Arbeit gebraucht, um von meinen Büchern leben zu können, aber es hat geklappt!

Colin Wright als Verleger und Autor

Mit Asymmetrical Press bist du zusammen mit einigen Freunden mittlerweile als Verleger tätig. Welche Autoren und Bücher veröffentlichst du?

Wir arbeiten sehr selektiv und nehmen daher keine Manuskripte an. Wir suchen uns die Leute, mit denen wir zusammenarbeiten möchten, selbst aus. Daher haben wir die Möglichkeit, mit unglaublich talentierten Autoren zu arbeiten – Leute, die die Bücher schreiben, die wir selbst gern schreiben würden.

Asymmetrical Press veröffentlicht sowohl E-Books als auch klassische Printtitel. Wie ist deine Sicht der Entwicklung der Publishing-Industrie?

Die Verlagswelt stellt ein aufregendes Umfeld zum Arbeiten dar. Publishing ist wie viele andere Branchen derzeit wie der Wilde Westen und es gibt keine eindeutig richtigen und falschen Antworten. Ob etwas funktioniert, findest du nur heraus, indem du es probierst. Das Risiko ist ziemlich niedrig, die potenzielle Belohnung hingegen groß.

Sind große Verlage dem Untergang geweiht?

Ich denke, dass es immer traditionelle Verleger geben wird, da sie viele Dinge tun können, die uns Indie-Publishern nicht möglich sind. Umgekehrt ist es jedoch genauso. Dadurch entsteht derzeit ein beeindruckender Reichtum an guter Arbeit.

Du führst nicht nur einen sehr minimalen, sondern auch einen digitalen Lebensstil. Wie groß ist die Rolle der Apple-Produkte, die du einsetzt?

Die Leichtigkeit, mit der ich damit Dinge erschaffen, verändern, verbinden und veröffentlichen kann, ist verblüffend. Ich könnte sicher auch andere Geräte verwenden, aber der Prozess wäre wahrscheinlich nicht mehr so intuitiv. Ich müsste mich dann mehr auf die Geräte als auf meine Arbeit konzentrieren.

Bist du 24 Stunden am Tag erreichbar oder achtest du während deiner Reise auf strikte Offline-Zeiten?

Eigentlich bin ich jederzeit erreichbar. Ich bin ziemlich gut darin, die Balance zwischen meiner Verbindung zur Welt und einer gewissen Abgeschiedenheit zu bewahren. Ich muss mich dabei nicht völlig zurückziehen, denn ich habe gelernt, dass Konnektivität mein Leben bereichert, statt etwas davon wegzunehmen.

Was mir bei einem weisen Umgang mit der Technik hilft, ist das Abschalten aller Benachrichtigungen. Niemand kann mich einfach so anpingen oder mein iPhone vibrieren lassen. Ich melde mich nach meinem Zeitplan, anstatt mich von den Dingen ablenken zu lassen, auf die ich mich gerade konzentrieren will.

Du bist bereits seit sieben Jahren permanent unterwegs. Gibt es einen Ort, den du als Heimat bezeichnen würdest?

Eine Menge. Würde ich jedoch an einem Ort bleiben, so würde ich meine Entscheidung nach vier bis fünf Monaten wahrscheinlich bereuen. Nach dieser Zeit packt mich einfach immer das Fernweh. Ich mag mich einfach nirgendwo niederlassen, nicht einmal an den schönsten Orten. Ich denke, ich kann sie umso mehr wertschätzen, wenn ich weiterziehe.

Wohin zieht es dich derzeit?

Ich habe absolut keine Ahnung – und das ist ja gerade das Tolle daran. Ich werde weiterhin meinen Podcast und meine YouTube-Sendungen produzieren, meinen Blog weiterführen und Bücher veröffentlichen. Das Aufregende an meinem Lebensstil ist doch, dass er mir gestattet, jederzeit offen zu sein für Neues und auf der Stelle umzukehren, wenn sich etwas noch Besseres eröffnet. Ich weiß nicht, ob und wann dies je eintreffen wird – wenn es aber so weit ist, werde ich mit Freuden meine Segel raffen.

Colin Wright …

(Bild: Colin Wright)
… leitete eine Markenagentur in Los Angeles, bevor er sich 2009 erschloss, sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen, um als Vollzeit-Reisender die Welt zu erkunden. Er finanziert seinen Lebensstil durch Buchveröffentlichungen und Vorträge, darunter bisher vier „TED-Talks“. Zu seinem verlegerischen Portfolio gehören Reiseberichte, Novellen und Kurzgeschichten sowie Essaysammlungen. Mit seinem Verlag Asymmetrical Press veröffentlicht er zudem Bücher anderer Autoren. Er moderiert die Videoblog „Consider This“ auf YouTube und den Podcast „Let’s Know Things“.
Wer Colins Reisen und Erlebnisse verfolgen möchte, sollte seinen Blog „Exile Lifestyle“ abonnieren – dessen Leser alle vier Monate darüber abstimmen, welchen Ort der Globetrotter als nächsten besucht. www.colin.io

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Hmm ich finde ehrlich gesagt, dass sich das Leben ziemlich einsam anhört. Man kann sich natürlich auch auf einen Minimalismus berufen, wenn man Angst hat sich wirklich Herausforderungen im Leben zu stellen. Des Weiteren hört sich sein Arbeitstag jetzt nicht weniger stressig an, nur dass er sie vielleicht an schöneren Orten macht. Alles in allem ein sehr eindimensionales Interview

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