„Steve Jobs“: Filmkritik zum neuen Biopic mit Michael Fassbender

In den vergangenen Wochen hörte man immer wieder, dass der neue „Steve Jobs“-Film von Regisseur Danny Boyle nicht gut in der Apple-Welt ankommt. Cook & Co seien nicht allzu begeistert von dem Film. Gerüchten zufolge habe Jobs Witwe, Laurene Powell, sogar versucht, die Veröffentlichung des Films zu verhindern. Ich habe mir „Steve Jobs“ noch vor dem offiziellen Kinostart in Deutschland angesehen und sagt Ihnen, ob man sich den neuen Film mit Michael Fassbender anschauen sollte.

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Wieviele Biographien, Artikel und Filme über Steve Jobs muss es geben? Ist es nicht irgendwann genug? Diese Frage habe ich bisher immer mit „ja“ beantwortet. Denn welche neuen Aspekte kann man über Steve Jobs herausfinden, die wir bisher noch nicht kannten? Meiner Meinung nach war alles gesagt, was es über Jobs zu sagen gibt.

Der neue Film „Steve Jobs“, der am 12. November in die deutschen Kinos kommt, ist keine gewöhnliche Biographie. Aaron Sorkin, der das Drehbuch geschrieben hat, gab offen zu, dass sich das Drehbuch nur vage an die von Steve Jobs autorisierte Biographie von Walter Isaacson halte. Es sei gar keine Biographie und er wisse nicht, als was man den Film genau bezeichnen soll, sagte Sorkin sogar in einem Interview gegenüber dem „Wired“-Magazin. Wer also eine chronologische Darstellung von Jobs kompletten Lebenswerk und Apples Erfolgsgeschichte erwartet, der hat sich getäuscht.

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Der Film (Achtung: SPOILER ALERT) konzentriert sich auf drei Produkt-Launches – des Macintosh in 1984, von NeXT in 1988 und des iMac in 1998 – und präsentiert anhand dieser Jobs Beziehung zu und sein Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen. Im Vordergrund stehen dabei vor allem Steve Wozniak, John Sculley, Andy Hertzfeld, aber auch seine Tochter Lisa. Die meisten der dargestellten Situationen haben in Wirklichkeit jedoch nicht stattgefunden.

Die Frage, die man sich stellt, ist natürlich, ob dies dem Film in irgendeiner Weise schadet. Die einen mögen sagen, „ja“. Denn was bringt einem ein Film über Steve Jobs mit fiktiven Szenen? Die anderen sagen, „nein“. Und zu diesen gehöre ich. Denn wie Wozniak bereits anmerkte: Es geht beim Film „Steve Jobs“ nicht so um die Realität, sondern vielmehr um die Persönlichkeiten. Um Jobs Perfektionismus, der seine Mitmenschen in den Wahnsinn zu treiben schien, jedoch auch zu Apples Erfolg beitrug.

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Und vor allem geht es um sein Verhältnis zu seiner Tochter Lisa Brennan-Jobs. Jobs Beziehung zu seiner Tochter sei einer der Gründe gewesen, warum Sorkin ein Drehbuch über Jobs schreiben wollte. Da Lisa eine Zusammenarbeit an Isaacsons Buch ablehnte, weil ihr Vater zu dieser Zeit noch am Leben war und sie nichts Schlechtes über ihre Eltern sagen wollte, floss Lisa Sichtweise nicht in das Buch ein. Für den „Steve Jobs“-Film hingegen traf sie sich mit Drehbuch-Autor Sorkin. Und sie erzählte Sorkin Geschichten über ihren Vater, die ihn nicht unbedingt in einem guten Licht darstellten. Diese Geschichten sollten ihm aber auch zeigen, woran man erkennen konnte, dass Jobs seine Tochter trotz allem liebte.

Es geht im Film vor allem darum, dass Jobs jahrelang vehement abstritt, Lisas Vater sein – trotz eines positiven Vaterschaftstests. Dass er Lisas Mutter, Chrissan Brennan, nur 500 Dollar im Monat zahlte – zu einem Zeitpunkt, als er selbst mehr als 225 Millionen Euro besaß. Besonders eine Szene bleibt im Gedächtnis: Als Jobs seiner Tochter, als diese nur wenige Jahre alt war, ins Gesicht sagte, dass er seinen Lisa-Computer nicht nach ihr benannt habe – obwohl dies nicht der Wahrheit entsprach. Warum verhielt sich Jobs, wie er es tat? Diese Frage stellt man sich als Zuschauer nicht nur an einer Stelle des Films, sondern eigentlich durchgängig. Und auch nach Ende des Films kann ich nicht von mir behaupten, die Person Steve Jobs zu verstehen. Dennoch schafft der Film „Steve Jobs“ eines: Er lässt die Faszination für Steve Jobs wiederaufleben, von der ich glaubte, dass ich sie infolge einer medialen Übersättigung verloren hatte. Und ich meine zu verstehen, dass der komplexe Steve Jobs seine Tochter auf seine Art liebte.

Regisseur Danny Boyle sagte, dass es Personen geben werde, die behaupten, dass man im Film zu hart mit Jobs ins Gericht gehen würden, andere hingegen, nicht hart genug. Boyle glaube aber, einen guten Film gedreht zu haben. Letzterem kann ich nur zustimmen.

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