Eine Frage der Ästhetik

Interview: Mandy Jordan

Die Karriere von Mandy Jordan ist ein Beispiel dafür, wie porös die Membranen zwischen Creative-Commons-Szene und traditioneller Plattenindustrie inzwischen geworden sind. Als reines Netlabel gegründet, entwickelte sich das von ihr mit Daniel Madlung betriebene „Vekton“ zu einer Plattform, auf der Bookings abgewickelt und sowohl kommerzielle aus auch kostenlose Veröffentlichungen vertrieben werden. Als DJane und Produzentin mit einer Liebe für lange, treibende Sets und einen elegant-minimalen Stil zeigt Jordan dabei selbstbewusst an, wo es hingehen soll: in eine Zukunft, in der klassischer Techno auf zeitlose Gefühle trifft.

Von   Uhr

Wenn Mandy Jordan von ihren ersten Berührungen mit elektronischer Musik spricht, klingt es manchmal so, als wenn andere vom schüchternen Händchenhalten auf der Parkbank oder ihrem ersten Kuss berichten. Auf der Suche nach neuen Erlebnissen durchforstet sie das Dresden der späten Neunziger nach Techno- und House-Partys, lässt sich von örtlichen DJs Mixtapes geben und taucht in eine Welt ungeahnter Möglichkeiten ein. Ihre Erlebnisse als Sechzehnjährige werden sie für immer prägen und ihren Lebenslauf mit geradezu hellseherischer Klarheit vorherbestimmen. Für Außenstehende stellen sich freilich dennoch einige Fragen …

Beat / Wie wurde aus deiner Leidenschaft für Techno schließlich ein eigenes Label, eine Musikerkarriere und eine Bookingagentur?

Mandy / Die Jahrtausendwende war ungefähr der Zeitpunkt, an dem ich angefangen habe, mich intensiver mit Techno auseinanderzusetzen. Ich bin verstärkt nicht mehr primär zum Tanzen in die Clubs gegangen, sondern zudem, um Eindrücke und Inspirationen für eigene Projekte zu sammeln. Das war auch die Phase, in der ich selbst mit dem Auflegen bei Freunden anfing. Irgendwann lernte ich dann meinen Freund und Koproduzenten Daniel Madlung kennen, mit dem ich 2004 das Label „Vekton Musik“ ins Leben rief. Erstmal war Vekton ein Netlabel mit ausschließlich freien Veröffentlichungen. Für mich war das extrem interessant, weil ich zu dieser Zeit angefangen habe, mein Setup neben dem herkömmlichen Vinyl um Final Scratch zu erweitern. Außerdem gab es damals auch noch nicht so viele Netlabels wie heute.

Etwas später haben wir Vekton um Shop-Releases erweitert und arbeiten seitdem mit einem Vertrieb zusammen. Die Bookingagentur ist eigentlich nur eine Ergänzung der Plattenfirma, wobei ausschließlich Künstler des Labels die Möglichkeit bekommen, ihre Bookings durch uns abzuwickeln. Seit 2009 haben wir parallel das 12-Inch-Label „Vee Recordings“ eröffnet. Dort möchten wir etwas mehr House und Deephouse veröffentlichen.

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