Alles hört auf mein Kommando

Commandos Battle Pack

Den spanischen Pyro Studios gelang 1998 mit dem ersten Commandos-Titel die Kreation eines neuen Spielgenres. Ausgerüstet mit einer Anzahl unterschiedlicher Charaktere, die über eine Vielzahl verschiedener Fähigkeiten verfügen, galt es in Echtzeit eine Mission zu lösen. Bis dato waren wir Mac-Spieler zum Zuschauen verdammt. Feral schickt jetzt einen Doppelpack bestehend aus Commandos 2: Men of Courage und Commandos 3: Destination Berlin in die Schlacht.Mission 1: Commandos 2

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Wieder einmal hält der zweite Weltkrieg als Hintergrundszenario für ein Spiel her. Um historische Genauigkeit war man bei den Pyro Studios allerdings nicht bemüht. Wie die Intro in bester Wochenschau-Manier veranschaulicht, haben die Deutschen mit ihrer Blitzkriegstrategie halb Europa überrannt und drohen auch England zu bezwingen. Eine alliierte Spezialeinheit soll nun hinter die feindlichen Linien geschickt werden und den Deutschen das Überfallen anderer Nationen durch verschiedene Sabotageakte erschweren. Den Oberbefehl über dieses Himmelfahrtskommando übernimmt dabei selbstverständlich der Spieler. Ausgerüstet mit Maus und Tastatur kann er sich nun den zehn Missionen (plus einiger Bonusmissionen) stellen. Bei Commandos 2 wird das Geschehen noch in einer 90 Grad drehbaren Iso-Perspektive à la Siedler/Reise nach Nordland dargestellt.

Spezialeinheiten

Für jede der Missionen stehen Soldaten mit unterschiedlichen Fähigkeiten zur Verfügung. So eignet sich der Green Beret ausgezeichnet für actionlastige Szenarien, bei denen Nahkampf eine wichtige Rolle spielt, wohingegen der Scharfschütze seine Arbeit am liebsten aus sicherer Entfernung vollendet. Vor dem Dieb ist keine Tür oder Kiste sicher, und er ist auch der beste Kletterer der Truppe, während Natasha fast vollen Einsatz zeigt, um gegnerischen Soldaten den Kopf zu verdrehen. Weitere Spezialisten wie Fahrer, Taucher oder Sprengmeister runden das Kämpferpotential vollends ab. Besonders liebenswert ist Whiskey, ein kleiner Hund, der Gegenstände von einem zum nächsten Teammitglied bringen kann oder durch sein Gebell feindliche Wachen ablenkt. Mit den richtigen Spezialisten kann man sich dann den vielfältigen Aufgaben stellen, die vor jeder neuen Mission in einer kurzen Sequenz erläutert werden.

Sabotiert und gestohlen wird dabei nicht nur in Kontinentaleuropa, sondern auch in Asien bzw. Japan vor exotischen Kulissen. Obwohl Commandos 2 noch ein 2D-Spiel ist, wissen die Grafiken trotz ihres Alters – das Spiel erschien bereits im Jahr 2001 – auch heute noch zu gefallen. Allerdings sollte man von der Zoomfunktion keinen Gebrauch machen, denn selbst in der höchsten Auflösung resultiert das in augenkränkendem Pixelbrei. Die Geräuschkulisse, allen voran die gute deutsche Sprachausgabe, sorgt für eine wirklich packende Spielatmosphäre. Der non-lineare Spielverlauf und die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten, die es für jede Mission gibt, sorgen insgesamt für ein eigentlich gut gelungenes Spielvergnügen.

Wo ist meine Pistole?

Ohne großes Vorgeplänkel wird man bei Commandos 2 gleich in die erste Mission geschickt. Hier stellt sich allerdings schnell ein gehöriges Frusterlebnis ein. Die als Trainingsmissionen deklarierten ersten Aufgaben erläutern dem Spieler leider nirgendwo die Steuerung. Da diese sich ohnehin schon nicht durch ihre intuitive Gestaltung auszeichnet, sind die eigenen Truppen bei einer falschen Bewegung auch schon im Sichtkegel deutscher Soldaten und somit zum Abschuss freigegeben. Schmerzlich vermisst man hier einen animierten Mauszeiger, der schnell und übersichtlich zeigt, welche Aktionen an welcher Stelle möglich wären. Da es bei den Gefechten manchmal auf wenige Sekunden ankommt, enden diese leider öfters tödlich wenn man zunächst mit dem Mauszeiger suchend auf dem Bildschirm nach dem rettendem Gegenstand oder auszulösender Aktion herumsuchen muss.

Da zumindest unserer Testversion kein gedrucktes Handbuch beilag, wird dem Spieler das Zurechtfinden mit der Steuerung noch zusätzlich erschwert. Glücklicherweise kann man das Spiel jederzeit abspeichern und besonders am Anfang sollte man davon auch ausgiebig Gebrauch machen.

Mission 2: Commandos 3

Vor rund zwei Jahren erschien mit Commandos 3: Destination Berlin der vorläufig letzte Teil dieser Serie, und die Pyro Studios versuchten, die zwischenzeitlich an Spellbound (Robin Hood, Desperados) verloren gegangene Krone im Echtzeittaktik-Genre zurück zu erobern. Dies gelang nur teilweise. Zwar bietet auch der dritte Teil wieder eine dichte und packende Atmosphäre, aber die Unterschiede zu den Vorgängern muss man teilweise mit der Lupe suchen. Zur Auswahl stehen diesmal statt acht nur sechs Charaktere. Natasha und Whiskey fielen leider dem spanischen Rotstift zum Opfer. Stattdessen gesellt sich ab und an ein alliierter Soldat zu unserem Himmelfahrtskommando hinzu. Commandos 3 bietet diesmal drei aufeinander aufbauende Kampagnen (Stalingrad, Mitteleuropa und Normandie) und wie im Vorgänger bieten die einzelnen Missionen wieder viel Abwechslung. So muss mal ein Zug, mit dem die deutschen Kunstgegenstände von Frankreich nach Berlin bringen wollen, infiltriert oder durch Sabotageakte die Landung der Alliierten am D-Day vorbereitet werden. Für Abwechslung und ausreichend Langzeitmotivation ist also erstmal gesorgt.

Altes und neues Leid

Commandos 3 bietet diesmal das im Vorgänger schmerzlich vermisste Tutorial, durch das man sich mit den unterschiedlichen Fähigkeiten der verschiedenen Charaktere vertraut machen kann. Allerdings kratzt man sich das eine oder andere Mal verwundert am Kopf, wenn der Sprecher eine noch nicht vollzogene Handlung mit „Sehr gut gemacht!“ kommentiert. Aber das ist nicht der einzige Punkt, der irritiert. Kann man den Umstand, dass man weniger Charaktere als im Vorgänger steuern kann noch verschmerzen, reibt man sich verwundert die Augen, dass 800x600 die einzige Grafikauflösung bleibt, die das Spiel zu bieten hat. Zwar kann man auch hier wieder eine Zoomfunktion einsetzen, sollte dafür aber zuvor einen Optiker um Beistand bitten.

Ein weiteres Rätsel, das die Entwickler dem Spieler auferlegen, ist, warum die Ansicht sich in Innenmissionen um 360 Grad drehen lassen, bei Karten im Außenbereich Drehungen aber nur bis 90 Grad möglich sind. Da die Karten hier um einiges größer und dadurch weniger übersichtlich sind als im zweiten Teil, wäre eine 360-Grad-Drehung sehr hilfreich gewesen. Dass die zumindest vorhandenen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade des zweiten Teils dann auch dem Rotstift zum Opfer fielen setzt dem Ganzen die unschöne Krone auf. Für absolute Hardcore-Schleicher mag Commandos 3 dadurch ja durchaus eine Empfehlung sein. Alle anderen werden das Spiel sicher recht schnell frustriert zur Seite legen. Das ist sehr schade, denn wie erwähnt bietet auch der dritte Teil sehr schicke Iso-Grafik und eine atemberaubende Atmosphäre, tolles Missionsdesign und ordentlich Abwechslung, die für viele spannende Stunden vor dem Monitor hätten sorgen können.

Kommentar

Spieler, die es geliebt haben, mit Robin Hood oder Bruder Tuck durch den Sherwood Forrest zu streifen und erfolgreich den Sheriff von Nottingham und dessen Mannen bestohlen haben, werden beim Commandos Battle Pack sicher voll auf ihre Kosten kommen. Allerdings sollte man schon einiges an Schleicherfahrung mitbringen, wenn man bei den Commandos anheuern möchte. Für Einsteiger kann man die Sturmtruppen ganz sicher nicht empfehlen, denn selbst im normalen von drei Schwierigkeitsstufen segnen die eigenen Leute schon in den unteren Levels zu häufig das Zeitliche, als dass Freude aufkommen könnte.

Thomas Steiding

Testergebnis
ProduktnameCommandos Battle Pack
HerstellerASH
Preisca. 50 Euro
Webseitewww.application-systems.de/commandos/
Pro
  • tolle Atmosphäre
Contra
  • wenige Unterschiede zwischen Teil 2 und 3
SystemvoraussetzungenG4/5 mit 867 MHz, 256 MB RAM, Mac OS 10.2, 3D Grafikkarte mit 32 MB, DVD-Laufwerk
Bewertung
2,7befriedigend

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