Adventure-Klassiker neuaufgelegt

Test: Day of the Tentacle Remastered - Mac-Version des Retroklassikers im Test

DotT für Mac in der Remastered-Version im Test. 1993 war die Welt noch in Ordnung. Und das auch, weil die wirklich großen Spieleneuheiten damals zeitgleich sowohl für Windows-PCs als auch für den Mac in den Ladenregalen standen. Das galt seinerzeit auch für das herrlich schräge Day of the Tentacle, das 23 Jahre später als Neuauflage erneut zu begeistern weiß.

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Heute lediglich ein Nischengenre, waren „Point and Click“-Adventures in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren schwer angesagt. Maniac Mansion, ZakMcKracken, Indiana Jones und viele andere Klassiker zelebrierten in charmanter 2D-Grafik große Abenteuer und mehr oder weniger abstruse Geschichten. Kern des Genres war (und ist) das Führen vieler humorvoller Dialoge voller Witz und das Lösen mitunter bockschwerer Rätsel, für die es nicht selten Unmengen an Hirnschmalz aufzuwenden galt. Zum Lösen der vielen kleinen und großen Aufgaben wurde per Mausklick mit der Umgebung, Gegenständen und Personen interagiert, komplexere Aktionen hingegen durch das Aneinanderklicken von Worten („Benutze nasskalten Hamster mit Trockner“) in einem nach heutigen Maßstäben spröden Interface ausgelöst.

(Bild: Screenshot)

DotT für Mac: Computerspiel trifft Samstagmorgen-Cartoon

Day Of The Tentacle wurde als lose Fortsetzung von Maniac Mansion veröffentlicht, dem ersten Adventure der legendären Spielschmiede Lucasarts. Doch keine Angst, den Vorgänger muss man nicht kennen. Die Handlung des Nachfolgers nämlich ist in sich abgeschlossen, nimmt sich selbst gar nicht so wichtig und ist letztlich vor allem Kulisse für schräge Dialoge, Slapstick-Humor und eine gute Handvoll Rätsel. Um was es eigentlich geht, ist deshalb gar nicht so wichtig. Ein durch die Hände des verrückten Wissenschaftlers Dr. Fred erschaffenes mutiertes Tentakel versucht die Weltherrschaft an sich reißen. Um dieses dunkle Schicksal von der Menschheit abzuwenden, reisen der hornbebrillte Nerd Bernard, die wundersame Medizinstudentin Laverne und Heavy-Metal-Fan Hoagie mit Unterstützung des verrückten Dr. Fred in der Zeit, um es erst gar nicht erst zur Mutation des Tentakelwesens kommen zu lassen. Doch wie das nunmal mit Zeitreisen so ist, geht alles nur erdenkliche schief: Hoagie landet 200 Jahre in der Vergangenheit und wohnt der Geburtsstunde der amerikanischen Verfassung bei. Laverne hingegen landet 200 Jahre in einer Zukunft, in der die Tentakel die Macht ergriffen haben und Menschen ein trostloses Dasein als Haustiere fristen. Bernards Zeitreise hingegen fand ein derart schnelles Ende, dass er der Gegenwart erhalten blieb. Viele der sich im Folgenden stellenden Aufgaben setzen den Austausch von Gegenständen über die Epochen hinweg durch die miteinander verbunden gebliebenen Zeitmaschinen voraus, was für viele Stunden guter Unterhaltung sorgt.

(Bild: Screenshot)

Gelungene Neuauflage

Die Neuauflage von Day of the Tentacle bietet vor allem was für's Auge. Statt als kunterbunte Pixelwüste kommt im Remaster die comichafte Grafik nun tatsächlich wie ein Cartoon daher. Wer mag, kann auf einen einfachen Tastendruck hin nahtlos zwischen Retro-Look und in Auflösung und Bildschnitt optimierter Neuauflage umschalten – und stellt dabei fest, dass auch der Pixellook von 1993 einen gewissen Charme zu versprühen vermag. Darüber hinaus warten diverse Boni auf Fans des Spiels, beispielsweise eine interessante aber leider ausschließlich englischsprachige Kommentarspur.

(Bild: Screenshot)

Auch das neue Interface gefällt: Statt einen Großteil des Bildschirms mit einer Liste von Verben und dem Inventar zu belegen, ruft man jetzt per Rechtsklick ein kompaktes, kontextsensitives Aktionsmenü auf. Das Inventar hingegen versteckt sich platzsparend in der linken unteren Bildschirmecke. Ebenfalls komfortabel: Auf Tastendruck werden all die Objekte, mit denen sich interagieren lässt, hervorgehoben – mühsames Absuchen der Szenerien bleibt einem somit erspart. Ein auch im Original enthaltener Bonus hat es zudem auch in die Neuauflage geschafft: Wer mag, kann in Neds Zimmer in der Gegenwart das originale Maniac Mansion von 1987 spielen.

Fazit

23 Jahre alt und noch immer die Referenz für ein gesamtes Genre: „Day of the Tentacle“ macht auch 2016 fast alles richtig.

Testergebnis
ProduktnameDay of the Tentacle Remastered
HerstellerDouble Fine Productions
Preis14,99 €
Webseitedott.doublefine.com
Pro
  • witzige Dialoge, abgedrehte Charaktere, auch durch Normalsterbliche lösbare und vor allem spaßige Rätsel, verbesserte Grafik im zeitlosen Comiclook, gute deutsche Übersetzung, alternative Musik-Modi, jederzeit Wechsel zwischen Original und Remaster möglich
Contra
  • Story wenig originell, durchwachsene deutsche Sprachausgabe
Systemvoraussetzungenab OS X 10.7, Intel Core Duo, 2 GB RAM, USK: ab 12 Jahren
Bewertung
1,6gut

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Die ganzen neue Adventures sind auch nicht schlecht, etwa Deponia. Aber stimmt schon, dott ist und bleibt einfach unerreicht.

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