Brief

Tim Cook an Apple-Mitarbeiter: Gegen Samsung ging es um Werte, nicht um Geld

CEO Tim Cook nennt das Urteil gegen Samsung einen wichtigen Tag für Apple und für diejenigen, die technische Innovationen vorantreiben. In einem Brief an die Angestellten betont Cook noch einmal, dass es Apple nicht um Patente und Geld ginge, sondern um Werte.

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Natürlich ist eine solche Aussage vom Chef eines börsennotierten Unternehmens mit Skepsis zu betrachten. Zwar dürfte es Apple nie um die Schadensersatzsumme gegangen sein - selbst die ursprüngliche geforderten 2,5 Milliarden US-Dollar hätten Samsung kaum aufgehalten -, aber Apple könnte die Konkurrenz deutlich schwächen und davon würde natürlich das iPhone profitieren.

Cook wiederholt, dass Apple nicht gegen Samsung vor Gericht ziehen wollte und mehrfach Samsung gebeten habe, Apple nicht weiter zu kopieren. Die Cook-Mail in voller Länge (via 9to5Mac):

Today was an important day for Apple and for innovators everywhere.

Many of you have been closely following the trial against Samsung in San Jose for the past few weeks. We chose legal action very reluctantly and only after repeatedly asking Samsung to stop copying our work. For us this lawsuit has always been about something much more important than patents or money. It’s about values. We value originality and innovation and pour our lives into making the best products on earth. And we do this to delight our customers, not for competitors to flagrantly copy.

We owe a debt of gratitude to the jury who invested their time in listening to our story. We were thrilled to finally have the opportunity to tell it. The mountain of evidence presented during the trial showed that Samsung’s copying went far deeper than we knew.

The jury has now spoken. We applaud them for finding Samsung’s behavior willful and for sending a loud and clear message that stealing isn’t right.

I am very proud of the work that each of you do.

Today, values have won and I hope the whole world listens.

Tim

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Ja, 1Mrd. sind in der Technikbranche doch nichts. Ich meine, Samsung hat einen Gewinn von 21Mrd. im Jahr. Die haben sich sicherlich die 2 Mrd. schon bei Seite gelegt, um sie im Fall der Fälle zu haben.http://www.welt.de/finanzen/article108809540/Samsung-verliert-zwoelf-Milliarden-Dollar-Boersenwert.html Viel schlimmer ist der Verlust der Aktie und das man die Patente nicht mehr nutzen kann.

Jaaaa, Apple nimmt seine Produkte sehr persönlich :)
Herr Cook hat hier aber eines herausgestellt das in all den Artikeln, die ich zu dem Thema "Patente bei Smartphones" gelesen habe, eher untergeht:
Er schreibt "finding Samsung’s behavior willful", also absichtlich. Nicht ausversehen, oder weil ihnen nichts anderes übrigblieb. Es geht nicht um Grundfunktionen, die ein Smartphone erst möglich machen, sondern darum, dass Kunden denken "Es ist sowas wie ein iPhone, nur nicht von Apple." Samsung WILL nichts eigenständiges! Nokia Lumia mit Win-Phone sind etwas eigenständiges, ein Blackberry ist etwas eigenständiges. Samsung-Handys sind vielleicht keine exakten Kopien, aber sie sind absichtlich "praktisch gesehen ein iPhone" in den Augen von unzähligen Laien.

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Warum sollen denn die customers von Samsung nicht auch ein wenig
delighted werden und wenigstens ein Handy bekommen das aussieht
wie ein iPhone, - auch wenn es nicht dessen Funktionalität hat und
nicht eingebunden ist in den großartigen Apple-Microkosmos ???

Ist ein Argument :)
Aber: Apple will seine Produkte natürlich von anderen abheben und das geht schwerer wenn andere kopieren. Da werden die verständlicherweise sauer.
Und: Da Samsung seine Produkte so stark an iPad und iPhone ausrichtet denken sich die meisten Leute "Smartphones und Tablets scheinen alle gleich zu sein. Da scheint zwischen den Konkurrenzprodukten kein großer Unterschied zu bestehen."
Und genau mit so etwas kann man einen Markt kaputt machen! Konkurrenz belebt zwar meist das Geschäft, aber nur wenn sich die Konkurrenz abhebt. Wenn scheinbar eh alles das selbe ist, kaufen die Leute halt nur das mit dem kleineren Preisschild. Samsung liegt das, die sie hauptsächlich kopieren statt erfinden und dann wird das verhökert. Für Apple ist das ein Desaster, da deren Firma genau anders herum funktioniert: Viel Geld und Zeit in Forschung und Entwicklung stecken, dafür hohe Preise verlangen.

Irgendwie erinnert mich das alles an das Fallbeispiel "Knirps". Der Regenschirm ist seinerzeit von der Firma Knirps mit Teleskop-Gestell (Patent 1934) entwickelt worden. Danach produzierten alle so. Und seither heißen alle kleine Schirme umgangssprachlich einfach nur "Knirps", egal von welcher Firma. Alle diese Schirme funktionieren bis heute nach dem Prinzip, das Knirps entwickelt hat.

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Eben genau das ist es:
Im Jahr 2007 war das iPhone eine echte Innovation. 5 Jahre später sind
diese Technologien ein Industriestandart geworden und nicht mehr exclusiv.
Ich finde es bedenklich wenn Firmen oder Privatpersonen ein Monopol auf
technische Neuerungen erheben. Apple sollte besser auf seine Innovationskraft
vertrauen und tatsächlich etwas Neues auf den Markt bringen anstatt die
alten Hüte eifersüchtig zu bewachen.

Zu deinem Satz: "Ich finde es bedenklich wenn Firmen oder Privatpersonen ein Monopol auf
technische Neuerungen erheben."
Bei besagtem Urteil ging es um DESIGN-Patente, um das Look&Feel. Nicht um technische Grundlagen ohne die kein Smartphone möglich ist.
Und die TECHNISCHEN Patente sind wichtig um Innovatoren den Rücken zu stärken und der Wirtschaft zu signalisieren, dass Fortschritt finanziell lohnt.
Ich gebe dir allerdings darin Recht, dass 5 Jahre heutzutage eine lange Zeit für die Technologie-Branche ist. Das ist ein Punkt, an den kein Patentrecht der Welt angepasst ist. Patente gelten fast eine Ewigkeit. Übrig hat gerade Apple ein großes Problem mit solchen technischen Patenten, vor allem mit Mobilfunk-Patenten...

(auch an BigB)
Es gibt noch ein anderes Beispiel: "Tempo". Die Taschentücher. Heute ist jedes Papiertaschentuch umgangssprachlich ein "Tempotaschentuch".
Mit den Smartphones wird es ähnlich. Es gibt heute kaum akzeptable Alternativen zum Handling eines Smartphones.

Als ich noch ein Samsung Galaxy II hatte, sagte fast jeder: "Ach, Du hast ein iPhon". Das Wort "iPhone" ist für viele jetzt schon einfach ein Synonym für Smartphone. Egal, ob das "iPhone" nun von LG, Samsung oder sonstwem ist...

Da gebe ich Dir völlig Recht. Aber übleg mal: Jemand sagt Dir, mach auch aus einem Stuhl einen noch besseren Stuhl.... Wir alle sitzen seit Jahrhunderten auf dem selben "Patentmuster" STUHL.

Es war damals nicht anders als heute: Die Patente müssen geklärt sein, und dann kann es losgehen.

Letztlich geht es immer ums Geld. Aber sicher geht es Apple hier nicht um die 1 Mrd. Dollar, sondern um das Ausstechen des gefährlichsten Konkurrenten.

Apple legt sich mit diesem Dauergefetze vor Gericht mittelfristig ein Ekel-Image zu; für mich sind das erste Anzeichen einer gewissen Dekadenz. Wenn sich ein solch gieriges und aggressives Geschäftsgebaren so langsam in die Firmenphilosophie eingräbt, dann kann man dem Unternehmen nur noch viel Glück wünschen, denn sie werden es bald brauchen. Klar geht es hier um Kohle: Ausschalten der Konkurrenz mit Hilfe einheimischer Gerichte und Schaffen von weltweiten Monopolen. Mir als langjährigem Apple-User gefällt das absolut nicht und ich kann mich mit einer solchen kranken Denke nicht anfreunden.

Und Tim Cook bemüht sich nur um das richtige "Wording" in seinem "Announcement".

Schon krass, mit welch gespaltener Zunge der Konzern redet. Während die Mitarbeiter glauben sollen, es gehe nur um Werte, gehe es bei dem Verkaufsverbot dieser acht Samsung-Geräte darum, den "sofortigen und anhaltenden irreparablen Schaden, den Apple erleidet”, abzuwenden. Naja, "Werte" kann man sicher auch anders interpretieren...

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