Mittendrin statt nur davor

Das Sigma-Objektiv, ein zirkulares Fisheye- Objektiv, gibt ein kreisrundes Bild wieder und ist nach wie vor eines der beliebtesten Objektive in der Panoramafotografie. Willy Kaemena fotografiert inzwischen mit einer Nikon D300 mit einem Nikkor-Objektiv von 8 Millimeter Brennweite oder eben einem neuen Sigma-Objektiv 8mm 3,5. Um die einzelnen Fotos zusammenzufügen, also zu stitchen, diente ihm anfangs die Software PTMac, die 2004 für den Mac auf den Markt kam und inzwischen von PTGui abgelöst wurde.

Auf Fototour

Stativ und Fernauslöser eingepackt, und schon kann es losgehen. Sehen wir Willy Kaemena doch einmal dabei zu, wie er einen ICE-Waggon fotografiert. Mitten im Gang wird das Stativ samt Kamera platziert. Mit dem Fernauslöser macht er vier horizontale Aufnahmen, wobei nach jeder Aufnahme der Kamerablickwinkel verändert wird. Denn das Panorama wird aus rundum erstellten Einzelbildern eingefangen, das dabei eingesetzte Fisheye-Objektiv hat einen Blickwinkel von 183°. „Normalerweise reichen also vier Aufnahmen für eine derartige Aufnahmesituation, damit lassen sich gute Ergebnisse erzielen. Doch meist schieße ich aber ein paar Bilder zusätzlich, um später auf jeden Fall genug Material zu haben.“ Besonders wenn Panorama-Aufnahmen im Außenbereich gemacht werden, denn dabei kann es immer einmal vorkommen, dass später Fotos ausgetauscht werden müssen.

Denn die Zeit spielt dem Panoramafotografen gern einen Streich: Da bewegen sich Menschen oder bei Stadtaufnahmen auch mal eine S-Bahn durchs Bild und tauchen an verschiedenen Positionen in allen Aufnahmen auf. Doch dieses Phänomen einer über mehrere Einzelaufnahmen mehrmals in einem Panorama auftauchenden Person, lässt sich bei der Nachbearbeitung noch korrigieren oder als reizvoller Effekt beibehalten. Die Nachbearbeitung beginnt, indem die für das Panorama ausgewählten Fotos nun als RAW-Datei bearbeitet und optimiert werden, angefangen bei der Farbe bis hin zu der passenden Helligkeit.

Und natürlich muss auch der Stativfuß – zwangsläufig durch den Blickwinkel des Fisheye-Objektivs immer im Bild – noch entfernt werden. Zur Bearbeitung der Fotos nutzt Willy Kaemena Photoshop. „Das Programm hat im Gegensatz zu Aperture den Vorteil, dass es die an den Rändern der Aufnahmen auseinanderlaufenden Farben korrigieren kann“, erläutert Willy Kaemena. Bei Fisheye-Objektiven und besonders bei hohem Kontrast tritt dieser Effekt extrem auf, die Bilder verfärben sich an dieser Stelle violett. Sind die Fotos fertig bearbeitet, werden sie zusammengefügt. Dazu setzt Willy Kaemena die Software PTGui für den Mac ein.

Das Stitcher-Tool ist ein kleines Wunderwerk, denn es zaubert aus den Einzelfotos sozusagen auf Mausklick eine Panorama-Aufnahme, wobei die Kontrollpunkte an den Übergängen der Fotos automatisch vom Programm gesetzt werden und so die Übereinstimmung in den Bildpassagen hergestellt wird. Was der junge Willy Kaemena einst mit Schere und Kleber zusammenbastelte, das erledigt heute dieses Authoring-Tool. Im Hintergrund des Programms arbeitet „reine Mathematik“, wie Willy Kaemena es ausdrückt, und zwar die Mathematik der Kugel. Und dabei kann das Programm sogar die Kameralinse korrigieren.

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