Chat-Paket XL Plus?

„Ein Thema, zwei Meinungen“: Vodafone und Telekom wider die Netzneutralität

Nach der Telekom mit „StreamOn“ versucht sich auch Vodafone mit einem Schritt gegen die Netzneutralität. Mit „Vodafone Pass“ können einzelne Pakete gekauft werden, um einzelne Dienste vom tarifinklusiven Datenvolumen auszunehmen. In der Redaktion finden sich Meinungen für Pro und Kontra bei Stefanie Seidler und Sebastian Schack.

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Keep on Streaming!

(Bild: Stefanie Seidler)

Es könnte so schön sein: unterwegs unbegrenzt Musik und Videos streamen ohne dabei wertvolles Inklusiv-Highspeed-Datenvolumen zu verbrauchen. Einige deutsche Mobilfunkanbieter machen es möglich. Neben der Telekom mit „StreamOn“ hat nun auch Vodafone mit dem „Vodafone Pass“ ein passendes Pendant im Programm. Das Ganze hat allerdings einen Haken: Die Option gilt nur für bestimmte Dienste. Sind schon Mobilfunkverträge eine Wissenschaft für sich, so wirken die verschiedenen Pässe von Vodafone auf den ersten Blick ebenfalls unnötig kompliziert. Dabei möchten wir Kunden doch nur eins: unterwegs endlich, ohne immer das Datenvolumen im Blick zu halten, die neue Staffel „Stranger Things“ auf Netflix streamen, mit dem neuen Album von Beck die Zugfahrt erträglicher machen oder endlos lustige Videos auf Whatsapp teilen. Die Spaßverderber von der Bundesnetzagentur untersagen bereits Teile des StreamOn-Tarifs, da die Telekom die Datenübertragungsrate in einem Tarif beim Videostreaming auf DVD-Qualität reduziert, beim Audiostreaming hingegen nicht. Neben dem Kleingedruckten gibt es leider noch eine weitere Stolperfalle bei den Zero-Rating-Angeboten. Wird die Übertragungsgeschwindigkeit gedrosselt, nachdem Sie Ihr Datenvolumen aufgebraucht haben, gilt dies ebenfalls für Ihr dazu gebuchtes Streaming-Paket. Das ist im Übrigen im Sinne der Netzneutralität. Dabei sind wir Deutschen doch eh so genügsam was die monatliche mobile Datennutzung angeht. Nur knapp 1,2 GB verbrauchen wir durchschnittlich im Monat, in Österreich sind es schon 6,3 GB während Finnen mit ihrem gut ausgebauten 4G-Netz auf 11 GB kommen. In dem Sinne: Keep on Dreaming (träum weiter), ich meine Streaming!

Stefanie Seidler

Verlockender Bullshit

(Bild: Sebastian Schack)

Nach wie vor weigern sich deutsche Mobilfunkanbieter echte Flatrates anzubieten. 3 Gigabyte Inklusivvolumen sind hierzulande schon Luxus. Danach wird in der Regel auf 64 KBit/s gedrosselt – ISDN-Geschwindigkeit. Man ist fast schneller wenn man die Daten auf Floppy-Disketten einzeln zum Server trägt. Nur deshalb sind netzneutralitätfeindliche Angebote mit „Zero-Rating“ überhaupt möglich. Beim Zero-Rating wird die Nutzung bestimmter Dienste nicht gegen das dem Tarif innewohnende Inklusivvolumen gerechnet. Die Telekom nennt es StreamOn. StreamOn lässt sich in beinahe allen aktuellen Tarifen für null(!) Euro dazubuchen. Je nach Tarif wird die Nutzung teilnehmender Dienste (Apple Music, Netflix, Amazon Prime Video, …) nicht mehr gegen das Inklussivvolumen gerechnet. Kleinere Anbieter, wie Sie mit Ihrem privaten Podcast haben das Nachsehen.

Noch perfider ist das Angebot von Vodafone. Hier können die „Pässe“ nicht nur für 5 Euro pro Monat gebucht werden (einer ist inklusive), man braucht auch noch mehrere: einen für Musik, einen für Video, einen für Chat-Programme, einen für soziale Netzwerke – alle bislang übrigens ohne Integration von Apple-Diensten.

Anstatt das Datenvolumen im Ganzen anzuheben oder eben echte Flatrates zu anständigen Preisen anzubieten, wird das Internet in verschiedene Klassen segmentiert. So mischen sich die Zugangsanbieter in die Geschäftsmodelle von Webdiensten ein. Denn nicht jedes soziale Netzwerk ist automatisch Teil des Angebots. Im Gegenteil: es bedarf gesonderter Verträge mit der Telekom und Vodafone und, weiter gedacht, mit jedem Internetanbieter auf der ganzen Welt. Solche Angebote bedrohen das freie Netz. Und doch ist gerade das Telekom-Angebot so verlockend…

Sebastian Schack

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Ja, schau nur mal zu unserem Nachbarn.
LTE (UNBEGRENZT!) - 24.99
oder
1.000 Minuten und 5! GB (auch LTE) - für 9.99

Mit den doofen Deutschen kann man es ja machen. Hier hat man Glück, wenn man im D-Netz mal LTE bekommt. Ohhh, danke ihr tollen Provider. Raffgieriges Management.

Darum habe ich auch nur noch monatlich kündbare Verträge und kann diese dann an meine Bedürfnisse (wie z.B. Urlaub) anpassen.

Genau Paulchen. In anderen Ländern kennt man Datenvolumen gar nicht. Da hat man richtige Flatrates, wie bei unserem Festnetz. Viele deutsche Firmen machen Milliarden und bekommen trotzdem nicht den Hals voll. Und das nicht nur bei Mobilfunk.

„Nach wie vor weigern sich die Mobilfunkanbieter echte Flatrates anzubieten“ ich dachte mit dem Premium xl gibt es ein Angebot ohne Datenlimit, wenn auch preislich XL
https://www.telekom.de/unterwegs/tarife-und-optionen/premium-smartphone-tarife

Das stimmt zwar alles grundsätzlich. Aber wenn man in den Foren liest oder wenn Österreichern bei uns auf den Seiten schreiben wie toll das funktioniert und dass die Netze bei denen ist das Tal überlastet sind weil zu viele es nutzen klingt das auch nicht unbedingt nach großer Freude. Eine gute Lösung scheint noch in weiter Zukunft zu liegen. Dieser Tarif für 200 € bei der Telekom der Haut eim aber natürlich echt um. Ich glaub Ein Preis von 60 € ohne Smartphone wäre durch aus o. k. aber dafür eine richtige Flatrate, ich denke das wäre für beide Seiten eine annehmbare Grüße.

Da geben Leute ein Vermögen aus, um sich Quadratmetergrosse Bildschirme ins Wohnzimmer zu stellen, aber die neuste Serie wird auf Zwergendisplays unterwegs geguckt? Und anstatt sich neue und neuste Musik über Radiosender zuzuführen, hören die ewig Einfältigen seit der Erfindung des Walkman immer wieder dieselbe Soße, wie in einer Endlosschleife und schleppen mittlerweile gleichzeitig eine Musikbibliothek mit sich herum, zu deren Abhörung ein Leben gar nicht ausreicht. Schöne neue Welt.

"mit dem neuen Album von Beck die Zugfahrt erträglicher machen", man kann aber auch durch das Abteilfenster die vorbei rauschende Landschaft bestaunen, ein Buch lesen, oder sogar über soviel Sozialkompetenz verfügen, mit einem fremden Menschen ein Gespräch geführt zu haben.

Willkommen im Neuland

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