Apple legt Daumenschrauben an

Ein Thema, zwei Meinungen: Apple-Produkte sind unreparierbar

Apples Geräte gelten schon seit Langem als schwer reparierbar. Beim iPhone ist das schon seit Ewigkeiten der Fall. Aber auch bei MacBooks zieht Apple die Daumenschrauben an. Das ist sicherlich ärgerlich – andererseits aber auch verständlich. Oder? Wir sind dieser Frage in unserer Rubrik „Ein Thema, zwei Meinungen“ nachgegangen. Diesmal geben Stefanie Seidler und Chefredakteur Sebastian Schack ihr Statement pro und contra ab.

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Der saure Apfel

Stefanie Seidler (Bild: Stefanie Seidler)

Ich bin ein neugieriger Mensch und manchmal kribbelt es mir schon in den Fingern, wenn es um das Innenleben meines iPhones geht. Diese kleine, perfekte Maschine von der ich gerne wüsste, wie sie unter dem Gehäuse ausschaut. Einfach mal die Unterseite abnehmen und mir das Wunderwerk der Ingenieure anschauen. Wie früher, als ich meinen Rechner noch selber auseinanderschrauben konnte. Oder ich könnte endlich das gesprungene Display selber austauschen – bei Apple kostet mich das schließlich mal eben 147,10 Euro. Aber welches Elektrogerät lässt sich heute eigentlich noch selber reparieren? Im Internet finde ich genug Anleitungen für den Display-Austausch. Aber wo kaufe ich jetzt ein neues Display? Bei Apple werde ich nicht fündig, da der iPhone-Hersteller keine Ersatzteile an Endverbraucher verkauft. Statt blind im Internet zu bestellen, überlege ich den günstigen Smartphone-Reparaturdienst an der Ecke in Anspruch zu nehmen. Kein Einschicken und kein Termin im Apple Store. Aber eben auch keine Garantie für Qualität. Echte Ersatzteile von Apple bekomme ich dann nur bei einem von Apple zertifizierten Service Provider. Sie sehen schon, es ist nicht so leicht. In den USA bereiten mehrere Bundesstaaten Gesetzesinitiativen zum Recht auf Reparatur vor. Ersatzteile und Montageanleitungen stünden dann Kunden in den USA und unabhängigen Werkstätten zur Verfügung. Dagegen geht nicht nur Apple mit konsequenter Lobbyarbeit gegen an. Sicherheit gehe schließlich vor. Vielleicht sollte ich akzeptieren, dass mein iPhone eben ein Premiumprodukt ist, dass nur von einem Fachmann auseinandergenommen werden sollte und beiße in den sauren Apfel. Das macht dann bitte 147,10 Euro und fünf bis sieben Werktage ohne iPhone.

Stefanie Seidler

Sicher bleibt sicher

Sebastian Schack (Bild: Sebastian Schack)

Ja, es ist nervig, dass man viele Komponenten des iPhones nur schwer oder überhaupt nicht selbst tauschen kann. Ja, es riecht nach Monoplistengehabe, wenn Apple selbst der kleinen iPhone-Schrauber-Bude um die Ecke das (Über-)Leben schwer macht. Und ich kann auch jeden verstehen, der über hohe Reparaturkosten klagt. Auf der anderen Seite ist das iPhone inzwischen ein Hochsicherheitsprodukt und Apple investiert viel Hirnschmalz, Ingenieurskunst und damit auch Geld in die Abschottung des iPhone gegenüber Unbefugten. Mir ist das sehr viel wert, denn in meinem iPhone steckt mein Leben. Geschäftliche Mails, private Nachrichten, sehr private Nachrichten, Urlaubsfotos, meine Kreditkarten-Informationen und letztlich sogar der Zugang zu meinem Bankkonto. Ich möchte gar nicht, dass da jeder Hinz und Kunst einen irgendwie sicherlich auch ein bisschen funktionierenden Touch-ID-Button einbauen kann. Oder vielleicht direkt über eine noch nicht gefixte Sicherheitslücke all meine Daten ausliest und an sonst wen verkauft. Klar, das kann theoretisch auch alles passieren wenn ich mein iPhone bei Apple zu Reparatur einreiche. Aber noch habe ich doch deutlich mehr Vertrauen in Apple als in den iPhone-Schrauber um die Ecke, den es erst seit zwei Monaten und wahrscheinlich schon in zehn Monaten nicht mehr gibt. Ob das gleiche auch für den Austausch eines gebrochenen Displayglases gilt, darüber kann man vortrefflich streiten. Letztlich kann sich aber auch jeder iPhone-Schrauber zumindest in der Theorie als Apple-Service-Partner zertifizieren lassen. Das ist nicht ganz leicht und mit vielen Einschränkungen verbunden – aber auch alles andere als unmöglich. Ich jedenfalls zahle zwar zähneknirschend aber dafür mit besserem Gefühl „gerne“ den Apple-Aufpreis.

Sebastian Schack

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Ja es ist ärgerlich das mit der Reparierbarkeit.
Derzeit hat mein MacBook Pro 13" frühes 2015er mit der Grafikkarte Probleme eine saubere Darstellung wiederzugeben. Apple sagt dazu nur " vielleicht Gewährleistung, da Garantie seit einen Monat abgelaufen ist =P ) Dann wiederum aber auch auch nicht weil ich dummer junge eine Bessere wärmeleitpaste aufgetragen habe.
Also leb ich erstmal damit und lass den Chip reballen. also mit neuen Lötzinn versehen, damit er wieder rennt wie zuvor. Und mal ehrlich; für 1000€ auf Ebay bekomm ich das gleiche NEU! Apple will hingegen bis zu 800€ für ein gepfuschtes board Naben das schon mal in Einsatz war und mir hineintransplantiert wurde... Nicht so Apple! Auf keinen Fall!!!

Schon mal was von ifixit gehört?
Dort werden 100% ausführbare Anregungen gezeigt, die auch nach Schwierigkeitsgraden gesplittet sind. Ein guter und einigermaßen sicherer Schrauber (Mechaniker) ist dabei nicht überfordert.

Mich stört es ganz und gar nicht. Wenn ich etwas selbst mache, dann habe ich keine Gewährleistung auf meine Reparatur. Macht das eine Firma, dann schon. Außerdem haben die Übung darin - ich nicht. Wer fast 1000 Euro für ein Telefon ausgibt, der hat auch 150 Ocken übrig für eine Reparatur, wenn der Fall mal eintritt.

Ansonsten wird gebraucht gekauft, wenn die Reparatur zu teuer ist.

Warum beschränkt man die Diskussion auf Apple Produkte ?
Erst wird im Artikel ehr wohl ironisch gefragt
". Aber welches Elektrogerät lässt sich heute eigentlich noch selber reparieren? "
dann aber nur überApple gesprochen.

Wer kann den noch eine Kaffeemaschine, eine Staubsauger, ein Auto, einen Router usw. ist also handwerklich dazu in der Lage? Gleichzeitig soll das alles möglichst klein und leicht sein und natürlich preisgünstig.

Die sogenannten Schrauber im Hinterhof sind ein Relikt aus der Zeit des VW - Käfer.
Überall wo Elektronik im Spiel ist, muss man höhere Ansprüche stellen.
Und da geht es dann auch um Einstellungen und Sicherheit.

Bei Fahrzeugen kann man ganz offiziell Dinge kaufen die Diebstahl eher leicht machen. Seien es Diagnosegeräte oder anderes.
Ich finde es gut, wenn ein Hersteller da ein wenig restriktiv handelt.

Ws die Preise angeht:
Schon mal gerechnet: Personalkosten, Transport- und Verpackungskosten, Ersatzteile, Ausbildung der Fachkräfte, Für die Reparatur erforderliche Geräte, Steuern, Versicherungskosten, Werkstattkosten z. B. Gebäude, ?

Dazu in Deutschland die Gewährleistung bei Reparaturen und die möglichen Folgen von Fehlern und die dabei auftretende Haftung des Reparaturbetriebes?

P. S. Ja. Apple verdient ordentlich. was aber passiert denn, wenn die Firma plötzlich die Preise reduziert und 20 , 25 % weniger Gewinn macht? Was passiert ?

Was macht ihr den, wenn die Reparatur beweinen nichtzertifizierten Betrieb in die Hose geht, der weder nachbessert nicht euch das Geld zurückgibt?
Wer zu günstig kauft zahlt oft doppelt gilt auch hier.
Was macht ihr denn weinbaus der Reparatur ein Schaden entsteht und der Reparaturbetrieb keine Zahlung leisten kann ?

Ich bin zufrieden, auch wenn es ein wenig teurer ist.

Genau wegen der schlechten Reparierbarkeit hatte ich mir im letzten Jahr kein neues MacBook Pro gekauft. Über 3000 Euro und dann sind wichtige Bauteile verklebt (sogar Akku!!!). Das ist für mich ein absolutes NoGo!. Ich hatte mir daher für über 1000 Euro weniger ein Modell von 2015 gekauft - und das auch noch mit Anschlüssen, die ich brauche. Schade für so eine Entwicklung.

Gott, was wurde ich hier anfangs ausgelacht, ob meines Rates, sich lieber ein günstiges 15er Modell zu kaufen. Nur um in irgendwelchen benchmarks ein paar Prozent mehr auf dem Tacho zu haben?! Das die Touchbar nur eine Spielerei ist, war wohl abzusehen.

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