Ein Thema, zwei Meinungen

Software im Abo: Fluch oder Segen?

Mit dem Text- und Autorenwerkzeug Ulysses wechselt eines der beliebtesten Programme für den Mac und das iPad in das Software-Abomodell – und verärgert damit nicht wenige Nutzer. Auch die Mac-Life-Redaktion zeigt sich gespaltener Meinung. Thomas Raukamp und Sebastian Schack vertreten in der Rubrik „Ein Thema, zwei Meinungen“ je eine unterschiedliche Position.

Von   Uhr

Mit Regelmäßigkeit

(Bild: Thomas Raukamp)

Kennen Sie Lucidpress? Nein? Dann haben Sie eventuell etwas verpasst. Denn mit Lucidpress steht eine Online-Softwaresuite bereit, die es mit wachsendem Funktionsumfang durchaus mit Layout-Platzhirschen wie Indesign und QuarkXpress aufnehmen kann. Und dabei kostet Lucidpress gar nicht viel: Gerade einmal neun Euro verlangen die Macher für ihren Geniestreich – allerdings im Monat. Das läppert sich – im Jahr hat man dann doch 90 Euro ausgegeben. Das ist im Vergleich zum Kauf diverser Adobe-Lösungen plus Update-Gebühren natürlich immer noch ein Schnäppchen. Layouten Sie effektiv aber nur alle drei, vier Monate einmal, lohnt sich die regelmäßige Investition aber eigentlich nicht.
Lucidpress ist nur eines von vielen Beispielen, bei denen sich Software zunehmend ins Web verzieht. Auch große Anbieter mischen beim sprudelnden Abogeschäft längst ganz vorn mit: Microsoft gestattet das Arbeiten in der Cloud mit einem mietbaren Online-Office-Paket, Google ebenfalls. Und Streamingdienste wie Apple Music, Spotify und Netflix strotzen mit ihrem Medienangebot. Und genau hier liegt der Schlüssel für die Berechtigung eines Abos: Was regelmäßig und messbar wächst, liefert gute Argumente für eine Subskription. Was größtenteils still steht, lässt an der Übertragbarkeit des Modells etwa auf den Softwaresektor zweifeln.
Wer indes an der Berechtigung des Abomodells für Ulysses zweifelt, sollte sich einmal die Software-Flatrate Setapp.com anschauen: Liebevoll von echten Kennern kuratiert, finden sich hier einige der besten Mac-Programme unabhängiger Programmierer, die sich so ein Einkommen verschaffen und ihre Nutzer stets mit den aktuellen Versionen ihrer Programm-Perlen versorgen. Unter anderem auch Ulysses.
Thomas Raukamp

Abzockpotenzial

(Bild: Sebastian Schack)

Auf den ersten Blick sind Abo-Modelle mit Blick auf den Preis verlockend. Vor allem bei teurer Software. Musste man für Produkte von Adobe oder Microsofts Office-Suite bis vor Kurzem noch regelmäßig drei- oder manchmal sogar vierstellige Beträge auf den Tisch legen, bezahlt man sie jetzt quasi in Raten und bekommt dafür sogar noch Updates oben drauf. Wenn diese denn kommen. Denn das ist ja immer ein bisschen die Angst, die man als Anwender hat: „Wenn ‚die‘ mich erstmal in der Abo-Falle haben, kümmern die sich nicht mehr um die Software und schlürfen nur noch Cocktails auf Hawaii. Von meinem Geld!“
Nun gönne ich den Entwicklern guter Software natürlich jeden Cent. Irgendwie fühle ich mich bei Software-Abos trotzdem unwohl. Ich weiß nicht, mit welcher Regelmäßigkeit es Neuerungen geben wird und ob diese Updates mir nicht vielleicht sogar liebgewonnene Funktionen wieder wegnehmen. Auch droht immer ein bisschen der Verlust des Überblicks über die Ausgaben: hier 10 Euro für Netflix, da 10 Euro für Dropbox, dort 10 Euro für Apple Music und nochmal 10 Euro für die iCloud. Vermutlich gebe ich jetzt, wo digitale Inhalte und Dienstleistungen auf den ersten Blick so günstig sind, signifikant mehr Geld für eben diese digitalen Inhalte und Dienstleistungen als jemals zuvor. Zumindest ist das meine Sorge. Tatsächlich aber habe ich meine Ausgaben dank der Budgetierungssoftware YNAB ganz gut im Blick – allerdings haben auch die selbst auf ein Abo-Modell umgestellt. Jedoch buchen die nicht monatlich, sondern jährlich ab, was mir persönlich besser gefällt, da mir so die „wahren“ Kosten für die Nutzung schonungslos präsentiert werden. Meine diversen Abos laufen natürlich trotzdem weiter.
Sebastian Schack

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Das Modell des Abo wird mehr kommt die Unternehmen müssen Profit abwerfen und das zählt am Ende, ja statt 25 Euro einmalig werden es dann jeden Monat 6 Euro macht 72 Euro im Jahr und wenn ich nicht mehr will habe ich am Ende nix .

Einfache Antwort aus Nutzer-Sicht: Fluch!

Ich denke es wird sich selbst regeln. Ich kann als Nutzer nich endlos viele Abos abschliessen, ohne dass irgendwann der Gerichtsvollzieher vor der der Tür steht, weil er Geld für nicht bezahlte Abos haben will.

Es wird also nicht aufgehen, dass ich 20-30 Apps a 10€ jeden Monat bezahlen soll.

Dann werde ich mir 3x überlegen ob es sich lohnt. Manchmal reichen mir auch die Basisfunktionen und ich brauche keine Updates.

Auch bei Netflix und Co ist das gleiche Problem. Disney will sich von Netflix lösen um ein eigenen Dienst anzubieten. Als Nutzer werde ich aber auch dort nicht 10 Abos abschliessen. 1-2 Abos müssen reichen und am besten alles abdecken. Wobei Netflix durch das sich stetig ändernde Angebot noch eine ganz andere Sache ist....

Bullshit!

Hei möchte jemand ein Auto im Abo kaufen, das ich herstelle? Wenn ja, bitte Name und Adresse lassen, dann schicke ich euch mal die Reifen, also nächstes habt ihr die Gelegenheit, das Lenkrad zu erhalten. Schliesst das Abo sofort ab, dann gibt's lebenslang 0.005% Rabatt.

Perfekt! Der ist gut!

Beim Auto nennt man sowas Leasing

Hehe, ja, aber dann kriegt man immerhin das ganze Auto zu Beginn und nicht erst mal nur ein nichtfunktionierendes Stück Sch..... Aber genau dieser Trend setzt sich bei der Software durch. Entwickler glauben, Software sei ein Service und wir sollten sie für ihre Arbeit bezahlen. Aber Software ist ein Produkt, das ich kaufe wenn es fertig ist. Ich zahle auch kein Abo, um Eintritt bei Aldi und Lidl zu erhalten.

Ist dieser Artikel sponsored content? YNAB Banking software, Lucidpress, Setapp? Ok diese werden als Beispiele verwendet, aber all das Lob auf die Software und die Wortwahl klingen für mich wie Werbung.

Hi SvenT,

Anzeigen werden bei uns entsprechend gekennzeichnet. Gerne mitdiskutieren, umso mehr Meinungen zum Thema, desto besser! :-)

Grüße aus der Redaktion,
Stefan

Das Schlimmste ist ja, die Jugend gewöhnt sich dran, kennte es nicht anders, also liebt sie es... und die Unternehmen freuen sich.

Seit Jahren habe ich mich von kommerzieller Software so weit es eght verabschiedet. Jedes Jahr updates Apple sein OS. Und damit funktionieren einige Programme nur noch eingeschränkt, oder überhaupt nicht mehr. Viele Softwarebuden nutzen das aus... und man zahlt, zahlt, zahlt, für die selbe Software.

Zum Glück macht das Apple selbst mit FInal Cut X Pro und Logic Pro nicht. Und so bekam man die letzten Jahre die notwendigen Updates gratis. Das ist sehr löblich.

Für die vielen anderen Programme habe ich kostenlosen Ersatz gefunden, oder programmiere mir diese selbst. Damit bin ich der Abofalle selbst entkommen.

Ich werde nie ein Abo abschließen.

Tja, wenn ich etwas möchte muss sich tatsächlich bezahlen. Halte ich das Angebot für Müll, dann kaufe bzw. abonniere ich die App nicht. Wo bitte ist das Problem? Klar, Geiz ist geil! Ich werde übrigens ebenfalls im Abo bezahlt. Jeden Monat fordere ich frech mein Gehalt! Der Chef findet es sooo blöd!

Geschäftlich können Abo-Modelle Sinn ergeben, wenn ich auf diese weise immer die neueste Version einer Software zur Verfügung habe. Die Kosten werden halt wie andere Iaufende Kosten abgesetzt. Privat sieht das ganz anders aus: ehe ich eine Office-Suite oder ähnliches PRIVAT abboniere, schaue ich, ob ich nicht mit einer freien Lösung oder einer günstigen Kauf-App genaus so gut zurecht komme. Privat würde ich keine Miet-adobe-Produkte kaufen, da ich nach Feierabend nicht derartig viel "kraetiv" tätig bin.
Hier tuts für mich die "Fotos"-App oder maximal "Affinity-Photo".

Im Unternemensbereich ist mit den jährlichen Wartungsverträgen (der i.d.R. Support und Updates beinaltet) zusätzlich zu dem Kaufpreis das „Abo-Modell“ etabliert.

Im privaten oder semiproffessionellen Bereich könnte es auch durchaus Sinn ergeben, wenn das Preisleistungs- / Verhältnis stimmt - d.h. berücksichtigt man die i.d.R. seltenere Nutzung im Preis, so kann die Weiterntwicklung bzgl. Sicherheit, Stabilität, Kompatibilität und Funktionsumfang damit gesichert werden.

Ich denke, die größte Hürde wird die faire Verbuchung sein - entweder muss das Abo monatlich kündbar und bei späterer Nutzung einfach wieder aktivierest sein bzw. wird es früher oder später auf zeitbasierte Abrechnung hinaus laufen.

Wichtig ist, dass die eigenen Daten jederzeit exportierbar und anderswo nutzbar sind

Ich denke, dass aus privater Sicht die optimale Schnittmenge aus Preis und Angebot noch nicht gefunden ist:

- warum zahle ich für Office 365 zw 30 und 50 eur im Jahr und erhalte mehrere Apps von denen ich nur Word und in einigen Fällen Excel und in noch wenigeren Fällen PowerPoint brauche

Dagegen zahlt man für Outbank auch Preise um die 60€ Für 1 App, die man vielleicht täglich benutzt, dafür aber eben nur 1 App mit im Vergleich (zu Office) geringem Funktionsumfang hat

- bei Setapp oder anderen Bundles hat man auch wieder das Problem, dass man eher nur eine App wirklich braucht und den Rest mitfinaziert

- dagegen fragt man sich, ob Apps wie Pixelmator mit geringen einmalpreis und ständigen Updates, es in ein paar Jahren noch geben wird

Als privatanwender / semi sind kündbare Monatsabos im Bereich 1-5 eur oder Jahresabos von 20-30 eur durchaus sinnvoll

Profinutzer sollten entsprechend mehr zahlen

Ich denke das ein faires Abo-Modell nutzungsverhalten, (genutzter) Funktionsumfang (also nicht noch unnötige 5 Apps als Zugabe) und Weiterentwicklung angemessen in Einklag zu bringen sind - dann ist dem Nutzer und dem Hersteller geholfen

Abos... wenn ich das höre nehme ich erstmal den Taschenrechner in die Hand und danach brauch ich ein Bier zum beruhigen meiner Nerven.
Ich selbst bin Student, habe also im Verhältnis zu App-Nutzern mit Gehalt einen recht geringen Spielraum.
Ulysses, onepassword etc...

Natürlich verstehe ich, dass Softwareentwickler von einer Einmalzahlungen in Höhe X von Wenigen am Anfang sehr gut leben können. Auf längere Sicht ist das natürlich schwierig... weil die Zahlen derjenigen, die die Software kaufen entweder konstant oder rückläufig ist.

Ich schließe mich den Kommentaren vieler an. Besonders finde ich eine Differenzierung der App-Nutzer wichtig und interessant.
Firmen sollen ruhig bezahlen, diese können den Aufwand ja auch geltend machen. Private und Semiprofessionelle können auch, aber bedeutend weniger bezahlen!
Natürlich spreche ich aus meiner Sicht, denn Apple selbst bietet für Studenten Vergünstigungen an, deshalb bin ich der Meinung, dass Studenten umsonst die Apps nutzen können sollten. Natürlich kann man eine jährliche Abfrage ihrer Immatrikulation verlangen, was an sich keinen großen Aufwand darstellen sollte.
In der heutigen Zeit versucht jeder aus seinen Ideen eine Lebensbasis aufzubauen. Aber eine Frage stellen sich die wenigsten.

Ist der Schritt von Einmal- zu Abozahlung wirklich der richtige?
Oder gibt es zu meinem Produkt ein Alternative?

Ich glaube, dass viele erstmal das große Geld sehen. Früher oder später brechen aber auch ihre Zahlen ein, weil ein Konkurrent auf den Markt getreten ist und eine einmal kostenpflichtige oder gar kostenlose Alternative anbietet.

Resümee des ganzen:

Wenn Abo dann bitte mit Differenzierung!
Denn früher oder später werden alle, außer vielleicht Adobe oder Microsoft mit dieser Strategie am Ende sein!

Schönes Wochenende euch allen! [OK Hand Sign]

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