Orderbird: So wird das iPad zur Kasse

Das iPad findet seinen Weg in immer mehr Business-Bereiche. Ein paar davon sind allgegenwärtig. Alles, was mit Office-Aufgaben zusammenhängt zum Beispiel. Oder alles, was mit Kommunikation zu tun hat. Oft genug sieht man Geschäftsleute in Bahn und Flugzeug nicht mehr mit einem vor sich aufgeklappten Laptop, sondern mit einem iPad sitzen und ihrer Arbeit nachgehen. Weniger offensichtlich ist der Einsatz eines iPad als Kassensystem.

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Naturgemäß sind wir bei Mac Life immer auf der Suche nach spannenden Geschichten im Apple-Universum. Eine deutsche Firma, die sich anschickt mit Hilfe von iPad, iPod touch und iPhone die Kassensysteme der Gastronomie-Branche zu übernehmen, ist definitiv eine solche spannende Geschichte. Wir haben uns mit Jakob Schreyer, dem CEO und Gründer von Orderbird, zum Interview verabredet, um zu erfahren, woher die Idee kommt und wohin die Reise gehen soll.

Das Ziel ist eine günstigere und bessere Lösung

Orderbird ist keine ganz neue Firma mehr. Gegründet wurde sie bereits vor rund 4,5 Jahren. Angetreten ist man mit der Mission, die Kassensysteme in der Gastronomie zu revolutionieren. Das ist zum Einen bitter nötig, weil viele Unternehmen immer noch mit Registerkassen oder mit zwar fortschrittlicheren aber aus Sicht von Orderbird überteuerten Systemen arbeiten.

Zugegeben: Wenn man eine günstige Lösung denkt, denkt man vermutlich nicht automatisch an ein iPad. Allerdings muss es schon mal kein aktuelles iPad sein. Die Software ist relativ anspruchslos. Bei Orderbird hatte man sich schon früh auf iOS-Geräte eingeschossen. Die Idee entstand bereits vor der Veröffentlichung des ersten iPad auf Basis des iPod touch. Für Orderbird-CEO Schreyer war die Wahl klar: Apple bietet für iOS einfach das bessere Framework und die Software sei zumindest zum damaligen Zeitpunkt deutlich stabiler gewesen.

Der Anschaffungspreis ist bei der iOS-Geräte-Lösung übrigens nur vermeintlich ein Problem. Zwar wären Android-Geräte häufig günstiger, dedizierte Kassensysteme sind jedoch häufig deutlich teurer – wenn nicht initial, dann oft über die Jahre gerechnet. Denn Orderbird hat ein attraktives Preis-Modell auf die Beine gestellt: Die Basis-Funktionen sind bereits im Gratis-Paket inklusive. Wer ein kleines Café oder ein Eck-Kneipe betreibt kann damit schon glücklich werden.

Ein Einsteiger-Paket steht ebenfalls zur Auswahl: Für rund 600 Euro bietet das Berliner Unternehmen ein iPad, einen vorkonfigurierten Bon- und Rechnungsdrucker, sowie eine Kassenlade an. Sämtliche Profi-Funktionen wie ein eigenes Logo auf der Rechnung, ein Live-Reporting inklusive Monatsanalyse, ein Rechnungs-Archiv und den Zugang zu einer 24/7-Notfall-Hotline bietet Orderbrid zum Preis von rund 50 Euro pro Monat und Gerät an.

Das iPhone als digitaler Zettel

Im Kern des Orderbird-Systems steht immer ein iPad. Es ersetzt die Registerkasse vollumfänglich. Sprich: Hier kann das Personal Bestellungen eingeben und Tische abrechnen. Wer die nötigen Zugriffsrechte hat, kann direkt auf dem iPad auch alle Transaktionen, Buchungen und alle weiteren Geschäftsdaten einsehen.

Gerade in größeren Restaurants kann eine einzige Anlaufstelle zum Aufgeben von Bestellungen jedoch schwierig sein. Man stelle sich vor, ständig stünden vier oder fünf Kellner in der Schlange und warteten darauf, endlich ihre Bestellung in das iPad tippen oder einen Bon erstellen zu können.

Die Lösung hier ist der Einsatz von weiteren iOS-Geräten. Das können weitere iPads sein – praktischer sind jedoch iPhone und iPod touch. Diese Geräte kann das Servicepersonal jederzeit wie den klassischen Schreibblock dabei haben. Bestellungen, Stornierungen, Sonderwünsche et cetera werden direkt an das als Server fungierende iPad übertragen.

Zusätzliche Sicherheit

Dadurch, dass auf Wunsch jeder einzelne Schritt protokolliert werden kann, bietet Orderbird dem Restaurantbetreiber einen höheren Grand an Sicherheit. Zum Einen gehören Doppelbestellungen und Missverständnisse größtenteils der Vergangenheit an. Zum Anderen können die Abrechnungen des Servicepersonals besser kontrolliert werden. Wobei man natürlich auch argumentieren kann, dass wer seine Mitarbeiter technisch kontrollieren muss, vielleicht die falschen Mitarbeiter hat.

Orderbird im Einsatz

Da man als Außenstehender schlecht beurteilen kann, wie gut ein Gastronomie-System tatsächlich funktioniert, haben wir uns mit jemandem getroffen, der Orderbird im Einsatz hat: Bastian Brück vom Restaurant und Klub „Die Villa“ in Kiel. Brück gehört zu einem insgesamt recht jungen Team, hat aber schon langjährige Erfahrung in der Gastronomie. Gerade weil er viel mit klassischen Registerkassen zu tun hatte, war für ihn von Anfang an klar, dass etwas anderes, etwas moderneres her muss. Orderbird hat aus seiner Sicht viele Vorteile im Management-Bereich, wie zum Beispiel den Webzugang, über den berechtigte Personen jederzeit und von überall her Zugriff auf die aktuellen Geschäftsdaten haben.

Aber auch im täglichen Einsatz im Restaurant-Bereich spielt ihm das iPad-basierte System in die Karten. So sei die Software denkbar einfach und schnell zu bedienen. Und überhaupt: Menschen wissen heutzutage, wie ein Smartphone oder Tablet zu bedienen ist und müssen deshalb nicht lange angelernt werden, bis sie mit dem iPad-Kassensystem zu Recht kommen.

In „Die Villa“ setzt man auf eine Orderbird-Lösung mit zwei grundsätzlich stationären iPads. Zwar ist das Restaurant durchaus groß und beliebt genug, dass es technisch sinnvoll wäre das gesamte Personal mit Handgeräten, also etwa einem iPod touch, auszustatten, das ginge Brück aber zu weit. Man lege großen Wert auf die Kommunikation zwischen Kunden und Servicepersonal und sei der Meinung, dass elektronische Geräte in den Händen von Kellnern und Kellnerinnen da eher hinderlich sind, so Brück. Das Personal in „Die Villa“ merkt sich entweder die Bestellungen oder notiert sie „klassisch“ mit Zettel und Stift.

Was bringt die Zukunft?

Orderbird-CEO Jakob Schreyer und Bastian Brück von „Die Villa“ sind sich einig: Die Zukunft wird spannend und viele Neuerungen mit sich bringen. Bei Orderbird sieht man mindestens zwei wichtige Entwicklungen für die nähere Zukunft. Orderbird soll die gesammelten Daten noch besser aufbereiten und auch für andere Systeme zur Verfügung stellen, damit Restaurantbetreiber ihr Geschäft noch besser im Griff haben und auch von eCommerce profitieren können. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, dass Kunden aus einer eigenen App heraus bereits von zuhause aus nicht nur einen Tisch reservieren, sondern auch gleich das Essen bestellen. Ein Mittelweg wären in den Restaurant-Tischen montierte iPads, auf denen die Kunden die Speisekarte sehen und direkt ordern können. Eine Entwicklung, die auch Brück sieht. Allerdings nicht für sich und „Die Villa“, sondern eher für Restaurants aus der Systemgastronomie.

Die andere große Entwicklung wird „Mobile Payment“ sein. Auch hier setzt man bei Orderbird alle Hoffnung auf Apple und eine baldige Einführung von Apple Pay in Deutschland. Anderen Anbietern traue man nicht zu, den Durchbruch für das Bezahlen mit dem Mobiltelefon zu bringen. Brück ist es egal, wie er an sein Geld kommt und sieht sich mit Orderbird für alle Eventualitäten der Zukunft gerüstet. Schon jetzt kann man beispielsweise in „Die Villa“ per Paypal bezahlen.

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