Die Mac-Life-Kolumne von Frank Krug

Kolumne: Amazon bei den Germanen

Das Familienunternehmen Birkenstock setzt sich gegen den Riesen Amazon zur Wehr. Die Pointe dazu bringt Frank Krug in seiner Kolumne auf den Punkt. Oder: Wie ein nicht mehr so ganz kleines Familienunternehmen einem doch recht großen Onlinehändler Paroli bietet.

Von   Uhr

Wir befinden uns im Jahr 2018 nach Christus. Der gesamte Handel ist von Amazon besetzt. Der gesamte Handel? Nein! Ein von unbeugsamen Sandalenträgern bevölkertes Dorf bei Bad Honnef hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die Legionäre, die als Besatzung in Bad Hersfeld, Pforzheim, Werne und Brieselang liegen.

So oder ähnlich könnte ein Abschnitt in der Familienchronik des Johann Adam Birkenstock beginnen, der die aufgewühlten Zeiten zum Jahresbeginn 2018 schildert. Während selbst Apple dem Druck des anrollenden Heeres nicht länger standhalten konnte und den umtriebigen Legionären auf der eigenen Set-Top-Box Einlass gewährte, zeigen die Schuhmacher aus dem Siebengebirge dem Onlineriesen die kalte Schulter.

Ab Januar ist Schluss mit lustig. Dann wandert der Korksohlen-Klassiker nicht mehr in den Warenkorb von Amazon. Die Modelle „Boston“, „Florida“ und selbst den immer wieder jungen Zweiriemer „Arizona“ mit der korrosionsfreien Dornschnalle gibt es dann nur noch im ausgewählten Handel. Dass die Birkenstocks inzwischen selbst kein gallisches Dorf mehr sind, sondern ein weltweit aufgestelltes Imperium, das zuletzt knapp 750 Millionen Euro im Jahr umsetzte, tut hier erst mal nichts zur Sache. Spannend bleibt indes zu beobachten, wie ein im Vergleich kleines Unternehmen es wagt, gegen die Gepflogenheiten der Branche aufzumucken.

Standen bisher immer nur die ganz Großen im Verdacht, die Pfründe unter sich aufzuteilen und den Rest allen anderen zum Fraß vorzuwerfen, so gibt sich nun einer der Resteverwerter mit der ihm zugedachten Rolle nicht mehr zufrieden. „Friss oder stirb!“ hat ihm Amazon zugerufen – und dabei nicht bedacht, dass die Weigerung, alles blind zu fressen, nicht automatisch zum Hungertod führen muss. Es gibt weitaus mehr Möglichkeiten der Nahrungsaufnahme, die zwar nicht den kurzfristigen Heißhunger stillen, dafür aber eine deutlich nachhaltigere Form der Ernährung darstellen.

Ein Leben außerhalb des allumspannenden Wohlfühlschirms von Amazon scheint inzwischen schwer vorstellbar. Sicherlich auch, weil die Bequemlichkeiten dieser Rundumversorgung fast zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Die Kosten für dieses All-Inclusive-Paket haben allerdings immer die anderen zu tragen. Vielleicht hilft es, sich ab und an zu vergegenwärtigen, dass jeder früher oder später auch immer zu diesen anderen gehört. Dass die Birkenstocks – ganz gleich aus welchen Beweggründen – beschlossen haben, zukünftig außerhalb dieses Wohlfühlschirms zu handeln, ist ihnen hoch anzurechnen. Es bleibt zu hoffen, dass sie am Ende nicht wie Troubadix gefesselt und geknebelt im Baum hängen, während die Legionäre an der prall gefüllten Tafel sitzen und die Wildschweine unter sich aufteilen.

Frank Krug

ist seit vielen Jahren in der Apple-Branche tätig und freier Autor. Er schreibt eine regelmäßige Kolumne für Mac Life.

Mehr zu diesen Themen:

Diskutiere mit!

Hier kannst du den Artikel "Kolumne: Amazon bei den Germanen" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.

Ja, ja, mit widerstand kennt sich das Unternehmen aus. Das durften auch die Mitarbeiter spüren welche versucht haben einen Betriebsrat zu gründen. Seinerzeit sind sie am Widerstand der Geschäftsführung gescheitert!

Mal davon abgesehen das ich die Message dieses Artikels nicht verstehe, was genau hat dieser Artikel in einem Apple Magazin zu suchen?

Ist das denn interessant! Und Amazon ist immer noch voll mit Birkenstock.

Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.