Tim in Amerika

„Die Geister, die Apple rief“: Eine Kolumne von Frank Krug

Von den Geistern, die Apple rief (und jetzt nicht mehr los wird…). Was ist hier eigentlich los? Icahn verkauft seine Apple-Aktien, weil die Spatzen in China irgendetwas von den Dächern pfeifen…

Von   Uhr

Tim Cook tritt demütig vor die Presse und peitscht sich den nackten Rücken wegen 10,6 Milliarden Dollar Gewinn im letzten Quartal. Bilder die man sonst nur aus Asien kennt, wenn der Chef eines japanischen oder koreanischen Automobilherstellers mal wieder im Staub kriecht und wegen der schlechten Zahlen vor Scham tief im Boden versinkt. Und als wäre das nicht genug, kommt jetzt auch noch Pep Guardiola daher und entschuldigt sich vor den Fans von Bayern München für den vierten Titel in Folge und das verpasste Champions-League-Finale in Turin. „Hallo?!“, möchte man da doch nur dazwischen rufen. „Aufwachen! Ihr habt euch vertan! Das hier ist der Beichtstuhl. Der ist den Sündern vorbehalten. Die Preisverleihung findet oben statt.“ Wo kommen wir denn da hin. Erst die ganzen Flüchtlinge und jetzt die ganzen Sünder. Wenn das so weitergeht, müssen die Beichtstühle dichtgemacht und die falschen Sünder zurückgeschickt werden. Obwohl... eigentlich sind wir ja selbst schuld.

Wir haben eben alles. Oder fast alles. Ein Haus, ein Äffchen und ein Pferd. Und ein iPhone. Das brauchen wir nicht immer neu. Oder vielleicht doch? Aber wenn, dann richtig. Wir lassen uns kein E für ein S vormachen. Wenn unser Dealer des Vertrauens seine Ware Jahr für Jahr länger streckt, schaut man sich schon mal woanders um. Und jetzt steht Tim Cook da, peitscht sich den nackten Rücken und muss mit anschauen, wie all seine Junkies in Scharen überlaufen. Oder gar nicht erst bei ihm kaufen. Weil angeblich der andere Stoff den höheren Kick verspricht. Aber so ist das. Die eigene Börse steigt oder fällt nicht mit den nackten Zahlen. 10,6 Milliarden hin oder her. Da hilft es auch nicht, sich auf die Fahne schreiben zu können, die erste Volksdroge auf den Markt gebracht zu haben. Das reicht für die Vitrine im Museum aber nicht fürs Regal beim Händler. Mit dem iPhone hat Apple den Startschuss gegeben und sich auf diesen Wettlauf eingelassen. Den Wechsel von der E- zur U-Musik gewagt.

Sich aber zugleich auf ein Feld begeben, das kurzfristig hohe Wachstumsraten verspricht, die aber nur dann beizubehalten sind, wenn in immer kürzeren Abständen immer wieder neue Kaufreize gesetzt werden. Haus und Äffchen können ruhig bleiben wie sie sind, aber das Smartphone soll sich gefälligst verändern. Ganz im Gegensatz zu alt eingeschworenen Apple-Nutzern reicht es den neuen Käufern aber nicht mehr aus, diese Reize dezent im Inneren des Gehäuses versteckt zu wissen. Fortan muss es bunt, grell und poppig sein. Möglichst dick aufgetragen und sichtbar anders. Der große Graben läuft eben nicht um die Apple-Gemeinde herum, sondern geht mittendurch. Der Weg zurück in die Garage ist auf jeden Fall für immer versperrt. Ob es Tim Cook gelingt, die Geister die er rief, zukünftig mit genug Sexappeal auszustatten, damit diese die Gemeinde diesseits und jenseits des Grabens bevölkern, wird sich zeigen. Für den Fall, dass es ihm nicht gelingt, wäre es ratsam, die Türen des Beichtstuhls offen zu halten und ihm den Ritt in den roségoldenen Sonnenuntergang mit dem einen oder anderen Peitschenhieb zu versüßen.

Frank Krug

ist seit vielen Jahren in der Apple-Branche tätig und freier Autor. Er schreibt eine regelmäßige Kolumne für Mac Life.

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leider ein unsäglicher Geist. Gerade abgestürzt und hat alles mitgenommen. Mist ist Mist.

und was mach ich jetzt. Kein Fenster mehr. Man kann es nicht reparaturinstallierten. Scheiss. Scheiss Scheiss

ging doch mit dem Download bei Apple und dem überspielen. Geht wieder. Uff

bin wieder gut mit Apple. Schreck lässt nach. Nichts ist absolut perfekt. Eben nur nahezu.

...ich denke das wars. Tim Cook muss weg und ein neuer "Steve Jobs" muss ran, sonst wird das nichts mehr! Letzterer hätte sich nie auf diese Weicheierschiene eingelassen und zwar weil er es nicht nötig hatte. Ich als, bald mehr-jahrzehntelanger, Appleuser habe schon vor Monaten damit begonnen nur noch das Nötigste von Apple zu kaufen und ersetze teilweise auch mit 3rd-Party-Produkten, weil die mittlerweile einfach besser sind. EIZO macht es besser, Synology auch. Die TimeCapsule habe ich zerlegt und die HD andersweitig eingebaut. Fritz macht besser, Airport raus. iPads sind ... für was eigentlich noch nützlich, da geht auch nichts mehr. Das AppleTV ist ein ruckelnder Musik-Streaming-Lacher, DLink kann es auch besser und ist ausserdem direkt am Musikverstärker nutzbar. So bleibt mir im Augenblick noch mein iMac und mein iPhone und letzteres werde ich beim nächsten Kauf vermutlich auch noch durch ein Samsung oder ect. ersetzen! Aha, da ist ja noch die AppleWatch! Nun ja, da werden unsere Nachkommen noch in 2000 Jahren darüber lachen. Nutzlos, sinnlos, die Fehlplanung! Zuallerletzt - das modernste Betriebssystem der Welt, das zu einer schwerfälligen, fehlerbehafteten, Katastophe verkommt und das iOS ist mittlerweile so mies, das rein schon die Erwähnung mich an den Rand eines Wutanfalls bringt. Es ist nicht nur der Sexappeal, die Ideen und die Innovationen die fehlen, es ist ganz einfach auch nur die Qualität, die zur Zeit unter jeder Sau ist, und die drangsalierenden Produkte, die man kaum mehr selber aufrüsten und erweitern kann. Das schreit sich Apple bei jeder Gelegenheit GRÜN und produziert Produkte, die unserer Wegwerfgesellschaft entprechen, um mit aller Konsequenz auch die Stromerzeuger reich zu machen. Da sag ich doch Atomkraft NEIN DANKE, und muss mich, wenn ich den auch erweitern will, mich mit tonnenweise Netzteilen herumschlagen. Schöne neue Applewelt, die so hässlich geworden ist, dass es keine Freude mehr macht ,mit Apple zu arbeiten, wenn da nicht noch Windows wäre, die noch die grössere Scheisse ist!

Es sind nicht die neuen Produkte die fehlen es ist der gefühlte Stillstand bei Apple. Es fehlt der Mut zu Neuem. iOS seit Jahren das selbe ebenso die Ansicht der Geräte, damit meine ich das Design vom Display. Ich bin immer noch zufrieden mit iPhone, iPad und Apple Watch aber für mehr reicht es nicht. Das Display ist hoffnungslos veraltet, die Airports sind nur schön im Design und die Macs überzeugen wegen mangelnder aufrüstbarkeit überhaupt nicht. Gestern habe ich bei meinem Airport Express eine falsches Häkchen gesetzt, das hat dazu geführt das ich einen Hardware Reset durchführen musste. Das ganze dann zwei mal und ca. 5 Stunden Arbeit bis er wieder gelaufen ist. Das kann man niemandem zumuten. Apple ist immer noch gut vor allem im Service. Wo bekommt man jahrelang ein Betriebssystem Update? Manche Android Hersteller sind noch nicht mal in der Lage ein Update heraus zu bringen. Apple muss aber mehr tun vor allem bei ihren anderen Produkten.

Steve Jobs hat viele kluge Sätze gesagt, aber leider auch einen, den er aus meiner Sicht nicht hätte sagen dürfen.
Kurz vor seinem Tod bei der Einsetzung von Tim Cook sagte er: "Fragt euch in Zukunft nicht: Was hätte Steve jetzt getan"

Doch, sie sollten sich fragen, was Steve getan hätte.
Z.B. einen Ausliefer-/Veröffentlichungstermin verschoben, weil das Produkt noch Fehler aufweist.

Perfekt, Danke!

nach Steve bringen nichts. Apple ist im heute und in der Zukunft und sie sind immer noch diejenigen welche als Referenz heran gezogen werden wenn es vom Wettbewerb gilt mit einem weiteren Produkt wieder einmal einen Killerversuch zu starten.

Tim Cook muss weg?! Gut und dann soll wer kommen? Einstein? Ist auch nicht mehr. Apple macht Kohle ohne Ende, warum sollten die plötzlich wieder auf ein 4" iPhone bestehen? Weil Job es für die einzig ware Smartphone Display Größe erachtet hat? Keinen Wegfall von Anschlüssen? War doch Jobs Leidenschaft! Ein völlig neues Must-Have Teil erfinden? Wohl leichter gesagt als getan, sonst hätte es schon irgendwer, irgendwo erfunden. Apple tut das was erfolgreiche Firmen halt so machen. Damit der Herr Aktionär glücklich ist, erhöht man die Umsätze mit immer mehr Produkten. Die Qualität leidet, besonders bei der Software. Hier muss Apple aufpassen. Bekommt der Konsument das Gefühl halbfertige Profukte zu verwenden, wird es sicherlich kritisch. Besonders im Premiumbereich.

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