Wie eine Satire zu Ernst genommen werden kann

Kosmetisch veränderte Fingerkuppen für das iPhone

Als 1938 in den USA das Hörspiel "Krieg der Welten" als Radioreportage von vielen Zuhörern Ernst genommen wurde, kam es zu einer Massenpanik. Viele dachten, die Außerirdischen würden gerade wirklich New Jersey (USA) angreifen. Ähnliches geschah nun am vergangenen Wochenende, als die kleine Lokalzeitung North Denver News über einen Mann berichtete, der sich seine Fingerkuppen operativ an die Größe der iPhone-Buttons auf dem Touchscreen anpassen ließ.

Von   Uhr

Was als "soziale Satire" gedacht war, ging plötzlich als Ernst zu nehmende Meldung um die ganze Welt.Tatsächlich glaubten nämlich viele Nutzer daran, dass sich der groß gewachsene Thomas Martel (28) seine etwas zu großen Hände operativ an den Stand der Technik anpassen ließ. Er wird mit den Worten zitiert: "Ich hatte harte Zeiten, die richtigen Knöpfe zu drücken. [...] Natürlich war die Prozedur teuer, aber wenn ich an die Zeit denke, die ich bei der Nutzung der Technik jetzt einsparen kann, glaube ich, dass sich die Operation in 10 bis 15 Jahren auszahlen wird. Und es erspart mir viel Frustration - das ist unbezahlbar." Die Operation soll, so der zitierte Arzt, ein Fortschritt für die Menschheit sein, um die Effizienz am Arbeitsplatz zu erhöhen.

Nicht "Form follows Function" sollte also zukünftig die Devise sein, sondern die Anpassung des Menschen an die Technik. Dazu musste sich der Patient die Knochen verschmälern, die Fingerkuppen "anspitzen" und die Fingernägel neu modellieren lassen. Angesichts so vieler Details brachten die iPhone-optimierten Finger das Sommerloch in den Mac-Nachrichten zum Überquellen. Andere iPhone-Nutzer wollten ähnliches mit sich anstellen lassen, alle Mac-Nachrichtenseiten in den USA berichteten darüber - und mussten sehr schnell eine Richtigstellung schreiben.

Denn Thomas Martel gibt es gar nicht, seine Fingerspitzen wurden nur erfunden und die North Denver News stellte die Angelegenheit schon bald im Editorial der Zeitung richtig: Viele Leser hätten den Artikel "Surgically alters thumbs" umgehend als "satirischen sozialen Kommentar" identifiziert, im Internet aber sei die Meldung als echt bewertet worden. "Jeder kritische Konsument hätte jedoch durch das aufmerksame Lesen der Meldung erkennen müssen, dass der Artikel reiner Humor und keine News oder Tatsachenreportage ist." so die Zeitung. Außerdem sei plastische Chirurgie in der US-amerikanischen Gesellschaft nur zur Schönheitsbildung akzeptiert, nicht jedoch für derartige Zwecke. Man habe damit nur das Kult-Phänomen der neuen Technologie karikieren wollen. Und, so betont die Zeitung weiter, "wir sind Mitglieder der 'Kult of Mac-iPhone' Division".  Ob dieser Nachsatz ausreicht, um den Zorn derer in Schach zu halten, die sich schon einen Termin beim Schönheitschirurgen um die Ecke geben ließen, um dem neuen Trend zu folgen?

Mehr zu diesen Themen:

Diskutiere mit!

Hier kannst du den Artikel "Kosmetisch veränderte Fingerkuppen für das iPhone" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.

Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.