Ein Kommentar zu Apples Preispolitik

Warum das iPad mini so teuer ist

Kaum wurde der Tablet-Zwerg aus dem Hause Apple vorgstellt, hagelte es selbst seitens hart gesottener Apple-Fans Kritik, dass das iPad mini vollkommen überteuert sei. Doch für den hohen Einsteigespreis in Höhe von 329 Euro gibt es gute Gründe – zumindest aus Sicht Apples …

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Es ist schon kurios: Als das iPad der ersten Generation im Frühling 2010 vorgestellt werden sollte, ging die Gerüchteküche von einem Preis um die 1.000 US-Dollar aus, so hoch technologisch und aufwendig beurteilten Netzgemeinde, Fans und Medien das sagenumwobene Produkt. Die Überraschung war groß, als seinerzeit noch von Steve Jobs persönlich der Einstiegspreis von 499 US-Dollar verkündet wurde. Deutlich geringere Materialkosten als allenthalben erwartet, sowie eine mit satten Aufpreisen versehene Modell-Politik ermöglichten diesen Startpreis. Seither begann das iPad seinen Siegeszug, schickte sich an, das Ende des PC-Zeitalters einzuläuten und dominiert bis heute mit über 60 Prozent Marktanteilen das Segment.

199 US-Dollar: Die magische Preismarke

Nun spucken Apples Erzrivalen Amazon und Google dem Tablet-Pionier kräftig in die Suppe, indem sie ausgereifte und technisch auf der Höhe der Zeit rangierende 7-Zoll-Tabletts auf den Markt bringen, die bereits ab 199 US-Dollar erhältlich sind.

Beide Geräte hat sich unsere Redaktion näher angeschaut – Tests in der iPad Life 05/2012 ab 7. November am Kiosk – und muss gestehen, dass sie technisch durchaus gelungen sind.

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Die allgemeine Erwartungshaltung vieler Medien und Nutzer, Apple werde mit dem iPad mini sämtliche Hardware-Spezifikationen der Konkurrenz mindestens halten, besser noch schlagen und zu einem Preis von höchstens 249 US-Dollar auf den Markt kommen, wurden am 23. Oktober jäh zerschlagen. Satte 129 US-Dollar teurer und mit diversen technischen Schwächen ausgestattet, stellte Apples CEO Tim Cook seine Tablet-Kompaktklasse vor.

Warum Apple nicht preiswerter sein kann

In der Preispolitik der drei Unternehmen verdeutlichen sich die voneinander abweichenden Geschäftsmodelle Apples, Amazons und Googles. Ein Beispiel: Während es Apple als einzigem Smartphone-Hersteller gelingt, allein durch den Verkauf des iPhones mehr Gewinn in einem Jahr zu erwirtschaften als etwa der gesamte Microsoft-Konzern, müssen sich zahlreiche Smartphone-Hersteller über Preiskämpfe und Preisdumpings Marktanteile sichern, ohne nennenswerte Gewinne daraus zu erwirtschaften. Apples strikte Preispolitik hat sich hier über Jahre ausgezahlt und das Unternehmen zum wertvollsten Konzern der Erde gemacht.

Obwohl Apple schon seit Jahren Musik, Filme sowie Bücher und Apps vermarktet, sind die daraus erzielten Gewinne vergleichsweise gering. Folglich liegt der Fokus des Unternehmens auf dem Verkauf von Hardware, die satte Gewinne erwirtschaften muss. Um dies sicher zu stellen sorgt Apple kontinuierlich dafür, seine Markenwelt derart aufzuladen, dass Kunden verführt werden, den für Apple-Produkte erhobenen Extrapreis zu zahlen. Nicht anders machen es übrigens Porsche, Hugo Boss oder Adidas.

Amazons Gründer und Geschäftsführer Jeff Bezos musste unlängst und erstmals seit Jahren Verluste vermelden. Er begründetete dies seinen Aktionären gegenüber ausführlich mit seiner Strategie, das Kindle Fire ohne jeglichen Gewinn massenweise unters Volk zu bringen, um anschließend millionenfach digitale Inhalte zu vermarkten. Den Grundstein hierfür legte der visionäre, einstige Online-Buchhändler bereits 2007 mit der Einfürhrung des E-Book-Lesegerätes „Kindle“. Dieser beschert Amazon in den USA schon heute mehr Umsatz als der Absatz gedruckter Bücher.

Ähnlich sind auch die Ziele und Strategien Googles zu bewerten. Auch der Suchmaschinen-Gigant erwirtschaftet sein Auskommen mit digitalen Inhalten. Für Google ist es unabdingbar, dass der größte Teil der weltweiten Internet-Suchanfragen von Geräten mit dem Android-Betriebssystem erfolgt, um so seine Marktdominanz beim Verkauf von Online-Werbung wahren zu können. Doch etliche Dritthersteller scheiterten bislang mit dem Vorhaben, mit Apples iPad zu konkurrieren und gefährdeten damit Googles Kerngeschäft. So legte Google mit dem von Asus gefertigten Nexus-7-Tablet nun selbst Hand an. Und abseits des Werbegeschäftes hat Google zuletzt das iTunes-Modell komplett übernommen und mit dem Play-Store ein riesiges Online-Kaufhaus für Apps, Filme und Bücher geschaffen.

Im Fokus beider Unternehmen, Google und Amazon, steht also nicht der Verdienst über den Verkauf von Hardware, sondern perspektivisch über den Verkauf von Inhalten beziehungsweise von Werbung in Suchanfragen. Die Tablets sind dabei nur Mittel zum Zweck und sollen die Verbreitung rapide vorantreiben.

Auswirkungen auf Apples Geschäft

Die Gefahr für Apple ist, dass seine Produkte entzaubert werden. Zu ihrer Vorstellung waren iPhone und iPad jeweils geniale Neuerfindungen. Wollte man sie besitzen, war man gezwungen, die „Apple-Steuer“ zu zahlen. Zu wissen, dass es irgendwie möglich ist, hochwertige Tablets für unter 200 US-Dollar anzubieten, lässt Konsumenten erahnen, was Apple an jedem verkauften Gerät verdient. Doch während das Google Nexus 7 noch halbwegs hochwertig und ansehnlich daher kommt, liegt dem Amazon Kindle Fire jegliches, positives Design-Attribut fern.

Apples Chance mit dem iPad mini war also einzig, wieder einmal ein Gerät zu schaffen, das in seiner Hochwertigkeit und seiner Desgin-Qualität beinahe ikonenhaft heraussticht. Ein Tablet, das man in einer Schulklasse, beim Busfahren oder der Wartezone des Flughafens auch aus Distanz als das Apple Produkt erkennt. Etwas, das sich dessen Besitzer gegönnt hat und heimlich stolz macht. Diesen Nimbus allein durch Design zu schaffen wäre nie gelungen. Erst die Tatsache, dass es Menschen gibt, die sich ein iPad mini eben nicht leisten wollen oder können macht es für dessen Käufer emotional so wertvoll. Da spielt es keine Rolle, dass das Display eine geringere Auflösung vorweist als das der Konkurrenz, der Akku nicht länger hält oder die Prozessorleistung vergleichsweise gering ist. Dafür ist es eine Top-Marke und weit über 275.000 Apps sind vom Start weg verfügbar. Und: Ein hochwertig daher kommendes Apple-Produkt ist seit dem 23. November bereits für rund 300 Euro zu haben. Eine Preisregion, die bislang nur von iPods belegt wurde.

Schon diese Umstände werden dafür sorgen, dass das iPad mini wieder zum Erfolg wird. Der Porsche unter den Smart-Device-Herstellern hat halt einen Boxter zu immer noch stolzen Preisen, aber deutlich unter dem des Carrera 911 positioniert. Niemals jedoch würde er in Konkurrenz mit einem Skoda oder Renault treten.

Kassian Goukassian

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Sehr nett, dass ihr den Begriff "Verführung" in Verbindung mit Apple verwendet, so ist es nämlich. Dumm nur, wenn darunter Inhalt und Qualität leiden. Allerdings hätte man die Antwort auf die Frage im Titel auch kürzer fassen können: Apple's shareholder darling!

ohne den Artikeln zu lesen: weil es von Apple kommt :D

Das iPad mini kommt mit Stereo Lautsprechern.
http://www.imetrum.de/ipad-mini-mit-stereo-lautsprechern/
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www.imetrum.de

ich glaube nicht, dass es ein Erfolg wird.
Es wird eventuell oft verkauft aber auch die Apple Menschen sind müde geworden. So ein hin und her mit dem iPad 3 und 4, gab es früher nur bei Microsoft und jetzt ist Apple dran....

1. Danke für den Artikel. Seit langem mal wieder mehr als nur drei Absätze von Randnotizen, oder Informationen, die man auf anderen Portalseiten schon vorher hat lesen können.

2. Ich bin überzeugt, das das Mini seinen eigenen Erfolgszug ziehen wird. Ich persönlich hätte schon sehr gerne eines. Mir ist das iPhone zu klein zum Surfen und das iPad zu groß zum immer dabei haben. Das Mini erscheint mir hier als der richtige Kompromiss.

3. @Commander2000 ich denke ich kann dir da widersprechen. Apple wird mit dem Mini erfolg haben, denn Apple betrachtet den Erfolg global. Und da gibt es noch Milliarden Menschen, die noch nicht in den Genuss des teueren iPad in welcher Version auch immer gekommen sind. Die können sich aber nun eventuell ein Mini leisten. Denn das Bedürfnis ist da und die Verführung von Apple ist Multilingual. Zudem wird das Mini im Bildungsmarkt sicherlich ordentlich einschlagen. Während denn ein Mini ist günstiger als ein normales iPad und das hat schon sehr gut im Bildungsmarkt funktioniert. Und auch die erwähnten Hardwareschwächen dürften hier keine Rolle spielen.

Ich bin überzeugt, das Mini wird im Gegensatz zu Steve's ursprünglicher Meinung erfolgreich angenommen werden und wieder für einige Milliarden Umsatz und Gewinn bei Apple sorgen.

Das Mini ist nicht der Ersatz für Leute die sich kein iPad leisten können, sondern mehr das Zweit und Drittgeräte für Nicht-Singles, die eine Familienpackung iPads für übertrieben halten. Und iPad teilen ist mangels Benutzekonten ungünstig wenn es auch im sehr private Inhalte geht.

Die von Dir angesprochenen fehlenden Benutzerkonten (zumindest bei einem ungehackten iOS) ist das größte Manko von iOS (in Verbindung mit einem iPad)! Hier muß dringend seitens Apple nachgebessert werden!

"Stereo-Lautsprecher für den Spiele- oder Filmgenuss auch Ende 2012 noch fehlen"
Das iPad Mini hat doch Stereo-Speaker?

Vielen Dank für den wichtigen Hinweis, dass das iPad mini doch einen Stereo-Latsprecher hat.

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