OS-X-Klangkünstler

Test: Madrona Labs Aalto

Subtraktive Softsynths sind oft ähnlich aufgebaut. Getreu dem Leitbild Minimoog, bieten sie meist einen oder zwei Oszillatoren, gefolgt von Filter- und Verstärkersektion. Die junge Softwareschmiede Madrona Labs bringt nun mit dem Aalto ein wenig Abwechslung ins synthetische Geschehen. Ein komplexer Oszillator und der ausgefeilte Waveshaper wirken nicht zufällig von einem anderen Urgestein inspiriert – dem Buchla-Synthesizer. Sind mit diesem Vorbild wirklich ganz andere Klänge möglich?

Von   Uhr

Grau und Blau

Der Aalto kommt mit einem schlichten grau-blauen Interface daher. Unter der Kopfzeile findet sich die Steuer- und Modulationssektion. Diese umfasst neben Spieloptionen einen Sequenzer, LFO sowie zwei Hüllkurven. Der untere Bereich beherbergt die Klangerzeugung, bestehend aus komplexem Oszillator, Waveshaper, Filter und Reverb. In der Mitte befindet sich das Patchfeld, mit dem Steuer- und Syntheseelemente frei verknüpft werden können. Die Regler dienen neben der Wertanzeige teils auch als Minioszilloskope. Einige wenige Bedienelemente sind in der vorliegenden Version noch ausgegraut und sollen laut Hersteller mit späteren Updates aktiviert werden.

Synthese mal anders

Grundlage für jeden Klang ist der komplexe Oszillator, der aus zwei Schwingkreisen besteht. Diese arbeiten als FM-Strang zusammen, ganz nach Art des Buchla 259. Der modulierende Oszillator kann zwischen Sinuswelle und Rauschen überblendet werden. Letzteres wird mittels Bandpassfilter zum Sinussignal gestimmt. Der modulierte Oszillator lässt sich hingegen frei zwischen Rechteck, Sinus und Sägezahn überblenden. Ein Timbre-Regler modelliert das Verhalten des Wave-Folders. Der Modulator kann auch direkt dem Signal zugefügt werden, bevor es in die nachstehende Gate-Sektion gespeist wird. Diese umfasst neben Lautstärkeregelung auch ein Tiefpassfilter nach Art klassischer Vactrolschaltungen. 

Verbiegen ist nicht genug

Nach der grundlegenden Klangerzeugung durchläuft das Signal die Waveguide-/Delay-Sektion. Diese besteht aus einem Allpass-Delay mit Waveshaper. Im Gegensatz zum klassischen Delay werden hier mit extrem kurzen Verzögerungszeiten Klangverfärbungen ermöglicht, die durch eine Feedbackschleife mit Peaking-EQ bis zur Eigenschwingung verstärkt werden können. Dry- und Wet-Regler dienen der Mischung von trockenem und Effekt-Signal, bevor es in die Filtersektion geht. Diese beherbergt einen überblendbaren Tief-, Hoch- und Bandpass mit wählbarer Grenzfrequenz und Resonanz. Sein Klangcharakter ist den Oberheim S.E.M.-Synthesizern nachempfunden, ermöglicht allerdings härtere Resonanzeinstellungen. Zu guter Letzt geht es in die Ausgangssektion, die einen Reverb-Effekt sowie Panning umfasst.

Mehr Bewegung

Für Spiel- als auch Modulationszwecke steht ein Sequenzer bereit, dessen Parameter wie Schrittanzahl, Geschwindigkeit, Offset oder Glide bearbeitet und zur DAW synchronisiert werden können. Ausgegeben werden verzögerbare Trigger- als auch Wertsignale. Weiterhin ist ein LFO an Bord, der Sinus und Rauschen erzeugt. Als letzte Modulationsquellen stehen zwei Hüllkurven bereit. Während die erste dem ADSR-Prinzip folgt, handelt es sich bei der zweiten um eine loopbare ADR-Hüllkurve. Beide sind sowohl per MIDI als auch internem Sequenzer trigger- und per Anschlag beeinflussbar.

Kühle Faszination

Im Test entpuppt sich der Aalto als Spezialist für Klanglandschaften und stark Moduliertes. Nicht selten kamen Erinnerungen an Klanglabore vergangener Tage auf. Der Soundcharakter ist kühl und absolut eigenständig, womit das Plug-in eine stimmige Ergänzung zu gängigen Softsynths darstellt und sich perfekt in den Mix einpasst, ohne durch seine Andersartigkeit allzu weit herauszustechen. Für weichere Klänge ist der Halleffekt eine gute Wahl, der, wie auch die anderen Klangbausteine, einen sehr hochwertigen Eindruck hinterlässt. Die Verkettung von Modulationsquellen und Syntheseparametern ist hervorragend gelöst und lädt zum Experimentieren ein. Einzig der CPU-Hunger des Plug-ins lässt derzeit zu wünschen übrig, denn bereits wenige Noten bringen eine aktuelle Core2Duo-CPU mächtig ins Schwitzen. Hier verspricht Madrona Labs mit einem kommenden Update Abhilfe, ebenso wie eine ganze Reihe neuer Features. Wir bleiben gespannt.

Fazit

Mit dem Aalto ist Madrona Labs ein interessanter Klangerzeuger gelungen, der auch im vollsten Plug-in-Ordner noch unterkommen sollte. Absolut eigenständig und inspirierend sicher eine ganz besondere Klangerfahrung, besonders für Freunde sauberer und experimenteller Sounds.

Testergebnis
ProduktnameAalto
HerstellerMadrona Labs
Preis99 €
Webseitemadronalabs.com
Pro
  • frischer, kühler Analogsound
  • eigenständiger Klangcharakter
  • reichhaltige Modulationsmöglichkeiten
  • übersichtliche Oberfläche
Contra
  • sehr rechenintensiv
Bewertung
1,5sehr gut

Mehr zu diesen Themen:

Diskutiere mit!

Hier kannst du den Artikel "Test: Madrona Labs Aalto" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.

Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.