Coverdesigner: Jeremy Bible

Eine schönere Welt erschaffen

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Diese Art der tiefen Beteiligung eines Labelchefs am kreativen Prozess ist in der Musikbranche längst außer Mode geraten. In gewisser Weise ähnelt Bible damit Legenden wie Clive Davis, der nicht nur Manager von Columbia Records, sondern auch deren maßgeblicher Produzent und wichtigster Talentscout war. Auch steht es für ihn fest, dass in einer Welt, in der Musik zunehmend als Strom aus digitalen Daten konsumiert wird, physische Objekte nur dann eine Überlebenschance besitzen, wenn sie von Anfang an als einzigartige Kunstobjekte konzipiert sind. Und so hat Bible, dem Fragen des Marketings durchaus nicht fremd sind und der um das Verkaufspotenzial eines gelungen Covers weiß, einige exzentrische Wunschvorstellungen: „Wenn es finanziell keine Grenzen gäbe, würde ich alles daran setzen, die Welt zu einem schöneren Ort zu verändern. Ich würde kommerzielle Plakatwände kaufen und sie in Kunst verwandeln. Ich würde ausgefeilte Alben veröffentlichen, deren Produktion mehr kostet, als sie jemals einspielen können. Ein eigenes Studio einrichten, in dem ich meine CDs selbst pressen, meine Booklets selbst drucken, meine Verpackungen selbst zusammensetzen kann.“

Daraus folgt gleichzeitig, dass Bible das Artwork einer Platte bereits im Kopf hat, bevor er einen Künstler unter Vertrag nimmt. Mit der Demo im MP3-Spieler begibt er sich ins Feld oder in die Stadt, lauscht der Musik, während er fotografiert und entwickelt so eine tiefe audiovisuelle Beziehung zu dem Werk. Immer steht dabei die Frage zentral, ob ein Album hundertprozentig zu Experimedia passt, ob es sich nahtlos in das Gesamtbild einfügt oder stattdessen eher wie ein Fremdkörper wirkt. Nur wenn alle Faktoren stimmen, kann er sich auch mit ganzem Herzen in die wirtschaftlichen Aspekte der Veröffentlichung stürzen und alles für eine Scheibe herausholen. Dabei geht es nicht darum, den eigenen Willen gegen den des Künstlers brutal durchzusetzen – tatsächlich sieht Bible durchaus kein Problem darin, in Konfliktsituationen notfalls seinen Vorschlag anzupassen –, sondern um eine Beziehung zwischen Bild und Klang, die über triviale Spiele mit dem Titel oder banale Porträtbilder hinausgeht. Die meisten der von ihm vertretenen Musiker fühlen sich dabei keineswegs bevormundet: „Sie sind vielmehr häufig sehr gespannt darauf, wie das fertige Produkt aussehen wird. Und ihre Reaktionen auf den Entwurf sind fast immer sehr begeistert.“

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