Zweiwege-Fullrange-Multifunktionsbox

Test: RCF ART 422-A

RCFs ART-Boxen sind legendär. Und die neue 4er-Serie rückt den Klang der Großen nun auch für kleine Budgets in greifbare Nähe. Ob’s trotzdem teuer klingt?Aus Italien kommen nicht nur schicke Schuhe, die besten Spagetti und edle Sportwagen, sondern auch PA-Lautsprecher mit gutem Ruf. RCF heißt die traditionsreiche Boxenschmiede aus Reggio Emilia, die gerade ein Paar ihrer neuesten Fullrange-Aktiven der beliebten ART-Serie in unser Testlabor geschickt hat.

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Ohne Chrom und Spoiler

Sofort nach dem Auspacken der Speaker wird klar, dass man hier nicht vornehmlich die äußeren Werte im Vordergrund stehen. Ganze 16,4 kg wiegt eine Box, die mit drei gut platzierten und dimensionierten Griffen sowie einem soliden Kunststoffgehäuse ein gutes Handling verspricht, Stativflansch und zwei M10-Flugpunkte inklusive. Das sehr funktionale Design verzichtet auf Spoiler und Chrom, hat dafür für den Monitorbetrieb beidseitig abgeschrägte Flanken und signalisiert mit puristischem Look Kraft und Leistung.

Kontrollierte Power

Die technischen Daten entsprechen der Optik. Im kompakten Gehäuse arbeitet eine konvektionsgekühlte Doppelendstufe mit ausgefeilter digitaler Prozessorsteuerung. 400 Watt verteilen sich kontrolliert auf 100 Watt für den Hochtonbereich und 300 Watt für Bässe und Mitten. Der damit angestrebte Schalldruck von 128 dB SPL bei extrem linearem Frequenzgang würde auch einem Ferrari alle Ehre machen. Und damit die Standfestigkeit stimmt, regelt der DSP einen dezenten Limiter, der das System vor Schäden schützt. Wenn es dagegen ans Flüstern geht, steht mit dem Boost-EQ eine Loudness-Funktion zur Verfügung, die auf Knopfdruck Höhen und Bässe anhebt und so zu vermehrtem Durchsetzungsvermögen verhelfen soll.

Mega Sound-Grip

Damit die ganze Power gepflegt an die Ohren und in die Magengrube kommt, hat man auch beim Tuning der Chassis konsequent ins oberste Regal gegriffen. Ein speziell entwickelter Zweizoll-Titan-Neodym-Treiber übernimmt die Performance von 20 kHz bis hinunter auf 1,3 kHz. Danach sorgt ein solider Zwölfzöller für den nötigen Druck nach unten bis 45 Hz. Ein Abstrahlwinkel von 90 x 60 Grad sorgt auch für guten Sound auf den teuren Plätzen. Auf der Rückseite der Box finden wir ein eher puristisches Anschlussfeld: XLR-/Klinken-Eingang, schaltbare Mic-/Linebuchse, XLR-Parallel-Ausgang.

High Speed

Jetzt geht es raus auf die Piste, und da haben wir eine ganz besondere „Teststrecke“ ausgesucht. Gleich in der Nachbarschaft erwartet uns ein neues Soundprojekt mit Livegesang, abgedrehtem Beatprogramming und einem Bläsersatz, der richtig Lärm macht. Hier werden wir die ART 422 als PA und als Monitore nutzen.

Eine Stärke der Lautsprecher wird schnell klar. Für Gesang sind sie bestens geeignet, weil sie eine hohe Mittentransparenz aufweisen, sehr dynamisch sind und jede Attacke problemlos mitgehen. Wir legen mit drei Oktaven los und können die PA nicht wirklich aus der Reserve locken. Jetzt kommen die Beats aus dem Rechner dazu. Extremer Bass und extreme Höhen, weil die Hi-Hat sehr im Vordergrund steht. Wir sind überrascht, wie beides gut und ausgewogen rüberkommt. Natürlich fehlt es da ganz unten an Druck, aber trotzdem wird der Bassbereich bestens abgebildet, und wenn es nicht darum geht, ein volles Haus zu rocken, kann man auch ohne Subwoofer gut mit den zwei Topteilen auskommen. Die Höhen weisen trotz extremer Beanspruchung keine Schärfen auf. Als wir die Bläser dazu nehmen, wird der Sound ziemlich voll und sehr laut. Ganz subjektiv wünscht man sich, durchsetzungsfähigere Höhen, aber der Sound insgesamt ist sehr transparent und ausgewogen. Trotz der Beanspruchung am Limit verrichtet der DSP der ART 422-A saubere Arbeit, unauffällig und ohne hörbare Kompressionen.

Boxenstopp

Jetzt ist Zeit, sich das Klangbild im Raum vorzunehmen. Und auch hier gibt es eine klare Antwort: super! Sehr echt, sehr live und sehr präsent. Die Box ist schonungslos, wenn es um die naturgetreue Abbildung dessen geht, was man ihr an Signalen bis in den Grenzbereich hinein verabreicht. Das macht Spaß. Weniger Spaß macht der Monitorbetrieb der Lautsprecher, weil sich bei leider fehlendem Lowcut im Gesang schnell ein Rumpeln aufbaut. Aber mit einem kleinen Dreh am Equalizer beziehungsweise der Schaltung des Lowcuts auf den Monitorweg des Mischpultes ist diese Angelegenheit schnell bereinigt und alle sind wieder glücklich mit dem tollen Sound aus Italien.

Super Finish

Die RCF ART 422-A legt keinen Wert auf Schnickschnack. Alle, die auf pure Leistung und überzeugenden Live-Sound stehen, sich dafür aber nicht das Kreuz brechen wollen, und solides Material schätzen, sind mit dieser aktiven Fullrange-Box bestens bedient und werden lange ihre Freude daran haben.

Testergebnis
ProduktnameRCF ART 422-A
HerstellerRCF
Vertrieb: dbtechnologies.de
Preis799 €
Webseitercf.it
Pro
  • sehr transparenter und druckvoller Sound
  • ausgewogenes Klangbild
  • mächtiger Schalldruck
  • solide Verarbeitung
  • gutes Handling
Contra
  • kein Lowcut
  • wenige Anschlussoptionen
Bewertung
1,5sehr gut

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